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Invasion in deutschen Gärten Raupe nagt an Buchsbäumen

Ein "Buchsbaumzünsler" frisst in Kornwestheim Blätter einer Buchsbaumhecke.

Ein "Buchsbaumzünsler" frisst in Kornwestheim Blätter einer Buchsbaumhecke.

(Foto: dpa)

Gärtner und Parkpfleger fürchten ihn gleichermaßen: Den Buchsbaumzünsler, einen bis zu sechs Zentimeter großen Schädling aus Asien. "Wie eine Naturgewalt" falle er über den Buchsbaum her, beklagen Insektenkundler. Die Experten sehen der Masseninvasion machtlos zu.

Der Buchsbaumzünsler ist auf dem Vormarsch. Ohne natürliche Feinde frisst der eingeschleppte Schädling Buchsbäume kahl. Angefangen hat er in Südbaden, jetzt breitet er sich immer weiter aus, beobachtet Michael Glas vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Stuttgart. Und das lässt nichts Gutes ahnen. "Der Buchsbaumzünsler fällt wie eine Naturgewalt über den Buchsbaum her." Baden-Württemberg ist nach Angaben des Insektenkundlers von allen deutschen Bundesländern am stärksten betroffen.

Der zwischen knapp einem und sechs Zentimeter große Schädling wurde über den Pflanzenhandel . Die ersten Tiere fielen 2007 rund um die Rheinhäfen Kehl und Weil am Rhein auf. Inzwischen haben die leuchtend grünen Raupen mit den schwarzen Punkten die gesamten Rheinebene erobert, nisten sich im Raum Karlsruhe ebenso ein wie nördlich von Stuttgart und machen sich auf den Weg Richtung Rheinland-Pfalz und Hessen. "Wir erhalten massiv Anrufe aus unterschiedlichen Regionen im Land", bestätigt Tilo Lehneis vom LTZ.

Hobbygärtner fürchten den Zünsler ebenso wie Parkpfleger. "Sie vernichten erhebliche Werte, nicht nur monetär, sondern auch symbolisch, etwa bei formierten Gehölzen in Schlossgärten", sagt Glas. Bei guten Witterungsbedingungen können sich bis zu drei Generationen im Jahr entwickeln. "Im Moment ist die zweite Generation aktiv, einzelne Falter fliegen noch, erste Raupen sind auch schon da."

Ganzer Buchsbaumwald kahlgefressen

Vor zwei Jahren fraßen die Raupen des Kleinschmetterlings in Grenzach-Whylen einen der letzten natürlichen Buchsbaum-Wälder in Deutschland kahl. Zusammen mit einem Pilz vernichteten die Schädlinge nach LTZ-Angaben zwei Drittel des 150 Hektar großen Naturdenkmals. "Dieses Jahr sind sie wieder verstärkt unterwegs, nachdem es letztes Jahr ruhiger war", sagt ein Sprecher des Landratsamtes Lörrach. In vielen Gemeinden des Kreises quelle der Kompost über vor entsorgten Buchsbäumen.

Die Experten sehen der Invasion ratlos zu. "Wir sind nicht in der Lage, diese Massenverbreitung zu unterbinden", sagt Glas. Die Raupen haben keine natürlichen Feinde. "Der Buchsbaum ist giftig, deshalb wollen die Vögel nicht an die Raupen. Meisen wird richtig schlecht, wenn sie die Raupen fressen." Außerdem kann man den Befall im dichten Blattwerk des immergrünen Buxus sempervirens erst spät erkennen. Das erschwert die Bekämpfung mit Insektiziden.

Hoffnungen setzt Glas in die Biologie. So könnten Schlupfwespen die Raupe als Futter entdecken. Für eine Regulierung könnte auch sorgen, "wenn sich die heimischen Parasiten auf den Buchsbaumzünsler eingestellt haben". Bis dahin bleibe den Buchsbaumwächtern nichts anderes übrig, als die Pflanzen regelmäßig auf Befall zu untersuchen und die Raupen abzusammeln.

Quelle: ntv.de, Anette Le Riche, dpa

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