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Bei klarem Wetter leuchtet der Himmel Wie stark wird der Sonnensturm?

(Foto: picture alliance / dpa)

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Ein Sonnensturm soll am Samstag auf die Erde treffen. Wie stark er genau sein wird, darüber sind Experten uneins. Mögliche Auswirkungen hat das Naturereignis vor allem für Strom- und Handynetze in Nordeuropa und Kanada. Doch optisch lohnt sich das Spektakel: Bei klarem Himmel könnten ab 18 Uhr Polarlichter zu sehen sein.

In bunten Farben leuchtet der Himmel, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen.

In bunten Farben leuchtet der Himmel, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen.

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Stärke und mögliche Folgen des aktuellen Sonnensturms werden von den Weltraumagenturen Nasa und Esa sowie der US-Wetterbehörde NOAA unterschiedlich eingeschätzt. Sicher ist, dass sich der Sturm am Donnerstag von der 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne gelöst hatte. Er sollte Berechnungen zufolge am Samstagnachmittag auf die Erde treffen.

Esa-Experte Juka-Pekka Lontama sagte, die Esa gehe von einem "moderaten" bis "starken" Sturm aus. Die US-Wetterbehörde NOAA erwartet "schwache" bis "moderate" Folgen.

Nach Angaben von Lontama hat der Sonnensturm ein eigenes magnetisches Feld. Wenn dieses beim Auftreffen auf das irdische Magnetfeld nordwärts gerichtet sei, komme es voraussichtlich nur zu einem schwachen Sonnensturm. "Wenn das Magnetfeld aber südlich ausgerichtet ist, bekommen wir starke Folgen", erwartete Lontama.

Beeinträchtigung von Strom- und Handynetzen möglich

Stromnetze und Handy-Verbindungen könnten beeinträchtigt werden, ebenso der Flugverkehr. Schwere Sonnenstürme können Satelliten, elektrische Anlagen, Navigationssysteme wie GPS und Funkverbindungen stören. Die Auswirkungen könnten Skandinavien, Kanada und Nordeuropa treffen.

Die Eruptionsregion auf der Sonne liege leicht südlich, teilte der Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen mit. Der sogenannte koronale Massenauswurf (CME) sei mit mehr als 1500 Kilometern pro Sekunde losgerast, in Erdnähe werde er voraussichtlich rund 800 Kilometer pro Sekunde schnell sein. Bei klarem Wetter könnten ab 18 Uhr Polarlichter in Nordeuropa zu beobachten sein.

Sonnenstürme hat es in der Erdgeschichte immer schon gegeben, aber erst die zunehmend technisierte Zivilisation wird anfällig dafür. Schäden durch Sonnenausbrüche sind schon von Beginn des elektrischen Zeitalters an belegt. Ein besonders starker Sonnensturm hatte etwa am 1. und 2. September 1859 die gerade eingeführten Telegrafenleitungen unterbrochen, Feuer in Telegrafenstationen entfacht und Polarlichter erzeugt, die noch in Rom und Havanna sichtbar waren. Heute drohten schlimmere Folgen. Eine Studie des britischen Strom- und Gasversorgers UK National Grid legt sogar nahe, dass ein derartiges Ereignis heute manche Regionen für mehrere Monate von der Stromversorgung abschneiden könne.

Die Nasa berichtete von Störungen des Telefonnetzes in Bundesstaat Illinois durch einen Sonnensturm 1972 und von Stromausfällen in der kanadischen Provinz Québec 1989. 2003 führte ein Sturm unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden, einem Ausfall des europäischen Flugradars, zur Verschiebung von über 60 Flügen in den USA und zum Verlust des Forschungssatelliten "Midori 2".

Sonnenstürme werden häufiger

Die NOAA erwartete für diesen Sonntag eine geomagnetische Intensität des Sturms von Rang G2 auf der Skala von G1 (am schwächsten) bis G5 (am stärksten). Bei der Explosion seien auch große Mengen UV-Strahlung Richtung Erde gesandt worden, hieß es bei "Spaceweather.com". Messstationen in Norwegen, Irland und Italien hätten dies bereits registriert.

Die Sonnenaktivität schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren und nimmt seit 2010 wieder zu: Sonnenstürme werden häufiger und stärker. Grund für die Aktivitätsschwankungen ist der Rhythmus des Gastransports in den Außenschichten der Sonne.

Nach Ansicht des Weltraum-Forschers Mike Hapgood ist die Menschheit zu schlecht vorbereitet auf schwere Sonnenstürme. Zu sehr hinge Stromversorgung, Flugverkehr und Kommunikation von Satelliten und anderen verletzlichen technischen Installationen ab. Die Zivilisation müsse sich daher besser auf Sonnenstürme vorbereiten. Mit einer rechtzeitigen Vorhersage des Weltraumwetters sei es möglich, sich auf derartige Extremsituationen vorzubereiten. Zudem müssten Stromnetze und Satelliten ausfallsicherer gemacht werden.

Quelle: ntv.de, cro/dpa

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