Neue Heimat für Meerestiere Windräder tragen zu Artenvielfalt bei
30.10.2013, 15:26 Uhr
An den Fundamenten der Räder bilden sich künstliche Riffe.
(Foto: picture alliance / dpa)
Windparks auf offener See sind wohl weniger gefährlich für die Umwelt als befürchtet. So binden Meeresbewohner die Riesen in ihre natürliche Umgebung ein und nutzen sie als Lebensraum. Ein Projekt will jetzt eine Delikatesse an den Windrädern ansiedeln.
Bisher galten Meeres-Windparks als Gefahr für Meerestiere und Seevögel. Eine neue Untersuchung des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zeigt jedoch, dass die Windräder der Artenvielfalt zugute kommen. Die Fundamente der Windturbinen bildeten "künstliche Riffe", an denen sich Muscheln, Seesterne, Seeanemonen, Seelilien sowie Fische wie Makrele und Seebull ansiedelten, teilt das BSH mit.
Zudem sei die viel diskutierte Gefahr für Seevögel viel geringer als befürchtet. Diese gerieten nur selten in die großen Windräder. "Die Bewegungen und Beleuchtungen der Windenergieanlagen scheinen die Vögel zu verscheuchen. Das senkt das Kollisionsrisiko erheblich", erklärt das BSH. Mögliche Folgen für Zugvögel sind noch nicht untersucht worden. Bei normalem Wetter habe es überhaupt keine Zusammenstöße gegeben. Ungeklärt sei allerdings noch die Gefahr bei schwierigen Wetterlagen, die für die Tiere unerwartet kommen.
Für die Untersuchung erforschten Wissenschaftler die Vorgänge rund um den Windpark "Alpha Ventus" 45 Kilometer vor der Insel Borkum. Er wurde 2010 als erster in Deutschland in Betrieb genommen. Bei dem aufwändigen, vom Bundesumweltministerium mit 7,8 Millionen Euro geförderten Forschungsprojekt kamen unter anderem auch neuartige Methoden wie Fischecholote und digitale Bilderfassungssysteme zum Einsatz, bei denen eine Software die Vogelbewegungen analysierte.
Keine Gefahr für Schweinswale
Keinerlei Auswirkungen zeigte der Betrieb des Windparks den Angaben zufolge auch auf die streng geschützten Meeressäuger wie den Schweinswal. Die Tiere mieden den Bereich lediglich während der lauten Rammarbeiten in der Bauphase. Die Behörde definierte deshalb bereits einen verbindlichen Lärm-Grenzwert für den Unterwasserbereich, den der Windparkbetreiber einhalten muss.
Vor den deutschen Küsten werden derzeit etliche Windparks gebaut oder geplant. Mehr als 30 sind genehmigt, mehr als zehn sind bereits im Betrieb oder im Bau. Große Offshore-Windparks sind ein zentraler Pfeiler der deutschen Energiewende. Nach den Planungen der Bundesregierung sollen bis 2030 Turbinenfelder mit einer Gesamtleistung von 25.000 Megawatt errichtet werden. Das BSH ist für die Genehmigung zuständig und kümmert sich dabei unter anderem auch um Umweltschutzbelange.
Die Fundamente von Windparks gelten in Fachkreisen schon länger als potenzielle neue Biotope für Meeresorganismen. Unter anderem läuft ein Projekt des Alfred-Wegener-Instituts zu Ansiedlung von Hummern zwischen den Windturbinen des Windparks "Riffgat" vor Borkum.
Quelle: ntv.de, lsc/AFP