Auto

Neuer Ami schneller als Tesla? Jeep Wagoneer S - elektrisches Luxus-SUV mit 600 PS

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Jeep erweitert sein Programm mit dem elektrischen Luxus-SUV Wagoneer S.

Jeep erweitert sein Programm mit dem elektrischen Luxus-SUV Wagoneer S.

(Foto: Jeep)

Mit dem Wagoneer S stellt Jeep nach dem Avenger ein weiteres rein elektrisch angetriebenes Modell vor. Ein reinrassiger Kraxler scheint er jedoch nicht zu werden, schon eher ein ultraflinker Sprinter. Doch lesen Sie am besten selbst.

Wie kann man Jeep attraktiv für Kunden machen, die insbesondere das große Besteck der Marke für gefräßige Sprit-Dinosaurier halten? Klar, mit einer rein elektrischen Variante. Und genau so eine stellt der Stellantis-Konzern jetzt vor.

Das Heck des Wagoneer könnte auch zu einem beliebigen Japaner gehören.

Das Heck des Wagoneer könnte auch zu einem beliebigen Japaner gehören.

(Foto: Jeep)

Dabei ist das 4,89 Meter lange Gelände-Biest nicht etwa der Hardcore-Kraxler, den Jeep ja ebenfalls in Aussicht stellt - einen Elektro-Wrangler, der allerdings "Recon" heißen wird. Gegen einen richtigen Geländewagen sieht dieses elektrisch angetriebene SUV regelrecht weichgespült aus, aber dennoch hat es der Wagoneer in sich. Unter dem Blech des futuristisch-luxuriös anmutenden Jeep steckt nämlich richtig satte Power.

Offroad-Kompetenz ist fraglich

Aber was ist eigentlich mit den Geländewerten? Es existieren mehrere Hinweise darauf, dass es damit nicht so weit her ist. Bezeichnend dürfte sein, dass Jeep einen Werbespot produziert hat, in dem der Hersteller seinen jüngsten Spross gegen das alles andere als geländetaugliche Tesla Model Y antreten lässt und dieses gnadenlos versägt. Das ist allerdings rund 20.000 Dollar günstiger in der entsprechenden Version, aber rangiert eben auch unter 600 PS. Angesichts dieser Ausrichtung bleibt mehr als fraglich, ob es beispielsweise überhaupt eine Trailhawk-Variante geben wird mit ausgeprägten Kletterfähigkeiten.

Ganze vier Displays bietet der Jeep Wagoneer S. Insgesamt sind es über 40 Zoll an Monitorfläche.

Ganze vier Displays bietet der Jeep Wagoneer S. Insgesamt sind es über 40 Zoll an Monitorfläche.

(Foto: Jeep)

Damit verbunden ist die Frage, ob eines Tages das berühmte Traditionsbadge "Trail Rated" - die Auszeichnung für besondere Offroad-Kompetenz - auf dem rund 71.000 Dollar teuren Wagoneer kleben wird. Zwar ist von einem aktiven Allradantrieb die Rede, allerdings machen die Angaben zum Chassis wenig Hoffnungen auf 4x4-Begabung. Denn Hindernisse überwinden dürfte mit einem Böschungswinkel von 19,2 Grad vorn und 23,4 Grad hinten eher schwieriger werden. Auch die Bodenfreiheit von 162 Zentimetern spricht eher für Reise-SUV als für Kletterprofi.

Jeep Wagoneer sportelt eher als zu kraxeln

Im Fond des Wagoneer S gibt es jede Menge Platz.

Im Fond des Wagoneer S gibt es jede Menge Platz.

(Foto: Jeep)

Somit dürften die Verantwortlichen schon im Blick gehabt haben, dass Offroader sowieso generell eher als Onroader eingesetzt werden. Dafür klotzt die jetzt erstmals physisch gezeigte Launch-Edition vor allem mit Werten aus der Sportwagen- statt aus der 4x4-Abteilung. So erzeugen zwei jeweils 340 PS starke Elektromaschinen eine angegebene Systemleistung von 608 PS. Und an Drehmoment stehen 837 Newtonmeter zur Verfügung. Das soll reichen, um den auf der sogenannten STLA-Large-Plattform basierenden 2,6-Tonnen-Ami binnen 3,4 Sekunden auf 96 km/h zu wuchten.

Warum eigentlich nicht 100? Wenngleich Stellantis seine jüngste Jeep-Kreation bereits mit ins beschauliche Mainz gebracht hat, wo der Konzern neugierige Journalisten erstmals entern lässt - die nun preisgegebenen Spezifikationen sind noch US-amerikanisch. Daher gilt der 0-60-Meilen-Standard für den Sprint. Immerhin wird auch schon eine Höchstgeschwindigkeit genannt, untypisch in der US-Welt. Aber die Deutschen dürfen sich auf mindestens 198 km/h freuen.

Legt man die Rücksitzlehnen um, passt auch ordentlich Gepäck in den jüngsten Jeep.

Legt man die Rücksitzlehnen um, passt auch ordentlich Gepäck in den jüngsten Jeep.

(Foto: Jeep)

Was etwas verwundert: Größenmäßig unterbietet der Wagoneer S den Grand Cherokee leicht, obwohl der klassische Wagoneer ja eher ein Schlachtschiff ist. Auch der Radstand fällt mit 2,87 Metern nicht überbordend aus (der Grand Cherokee bietet 2,96 Meter), wenngleich das Platzangebot in der zweiten Reihe schon in Ordnung geht. Da ich hier und heute bloß schauen darf, kann ich freilich keine Aussagen darüber treffen, ob das Fahrwerk wenigstens komfortabel abgestimmt ist. Und für Europa dürfte es dann ja ohnehin noch eine Anpassung des Set-ups geben.

Wo bleibt das 800-Volt-Bordnetz?

Das bleibt auch für das Ladesystem zu hoffen. Zwar gilt als gesichert, dass die Vertreter dieser Stellantis-Plattform auch für ein 800-Volt-Bordnetz vorbereitet sind, die hier ausgestellte Variante des Jeep Wagoneer verzichtet allerdings darauf und arbeitet mit 400 Volt.

Wäre da nicht der prägnante Grill, würde der Wagoneer fast langweilig aussehen.

Wäre da nicht der prägnante Grill, würde der Wagoneer fast langweilig aussehen.

(Foto: Jeep)

Das hält den Hersteller nicht davon ab, zumindest stramme Werte zur erwarteten Ladeperformance anzukündigen. Und zwar soll die 100 kWh große Batterie in bloß 23 Minuten von 20 auf 80 Prozent Ladestand gebracht werden können. Das spräche dafür, dass man die Zellchemie des Nickel-Mangan-Kobalt-Speichers gut im Griff hätte. Und die Reichweite beziffert Jeep mit umgerechnet 480 Kilometern.

Europa muss bis 2025 warten

Mehr zum Thema

Falls Ihnen diese Spezifikationen schon mal zusagen sollten, dürfen Sie gerne auch einen Blick auf die Innenarchitektur werfen. Logisch, dass diese ganz auf die Bedürfnisse von Digital Natives ausgerichtet sind. Hier gibt es nämlich auffällig viel Display - auch für den Beifahrer natürlich. Insgesamt sind vier Screens auszumachen, einer davon ist dauerhaft reserviert, um die Klimaanlage zu bedienen. Das macht Hoffnungen darauf, für häufig benutzte Funktionen nicht in die Tiefen des Menüs abtauchen zu müssen.

Äußerlich fällt der Wagoneer S eher unspektakulär aus, das Heck könnte auch zu einem beliebigen japanischen SUV gehören. Edel allerdings: der in filigranen Lettern gehaltene Wagoneer-Schriftzug auf den Flanken. Das coolste Merkmal dürfte allerdings der typische Grill mit den sieben Slots sein. Bloß, dass er jetzt beleuchtet ist und damit ziemlich futuristisch aussieht. Zukunftsmusik ist der zumindest nachts fancy daherkommende Elektro-Jeep allerdings kaum noch. Seine Markteinführung wird noch in diesem Herbst erfolgen. Den Weg nach Europa wird er zwar erst nächstes Jahr finden, doch auch das ist ja nicht mehr allzu lange hin.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen