Kleiner Kraftzwerg Mini John Cooper Works E im Test - Fahrspaß maximiert


Mit deutlich unter vier Metern Länge gehört der Mini noch zu den echten Kleinwagen.
(Foto: Patrick Broich)
Mini mit dem begehrten John-Cooper-Works-Badge elektrisch, kann das funktionieren? ntv.de war mit dem giftigen Kleinwagen unterwegs. Und ja, unspaßig ist anders. Wo Licht ist, findet sich allerdings auch Schatten.
Fahrspaß ist für viele Menschen immer noch fest verbunden mit verbrennermotorischem Antrieb. Am besten noch mit manuellem Getriebe, sodass Sound plus Übersetzungstausch in freudvoller Wechselbeziehung stehen. Und die Marke Mini steht per se für Fahrspaß, erst recht, wenn dann noch John Cooper Works gewählt wird - denn diese Modelle bilden die Speerspitzen des Modellprogramms.
Und jetzt kommt der Konzern mal eben mit einem elektrischen JCW um die Ecke, wie soll das denn bitte zusammengehen? Okay, zugegeben, wer einen Blick auf den Testwagen wirft in klassischem Rot mit schwarz lackiertem Dach sowie den schwarzen "Sport Stripes" auf der Haube, kann ihm zunächst schwerlich böse sein. Selbst wenn nicht der Wunschantrieb unter dem Blech steckt.

Bis heute hat sich der Mini seine typische Front mit den Kulleraugen erhalten. Die "Sport Stripes" entstammen dem umfangreichen Individualisierungsprogramm.
(Foto: Patrick Broich)
Und dann folgt unweigerlich die erste Runde. Mal kurz antesten auf trockenem Landstraßenasphalt. Grip ist also nicht das Ding, Gewicht nur bedingt, denn der Fronttriebler bunkert bloß 49 kWh Strom - kleine Batterie gleich weniger Masse. Dennoch kommen 1,7 Tonnen zusammen. Ein mit voller Ausstattung konfigurierter Verbrenner-Mini kann aber ebenfalls 1,5 Tonnen auf die Waage bringen - leicht ist dieser Kleinwagen also ohnehin nicht. Die Spannung steigt: Macht der Deutschbrite nun Laune oder nicht?
Zum Leidwesen von Gegnern batterieelektrischer Antriebe: ja, sehr. Wenn 350 Newtonmeter über die Vorderräder herfallen, sorgt der Druck im Kreuz einfach für hochgezogene Mundwinkel. Der hat richtig Punch, wirklich. Aber nicht nur das. Der BMW-Konzern kann auch Abstimmung. Ultrapräzise und gokartmäßig folgt der Zweitürer dem Einschlag des griffig wirkenden Lenkrads. Auf der Landstraße ist dieser Mini wirklich in seinem Element. Kaum zu glauben, dass in der Plattform Ora-Funkycat-Gene aus dem Hause Great Wall Motor stecken sollen.
Beim Fahrwerk haben es die Ingenieure übertrieben

Ob der Dachspoiler übertrieben ist? Dieser elektrische John Cooper Works entwickelt eine erstaunliche Dynamik.
(Foto: Patrick Broich)
Und was kann der 3,68 Meter lange Kleinwagen weniger gut? Autobahnetappen abspulen beispielsweise. Warum die Fahrwerker allerdings nicht hinbekommen haben, dass der Cooper auch mal ein paar Kilometer ruhig fahren kann auf der schnellen Piste, ohne förmlich zu hüpfen, bleibt fragwürdig. Hier sollte dringend nachgebessert werden. Sobald der Mini aber wieder auf der Landstraße fährt, gleiten die Mundwinkel nach oben.
Und wie sieht es mit den elektrospezifischen Charakteristika aus? Das kann man von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachten, wobei man so fair sein sollte, den Mini als heißen Cityflitzer anzuerkennen. Realistisch lassen sich mit einer Akkuladung 300 Kilometer zurücklegen - eher im urbanen Raum als auf Strecke. Und dass der Cooper keine Laderakete ist, kann man schlicht den technischen Daten entnehmen. Mehr als 95 kW im Peak verspricht der Hersteller gar nicht erst. Somit hat es der Akku im Ladetest binnen 30 Minuten von 25 auf 83 Prozent geschafft - das darf als der erwartbare Bereich bezeichnet werden.

Die Architektur mit dem runden Display ist typisch Mini - auch 2025 hat sich das nicht geändert. Ein Head-up-Display mit vorgelagerter Plexiglasscheibe ist jedoch unwürdig.
(Foto: Patrick Broich)
Ebenfalls erwartbar ist ein durchgestylter Innenraum mit einem markanten runden Display, typisch Mini. Und auf dem Touchscreen ist verdammt viel los, alles ist schön bunt, es gibt unzählige Werte von der Batteriestandanzeige über die Geschwindigkeit bis hin zum Kilometerzähler - die man erst einmal auseinanderhalten muss. Für die Bedienung bedeutet das außerdem ein bisschen Training, um sich die entscheidenden Moves draufzuschaffen mittels diverser Menüpunkte. Die sind nicht immer ganz leicht zu durchdringen auf der vollgepackten Anzeige. Wichtig ist, dass es eine ordentlich rastende Taste für das Menü "Fahrassistenz" gibt, um individuelle Anpassungen zügig vornehmen zu können.
Der Platz im Fond ist arg begrenzt
Nach ausgiebigen Probefahrten bin ich freilich auch mal auf die Hinterbank gehüpft, um die Lage dort zu checken. Ein Mini ist ein Mini und bleibt ein Mini. Der Raum ist also begrenzt, wobei 2,53 Meter Radstand zumindest für etwas mehr Beinfreiheit hätten sorgen können. Kurzstrecke in den schicken Sitznischen gehen aber in Ordnung, für die Langstrecke sieht das anders aus. Aber damit würde man das Fahrzeug ja sowieso zweckentfremden.

Kippschalter haben bei Mini Tradition. Außerdem erleichtern etliche physische Tasten die Bedienung.
(Foto: Patrick Broich)
Mini ruft allerdings gar nicht mal so wenig Geld für seinen elektrischen Cooper JCW auf, der wohl häufig als Zweitwagen infrage kommen dürfte. Jedoch handelt man sich für 40.650 Euro ja auch ein schnelles Biest mit strammen 258 PS ein. Und eine kleine Besonderheit soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, denn der Kleinwagen erstürmt nicht bloß die 100-km/h-Marke innerhalb von rasanten 5,9 Sekunden. Nein, die Höchstgeschwindigkeit liegt außerdem bei 200 km/h. Das ist für einen elektrischen Antrieb schon sehr ungewöhnlich. Zum Vergleich: Ein BMW i5 eDrive40 regelt bereits bei 193 Sachen ab.

Ein bisschen Luxus bietet der Brite auf Wunsch beispielsweise mit einem Soundsystem aus dem Hause Harman Kardon.
(Foto: Patrick Broich)
Wenn man akzeptiert, dass Premium etwas mehr kostet und das Budget hier mitspielt, ist der Cooper JCW durchaus ein empfehlenswertes Produkt. Allerdings darf man von einem Fahrzeug in dieser Preisklasse durchaus erwarten, dass es einen Hauch mehr Allroundfähigkeit aufweist. Mit einem etwas harmonischeren Fahrwerk wäre hier sicherlich ein guter Anfang gemacht. Ladethematik und Reichweite muss man einstweilen zähneknirschend hinnehmen bei einem elektrischen Antrieb in diesem Größensegment.
Der Spaßfaktor ist unter dem Strich allerdings hoch, und das ist ja schon jede Menge wert. Ob man diesen Mini trotz oder wegen des elektrischen Antriebs kaufen möchte, diese Entscheidung muss der potenzielle Interessent selbst treffen.
Quelle: ntv.de