Von Atari bis "Battlefront" Das Universum der "Star Wars"-Games
17.12.2015, 17:01 Uhr
Spielszene aus "Battlefront" - jüngster Spross im Games-Kosmos von "Star Wars".
(Foto: Electronic Arts)
Alle sprechen über den neuen "Star Wars"-Film. Doch zum Imperium der Sci-Fi-Saga gehören seit mehr als drei Jahrzehnten auch die Videogames - von Lego-Figuren bis zu Spielen, die als jugendgefährdend eingestuft sind. Und was ist das beste Game?
Abgesehen von den längst in den Annalen der Gaming-Geschichte verschwundenen Spielhallen, einem unlizenzierten Ausflug 1978 auf dem Apple II und dem heute eher seltsam anmutenden "Electronic Battle Command Game" von Kenner, startet die Historie der "Star Wars"-Computerspiele mit "The Empire Strikes Back" (1982) auf der Atari-Konsole. Leute, die dieses erste magische Gerät der videospieltechnischen Unabhängigkeit einst ihr Eigen nannten, haben jetzt sicher eine Gänsehaut. Bei "Empire" konnte man mit einem pixeligen Snowspeeder gegen genauso pixelige imperiale Kampfläufer antreten. Ein "Shoot 'em up"-Game in Reinform. Nie wieder waren Videospiele so simpel, so klar und so cool!
Obwohl "Krieg der Sterne"-Schöpfer George Lucas mit LucasArts seine eigene Software-Truppe gründete, wurden zur Blütezeit der alten "Star Wars"-Trilogie Spiele, die in diesem Universum angesiedelt waren, aus lizenzrechtlichen Gründen nur von Fremdanbietern produziert. Munter konnte der begeisterte Fan sich durch Titel wie "Jedi Arena", "Super Star Wars" oder "Death Star Battle" schießen - der Zenit der Arcade-Spiele.
Das erste ernstzunehmende unter der Feder von LucasArts selbst konzipierte "Star Wars"-Spiel war 1993 "Star Wars: X-Wing". Eingebettet in die Rahmenhandlung der alten Trilogie, konnte der Gamer sich, aus dem Cockpit eines X-Wing heraus, Kämpfe mit der imperialen Flotte liefern. Ein Gefühl, als wäre man Luke Skywalker höchstpersönlich! Mit dieser Weltraum-Simulation ließen die "Star Wars"-Spiele ihre Kinderschuhe hinter sich. Der "Krieg der Sterne" war in der Gaming-Industrie angekommen. Die "X-Wing"-Reihe wurde mit "Star Wars: TIE Fighter" (1994), "X-Wing vs. TIE-Fighter" (1997) und "Star Wars: X-Wing Alliance" (1999) erfolgreich fortgesetzt.
"Star Wars" kommt auf den Index
"Star Wars: Rebel Assault" (1993), eines der ersten Computer-Games, das als CD-ROM auf den Markt kam, überzeugte in Sachen Grafik, da die meisten der Spielszenen vorgerendert sind. Doch der imposanten Optik fiel die Bewegungsfreiheit des Spielers zum Opfer. Schöne Bilder in einer statischen Welt. Mit "Dark Forces" betrat LucasArts Mitte der 1990er die Welt der "First-Person-Shooter ". Als Söldner Kyle Katarn konnte man die Pläne des ersten Todessterns stehlen und diverse Gefechte mit dem Imperium bestreiten. Das Game war innovativ und machte Spaß. Doch dies sah die damalige Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien anders und setzte das Spiel, aus heute unersichtlichen Gründen, auf den Index.
"Star Wars: Dark Forces" zog eine ganze Reihe hinter sich her. In "Jedi Knight: Dark Forces II" konnte der Spieler zum allerersten Mal ein Lichtschwert schwingen und die Macht gegen Horden von Stormtroopern einsetzen. Wer sich schon immer mal als Jedi-Ritter durch äußerst komplexe Level kämpfen wollte, war hier richtig. Das Gameplay war ein Genuss. "Jedi Knight II" (2002) und "Jedi Academy" (2003) setzten dieses Konzept mal mehr, mal weniger gekonnt fort. Beide Titel können sogar einen bescheidenen Erfolg im E-Sport verbuchen, einem sportlichen Wettkampf, in dem sich Gamer auf dem Schlachtfeld der Computerspiele in ihren Fähigkeiten messen.
Das beste "Star Wars"-Spiel aller Zeiten
Zum Beginn des neuen Jahrtausends ließ LucasArts wieder viele "Sternenkrieger"-Spiele außer Haus herstellen - was sich im Fall der kanadischen Firma BioWare als immenser Glücksfall herausstellte! "Star Wars: Knights of the Old Republic" (2003) handelt schlappe 4000 Jahre vor George Lucas' Film-Epen. Es ist als Rollenspiel angelegt und zieht den Gamer in eine epische Geschichte hinein, die es mit ihrem Leinwandvorbild locker aufnehmen kann. Nicht ohne Grund wurde es von einigen Spielekritikern als bestes "Star Wars"-Spiel aller Zeiten gelobt. Obsidian Entertainment legte zwei Jahre später mit "The Sith Lords" den zweiten Teil nach. Auch wenn das Spielprinzip den ersten Teil nur wiederholt, so sind es erneut gut ausgearbeitete Charaktere und eine fesselnde Geschichte, die das Fanherz und den fachkundigen User über unzählige Stunden in ihren Bann ziehen.

Sie wollen doch nur spielen: Besucher der "Tokio Game Show" im September 2015.
(Foto: picture alliance / dpa)
Im Mehrspieler-Online-Rollenspiel, zu deren bekanntestem Vertreter sicher das "World of Warcraft"-Universum zählt, versuchte "Star Wars" 2003 mit "Galaxies" Fuß zu fassen. Doch 2011 wurden die Server abgeschaltet. Seitdem trägt der Nachfolger "Star Wars: The Old Republic" die Fackel weiter. Nach einem guten Startjahr, gefolgt von Abonnenten-Einbrüchen, hat sich das Online-Rollenspiel in den vergangenen Jahren etwas stabilisiert. "The Old Republic" hat sicher Potenzial, aber leider ist es den Entwicklern noch nicht gelungen, dieses angemessen auszureizen.
Als Kontrast zu den Erwachsenen-Games (oder vielleicht aus Profitgier) entstand auch eine Spielwelt für die Kleinsten. Vor etwa zehn Jahren eroberten die nasenlosen Figuren des dänischen Lego-"Imperiums" das Universum der "Star Wars"-Spiele. In Lego-typischer Gestalt, angelehnt an die Kinohelden, hüpfen und schießen sie sich im klassischen Jump'n'Run-Stil durch liebevoll animierte Levels. Alle Film-Episoden, inklusive der "Clone Wars", können nachgespielt werden. Ein Fest für die Jünglinge der Weltraumsaga.
"Nur ein Name" und der Reboot von "Battlefront"
2008 wollte LucasArts es noch mal wissen. Mit "Star Wars: The Force Unleashed" hatte man ein durchaus vielversprechendes Spiel geschaffen. Die Story war filmreif, die Grafik imposant und die Kämpfe als geheimer Schüler des Sith-Lords Darth Vader ansprechend. Auch wenn es im Grunde nur ein extrem aufgepimpter Jump'n'Run-Titel war, kann es dennoch über viele Stunden begeistern. Mit "The Force Unleashed II" (2010) begrub LucasArts seinen neuen Helden Galen Marek gleich wieder. Das Game ist zu kurz, zu langweilig und über alle Maßen uninspiriert. Damit endete auch die Ära George Lucas. 2012 ging LucasArts an die Disney Company.
Disney stoppte alle laufenden Game-Produktionen und verleiht seitdem wieder ausschließlich "Star Wars"-Lizenzen an Fremdanbieter. Die Spiele-Schmiede LucasArts ist nach über dreißig Jahren erneut nur ein Name. Vor genau einem Monat, am 17. November 2015, erschien der erste große Titel unter der Kontrolle des neuen Hausherren. Disney beauftragte das Entwicklerstudio DICE und den Publisher Electronic Arts damit, die 2004 von den Pandemic Studios gestartete "Star Wars: Battlefront"-Reihe zu reanimieren. Einen First- und Third-Person-Shooter, bei dem sich die Spieler vordergründig Teamschlachten auf Multiplayer-Maps liefern. Das Ergebnis kann sich in puncto Grafik und "Star Wars"-Feeling durchaus sehen lassen, auch wenn es dem Gameplay etwas an Tiefe mangelt. Es ist ein schnelles Spiel, ausgelegt auf den Gelegenheits-Spieler. Bei Hardcore-Zockern wird es vermutlich schnell Langeweile auslösen. Doch wer das Universum des Herrn Lucas liebt, sollte einen Blick riskieren.
Die Zukunft der "Star Wars"-Spiele steht nun in den Sternen. Es bleibt zu hoffen, dass in den Chefetagen der Disney-Zentrale auch der eine oder andere Computerspiele-Liebhaber sitzt und nicht nur Erbsenzähler, die jede Spiele-Lizenz einfach an den Meistbietenden verschachern. In diesem Sinne: Möge die Macht mit uns sein, immer.
Quelle: ntv.de