"Dümmster Rockstar der Welt" Waters und Morgan führen hitzige Gaza-Debatte
05.07.2024, 16:23 Uhr Artikel anhören
Zwei streitbare Persönlichkeiten: Roger Waters und Piers Morgan.
Für seine Unterstützung der Palästinenser wird Roger Waters von vielen Kritikern als Antisemit bezeichnet. In einem Interview mit Piers Morgan gerät der ehemalige Pink-Floyd-Star nun in eine hitzige Debatte über den Hamas-Terror und die in Gaza begangenen Kriegsverbrechen.
"Update: Gestern habe ich Pink-Floyd-Star Roger Waters interviewt, nachdem ich ihn als 'den dümmsten Rockstar der Welt' und einen 'völligen Idioten' bezeichnet hatte. Es verlief so gut, wie man es erwarten konnte." Mit diesen harschen Worten kündigte der skandalträchtige Moderator Piers Morgan am Dienstag auf Instagram sein neuestes Youtube-Video an, in dem er mit der Pink-Floyd-Legende über den Krieg in Gaza diskutiert. Doch mit dem Ausgang des Interviews sollte der Brite recht behalten.
Roger Waters setzt sich seit Langem für die Palästinenser ein und hatte sich in der Vergangenheit mehrfach gegen Israel positioniert. Von vielen Kritikern wird er für seine Haltung als Antisemit bezeichnet. Zu Gast in der Youtube-Show "Piers Morgan Uncensored" gerieten er und der Moderator nun in eine hitzige Debatte über die in Gaza begangenen Kriegsverbrechen und besonders die Terrorattacke vom 7. Oktober 2023, die den Konflikt ausgelöst hatte. Der Bassist sieht sich nun mit den Vorwürfen konfrontiert, diese verharmlost zu haben.
So versuchte Morgan, dem ehemaligen Pink-Floyd-Bassisten das Bekenntnis zu entlocken, dass es sich bei dem Hamas-Angriff auf israelische Bürgerinnen und Bürger um eine Terrorattacke gehandelt hat. Doch das wollte dem 80-Jährigen nicht über die Lippen kommen. "Dieses Gespräch werde ich mit Ihnen nicht führen", blockte er ab. "Es ist eine Zeitverschwendung."
"Absolutes Recht auf bewaffneten Widerstand"
Zwar bezeichnete Waters die Tötung von Zivilisten als "Kriegsverbrechen". Hamas als Terrororganisation zu bezeichnen, ging ihm dann aber doch zu weit- "Terror" sei ein "gefährlicher" Begriff. "Die Menschen, die für die Befreiung Palästinas kämpfen, haben ein rechtliches und moralisches Recht, sich gegen den Unterdrücker zu wehren", argumentierte er. "Wenn jemand in Ihr Land eindringt, alle Menschen aus ihren Häusern vertreibt, alles stiehlt und Ihr gesamtes Land 75 Jahre lang besetzt, haben Sie ein absolutes Recht auf bewaffneten Widerstand."
Auf Morgans Frage, ob er glaube, dass es sich bei dem Angriff am 7. Oktober um eine israelische Operation unter falscher Flagge gehandelt habe, antwortete Waters: "Ich sage nicht, dass ein Teil der palästinensischen Widerstandsbewegung diesen Drahtzaun in Richtung Israel nicht überquert hat. Ich sage nicht, dass das überhaupt nicht passiert ist. Was ich sagen will, ist, dass es so viel Gerede darüber gibt, ob Israel das Recht hat, sich zu verteidigen. Warum hat sich Israel an diesem Morgen nicht verteidigt?", fragte er. "Warum haben sie sieben Stunden gewartet, bevor sie angefangen haben, alle mit Maschinengewehren zu erschießen?"
Weiter stritt Waters ab, dass es bei dem Terroranschlag zu Vergewaltigungen gekommen sei. Dabei handele es sich lediglich um "schmutzige und abscheuliche Lügen", die die Israelis verbreitet hätten. Als Morgan argumentierte, dass Frauen tatsächlich sexuell angegriffen und vergewaltigt worden seien, gerieten die beiden Männer in ein kurzes "Nein!"-"Doch!"-Gefecht, bevor Waters vehement behauptete: "Es gab keine Beweise. Sie können alles sagen, was Sie wollen, aber es gibt keine Beweise."
Waters' Selbstgespräch sorgt für Irritationen
Für große Verwunderung bei den Zuschauern sorgte Waters, als er ein leises Selbstgespräch begann, um Piers Morgan zu unterbrechen. "Roger, Roger, beruhige dich. Roger, sinke nicht auf sein Niveau", besänftigte sich der Bassist selbst und sah dabei nach links, als säße er selbst neben sich. "Okay, werde ich nicht", antwortete er sich. "Hör auf zu schreien, hör auf zu schreien, Mann. Lass dich von ihm so oft unterbrechen, wie er will", entgegnete seine innere Stimme flüsternd, bevor Walters sich wieder gerade aufsetzte und laut in Richtung Morgan sagte: "Entschuldige, Piers, was wolltest du sagen?"
Tatsächlich haben sich einige Anschuldigungen gegen die Hamas - darunter vermeintliche Vergewaltigungsfälle - als unwahr herausgestellt. Jedoch heißt es im März-Bericht der Vereinten Nationen auch, dass es "berechtigten Grund zur Annahme" gebe, dass es während der Anschläge am 7. Oktober 2023 an mindestens drei Orten "zu konfliktbedingter sexueller Gewalt - einschließlich Vergewaltigungen und Gruppenvergewaltigungen - kam".
Kritiker werfen Roger Waters seit vielen Jahren Antisemitismus vor, darunter sein früherer Pink-Floyd-Kollege David Gilmour. Dessen Ehefrau Polly Samson nannte Waters letztes Jahr bei X "antisemitisch bis ins Mark". Waters, der seit Jahrzehnten mit dem Gitarristen im Clinch liegt, weist die Vorwürfe zurück und bezeichnet sich selbst stattdessen als Kritiker des Staates Israel und seiner Politik.
Quelle: ntv.de, lpe