Seite an Seite mit Roger Waters Eric Clapton wirft Israel "Völkermord" vor
12.06.2024, 14:51 Uhr Artikel anhören
Glaubt, Israel lenke die Geschicke der Welt: Eric Clapton.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Eric Clapton wirft Israel in den sozialen Medien vor, einen Genozid an den Palästinensern zu verüben. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Musiker politisch an die Seite seines Freundes Roger Waters stellt. Dabei macht er auch vor antisemitischen Vorurteilen nicht halt.
Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober des vergangenen Jahres befinden sich Israel und Gaza im Krieg. Und die Lager sind nicht nur im Nahen Osten gespalten. Auch in der westlichen Welt beziehen Menschen oft entweder für die eine oder für die andere Seite Stellung.
Unterstützer Israels befürworten das Ziel des israelischen Militärs, die Terrormiliz in Gaza auszumerzen und die von ihr entführten israelischen Geiseln zu befreien. Auf pro-palästinensischen Demos hingegen wird beinahe täglich der Angriff der Hamas als Widerstand verherrlicht und Israel als Aggressor darstellt. Das Maß für die Dinge und ein nüchterner Blick auf die verzwickte Lage und die Jahrtausende alte Geschichte in der Region scheint den meisten verlorengegangen zu sein.
Viele nennen sich selbst Anti-Zionisten und üben nicht bloß Kritik an dem Vorgehen der israelischen Regierung um dem Rechtspopulisten Benjamin Netanjahu, sondern machen Israel allein für die aktuelle Situation verantwortlich. Davor sind auch Prominente nicht gefeit. Nach Greta Thunberg, Susan Sarandon, Cynthia Nixon, Bella Hadid und Roger Waters kann auch Eric Clapton zu ihnen gezählt werden.
"Gegen den Völkermord in Gaza"
In einem jüngst bei X abgesetzten Post schreibt der 79-jährige Musiker: "Gemeinsam mit meinem lieben Freund Roger Waters unterstütze ich Andrew Feinstein, den unabhängigen Kandidaten für Holborn und St. Pancras, in seinem Kampf für die Kinder von Gaza, für die Freiheit des palästinensischen Volkes und für die Seele der Menschheit ... Gegen den Völkermord in Gaza ... Für Liebe und Wahrheit ..."
Der Wahlbrite Andrew Feinstein ist ein jüdischer Südafrikaner und ehemaliger Politiker des Afrikanischen Nationalkongresses, der Israel unter anderem vorwirft, ein Apartheidstaat zu sein und einen Genozid an den Palästinensern zu verüben. Aktuell tritt er gegen Keir Starmer, den derzeitigen Vorsitzenden der Labour Party, als unabhängiger Kandidat im Londoner Wahlkreis Holborn und St. Pancras an.
Der von Clapton ebenfalls erwähnte Roger Waters hatte sich in der Vergangenheit mehrfach gegen Israel positioniert. Nach zwei Konzerten in Berlin wurde gegen ihn außerdem wegen Volksverhetzung ermittelt, und auch die US-Regierung warf dem 80-Jährigen die Verwendung antisemitischer Symbole vor. So war er in Videos seiner Auftritte unter anderem in einem langen schwarzen Mantel mit Schulterklappen und einer roten Armbinde zu sehen, auf der ein weißer Kreis mit einem Symbol abgebildet war. Außerdem unterstützt der ehemalige Pink-Floyd-Musiker seit Jahren den BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), eine transnationale Kampagne, die den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will. Sie wirft den Verantwortlichen die "Okkupation und Kolonisierung arabischen Landes" vor.
"Israel regiert die Welt"
In einem Interview mit "The Real Music Oberserver" antwortete Eric Clapton auf die Frage, ob Musiker wie er und Waters nicht besser bei ihrer Kunst bleiben sollten, anstatt sich politisch zu positionieren: "Ich reagiere nicht sehr gut auf das Wort 'sollte'. Wenn mir jemand sagt, was ich tun soll, werde ich das Gegenteil tun. Nicht nur aus Bosheit, sondern weil sie mir nicht vorschreiben können, wie ich mein Leben zu leben habe."
Clapton, der kurz zuvor mit einer in den Farben der palästinensischen Flagge bemalten Gitarre aufgetreten war, sagte in diesem Gespräch außerdem: "Israel regiert die Welt, Israel regiert die Show", womit er ein altbekanntes antisemitisches Vorurteil bedient, nach dem eine jüdische Elite die Geschicke weltweit lenke. Zudem zeigte er sich begeistert von den pro-palästinensischen Protesten an diversen US-Unis, bei denen immer wieder auch verbotene antisemitische Parolen Verwendung finden und das Existenzrecht Israels geleugnet wird. Und zu Waters erklärte er weiter: "Ich liebe Roger. Ich liebe ihn. Wir sind Brüder, und er geht seinen Weg, und das erfordert eine Menge Mut, und er leidet schrecklich darunter. Ich habe gesehen, wie er weinend auf dem Fenstersims saß und sagte: 'Es ist Morgen hier in Manhattan und ich bin wieder in Tränen aufgelöst.'"
Lobende Worte für Putin
Doch auch für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, der aktuell einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, hat Eric Clapton in dem besagten Interview ein paar positive Worte übrig: "Er sagt immer, was er zu tun gedenkt, und er sagt die Wahrheit. Er warnt dich also rechtzeitig."
Vielleicht auch motiviert durch dieses Gespräch fühlt sich Clapton nun offenbar bemüßigst, seinen sehr einseitigen Blick auf die Dinge im Nahen Osten noch einmal öffentlich bei X zu unterstreichen. Ende vergangenen Jahres schon veröffentlichte Clapton einen Song mit dem Titel "Voice Of A Child". Das dazugehörige Video zeigt Bilder der Zerstörung Gazas, ignoriert aber den Terrorangriff vom 7. Oktober, der dazu führte, gänzlich.
Während der Pandemie hatte sich der als "Slowhand" bekannte Musiker zudem immer wieder gegen die Corona-Maßnahmen und den Impfstoff gegen das Virus ausgesprochen. Ebenfalls in einem Interview mit "The Real Music Observer" sprach er damals unter anderem über die Theorie der Massenbildungshypnose - also die Überzeugung, dass Menschen durch die auf Youtube und in den Medien verbreiteten Botschaften hypnotisiert worden seien, sich impfen zu lassen: "Dann erinnerte ich mich daran, kleine Dinge auf YouTube gesehen zu haben, die wie unterschwellige Werbung aussahen; das ging schon lange so." Schon damals wandten sich zahlreiche seiner Fans von ihm ab. Die Kommentare unter seinem aktuellen Post sprechen eine ähnliche Sprache.
Quelle: ntv.de, nan