Viel Musik, wenig Musical "Beat it!"-Show zollt Michael Jackson Tribut
30.08.2018, 13:32 Uhr
Lässt Michael Jackson wieder aufleben: Musical-Darsteller Dantanio Goodman.
(Foto: COFO Entertainment)
Mit "Beat it!" feiert in Berlin just am 60. Geburtstag von Michael Jackson eine neue Show zu Ehren des King of Pop Premiere. Das Publikum ist begeistert. Doch die Aufführung hält nur bedingt, was sie verspricht.
Wer erinnert sich nicht noch daran, als Michael Jackson 2002 im Berliner Adlon-Hotel abstieg? Daran, als er seinen neun Monate alten Sohn Prince Michael II. aus dem Fenster seiner Suite im fünften Stock hielt und es so aussah, als würde er ihn gleich aus Versehen fallen lassen?
Nur eine der vielen Possen, die sich über den King of Pop erzählen ließen. Doch in der Rückschau verblassen solche Skurrilitäten. Stattdessen erinnert man sich lieber an das Genie, das Jackson war - als Sänger, Tänzer und Entertainer. Erst recht jetzt, da er am Mittwoch seinen 60. Geburtstag gefeiert hätte, wenn er nicht 2009 so unglücklich früh gestorben wäre.
"Mehr als eine Tribute-Show"
Natürlich ging es auch bei der imaginären Geburtstagssause am Potsdamer Platz darum, den Künstler Jackson hochleben zu lassen. Hier, keinen Kilometer vom Adlon entfernt, feierte am Mittwochabend "Beat it!" Premiere, die laut den Veranstaltern um Produzent Oliver Forster "weltweit erste Musical-Biographie über den 'King of Pop'", die "mehr als eine Tribute-Show" sein soll.
Unter das Premieren-Publikum mischte sich die notorische C-Prominenz um Dschungelcamper wie It-Boy Julian F. M. Stoeckel, Ex-"Glücksrad"-Buchstabendreherin Maren Gilzer oder das "Adam sucht Eva"-Nackedei-Traumpaar Peer Kusmagk und Janni Hönscheid. Aber auch Comedy-Urgestein Didi Hallervorden wollte sich die Jackson-Dröhnung nicht entgehen lassen. Zudem richteten sich die Kameras natürlich nicht zuletzt auf Detlef D! Soost, der für die Choreografie der Show mitverantwortlich zeichnet.
Zeitreise mit vorzeitigem Ende
Eines ist sicher: Fans des King of Pop werden bei "Beat it!" voll auf ihre Kosten kommen. Rund 25 Jackson-Hits bringt die Show aufs Tapet, gespielt von einer Live-Band und vorgetragen von den beiden Hauptdarstellern: Koffi Missah als junger Michael zur Zeit der Jackson 5 sowie Dantanio Goodman als erwachsener Sänger ab der "Thriller"-Ära. Die Veröffentlichungschronologie der Songs wird dabei nicht immer eingehalten. Zudem endet die musikalische Zeitreise Mitte der 90er, vor der enttäuschenden "Invincible"-Phase Jacksons und seiner künstlerischen Stagnation nach der Jahrtausendwende.
Auch die Geschichte des King of Pop in seinen letzten Lebensjahren wird in "Beat it!" nicht mehr erzählt. Für Themen wie den Vorwurf des Kindesmissbrauchs, Medikamentensucht oder den Tod ist in einer Huldigung, die Spaß und gute Laune verbreiten soll, nun mal kein Platz. Doch auch sonst erfährt man in der "Musical-Biografie" tatsächlich nur wenig Biografisches über Jackson. Lediglich ein paar Spielszenen halten die Aneinanderreihung der Songs zusammen. Sie thematisieren etwa den Aufstieg des Sängers mit den Jackson 5, seine Verwandlung zum Solo-Weltstar und seinen Perfektionismus, aber auch seine zunehmende Frustration als ständig von den Medien Gejagter, seine innere Vereinsamung und Isolation.
Ehrengast Jermaine Jackson
Im Vergleich zu den großartigen Tanz- und Gesangseinlagen des Ensembles fallen die eher hölzernen Spielszenen jedoch deutlich ab. Und ihr sparsamer Einsatz führt dazu, dass man dem Menschen Jackson in "Beat it!" nicht wirklich sehr viel näher kommt - auch wenn zum Ende hin gerade auch die Menschlichkeit des Popkönigs in den Fokus rückt, der mit Liedern wie dem "Earth Song", "Man In The Mirror" oder "Heal The World" die Welt wohl wirklich am liebsten ein kleines bisschen besser gemacht hätte. So schrumpft die Show in der Summe doch weitgehend auf eine Tribute-Gala zusammen, die dem Versprechen einer "Musical-Biografie" nur bedingt gerecht wird.
Das muss allerdings ja auch nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Das findet auch Jermaine Jackson, Michaels Bruder und bei der "Beat it!"-Premiere am Potsdamer Platz der sicherlich mit Abstand ranghöchste Ehrengast. "Unglaublich, fantastisch", urteilt er, als er nach dem Ende der Show auf die Bühne gebeten wird. "Ich glaube, das war eine der besten Michael-Shows, die ich je gesehen habe."
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, ob Jermaine Jackson Recht hat, hat noch bis 2. September in Berlin Gelegenheit dazu und danach zudem in vielen weiteren Städten, durch die "Beat it!" touren wird. Vorausgesetzt, der Show wird nicht juristisch der Saft abgedreht. Schließlich wollen Jacksons Nachlassverwalter, die ein eigenes Musical über den King of Pop planen, die deutsche Produktion stoppen. Doch nicht nur Oliver Forster ist zuversichtlich, dass dies misslingt. Getreu dem Motto: "Beat it!" - "Macht euch vom Acker!".
Quelle: ntv.de