
Zur Linken - patriotische Regisseurin, zur Rechten - Mutter von Kadyrows "Bruder". Vertreterinnen der Soldatenmütter-Organisationen sind bei Putin nicht eingeladen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Bei einem Treffen mit russischen "Soldatenmüttern" inszeniert sich Präsident Putin als einfühlsam. Seine Gäste sind angeblich Angehörige von Soldaten, die in der Ukraine kämpfen. Zumindest einige sollen laut einem Medienbericht aber regierungstreue Politikerinnen und Beamtinnen sein.
Neun Monate nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine inszeniert sich Kreml-Chef Wladimir Putin bei einem Treffen mit angeblichen Soldatenmüttern als ein fürsorgliches und mitfühlendes Staatsoberhaupt. "Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir diesen Schmerz mit Ihnen teilen, und dass wir natürlich alles dafür tun werden, damit Sie sich nicht vergessen fühlen", sagte Putin den 17 Frauen, die er in seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo im Moskauer Gebiet empfing. Angehörige dieser Frauen würden in der Ukraine kämpfen, hieß es in den Berichten der russischen Propaganda-Medien. Doch ob das stimmt, ist fraglich.
Vertreterinnen der Union der Komitees der Soldatenmütter - einer international angesehenen Menschenrechtsorganisation - wurden nach Medienberichten nicht eingeladen. Kein Wunder, denn die 1989 gegründete NGO, die Missstände in der russischen Armee anprangert, fiel in den letzten Jahren in Ungnade der Regierung und wird als "ausländischer Agent" verfolgt.
Auch der vor kurzem gegründete "Rat der Mütter und Ehefrauen" war nicht vertreten. Seine Gründerin Olga Tsukanova kritisierte laut einem Bericht des Exil-Mediums "Meduza" die Präsidialverwaltung dafür, kein einziges Mitglied der Organisation eingeladen zu haben. Tsukanova ging davon aus, dass es sich bei den Teilnehmerinnen des Treffens um "Schein-Mütter" handelt.
Tatsächlich konnten russische Oppositionsjournalisten mindestens sieben der Frauen, die in Nowo-Ogarjowo dabei waren, als regierungstreue Beamtinnen und Politikerinnen identifizieren. Laut dem Medium "Mozhem Objasnit" sind auf den Fotos unter anderem eine Moskauer Abgeordnete der Kreml-Partei "Einiges Russland", eine leitende Mitarbeiterin der von Putin gegründeten Bewegung "Gesamtrussische Volksfront" und ein Mitglied der Volkskammer der Großstadt Orechowo-Sujewo zu sehen. Auch eine Mitarbeiterin einer nationalistischen Organisation, die Hilfsgüter für Mobilisierte sammelt, ist demnach dabei.
Orthodoxe Regisseurin und Mutter von Kadyrows "Bruder"
Die Frau, die zur Putins Linken sitzt, ist laut dem Bericht Olesya Shigina. Sie ist eine Regisseurin, die orthodoxe und patriotische Filme dreht und vor kurzem noch in Frankreich lebte. Auch Irina Tas-ool, Leiterin der Abteilung für Familie, Jugend und Sport in der Verwaltung des Bezirks Kaa-Khem der Republik Tuwa ist demnach eine von Putins "Soldatenmütter". Ob Angehörige dieser Frauen tatsächlich in der Ukraine kämpfen, ist nicht bekannt.
Die Frau zur Putins Rechten ist laut "Mozhem Objasnit'" eine Vertreterin der tschetschenischen "Aristokratie", Sharadat Aguewa. Ihre Söhne, Ismail und Rustam Aguew, sind tatsächlich in der Ukraine im Einsatz. Die beiden sind hochrangige Sicherheitsbeamte und alles andere als einfache Soldaten. Der eine ist Kommandeur eines Bataillons, der andere Leiter einer Polizeiabteilung in Tschetschenien. Der Chef der russischen Teilrepublik, Ramsan Kadyrow, bezeichnete den Letzteren mehrmals als seinen "Bruder".
Über die restlichen zehn Frauen ist nichts bekannt. Kann sein, dass ihre Söhne wirklich Soldaten sind, die in der Ukraine kämpfen und für Putin sterben. Diese Frauen dürfen in den Worten ihres Präsidenten Trost gefunden haben. Immerhin versprach er ihnen "alles Mögliche" dafür zu tun, "dass Sie eine Schulter an Ihrer Seite spüren".
Quelle: ntv.de