Der Kriegstag im Überblick Moskau kehrt zu Getreideabkommen zurück - Bericht nährt Sorge vor Atomwaffen-Einsatz
02.11.2022, 20:53 Uhr
Ukrainische Soldaten auf einem Feld. Russland könne jederzeit wieder aus dem Abkommen zum Getreideexport aussteigen, so Putin.
(Foto: picture alliance / abaca)
Auf Vermittlung des türkischen Präsidenten Erdogan tritt das zuvor ausgesetzte Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine wieder in Kraft. Derweil sorgt ein Bericht für Aufruhr, demnach russische Generäle einen Atomwaffen-Einsatz diskutiert haben. Die USA werfen Nordkorea heimliche Lieferungen an Moskau vor. Und Kiew bittet auf musikalischem Wege um deutsche "Leopard"-Panzer. Der 252. Kriegstag im Überblick.
Mehrere Verletzte durch russischen Beschuss gemeldet
In der Region Donezk haben russische Streitkräfte zehn Menschen verwundet. Das berichtet der Gouverneur der Region, Pawlo Kyrylenko. In der Region Charkiw werden sieben Menschen verletzt, darunter zwei Kinder - ein vierjähriger Junge und ein sechsjähriges Mädchen -, sagt der Gouverneur, Oleh Synehubow. Im Laufe des vergangenen Tages wird zudem jeweils eine Person in den Regionen Saporischschja und Sumy verletzt, so der stellvertretende Leiter des Präsidialamtes Kyrylo Tymoshenko.
Getreideabkommen wieder in Kraft
Russland steigt wieder in das am Samstag ausgesetzte Abkommen zum Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer ein. Das teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Dank der Vermittlung der Türkei habe die Ukraine zugesichert, den Seekorridor nicht für Kampfhandlungen gegen Russland zu nutzen. Es habe notwendige schriftliche Garantien der Ukraine gegeben, den eingerichteten humanitären Korridor und die Häfen nur für die Ausfuhr von Lebensmitteln zu nutzen. Das sei für den Moment ausreichend, um das Abkommen zu erfüllen, hieß es in Moskau.
Russland kann nach den Worten von Präsident Wladimir Putin aber jederzeit wieder aus dem Getreideabkommen aussteigen. Sobald die Ukraine abgegebene Garantien verletze, werde Russland das Abkommen erneut kündigen, sagte Putin in einer Rede.
Bericht: Russische Generäle diskutieren Atomwaffen-Einsatz
Hochrangige russische Militärs sollen kürzlich den möglichen Einsatz einer taktischen Nuklearwaffe in der Ukraine erörtert haben, berichtet die "New York Times" unter Verweis auf mehrere hochrangige US-Beamte. Dabei soll es um die Fragen gegangen sein, wann und auf welche Weise so eine Waffe zum Einsatz kommen könnte. Präsident Putin soll nicht an den Gesprächen beteiligt gewesen sein. Geheimdienstinformationen zu diesen Gesprächen seien Mitte Oktober innerhalb der US-Regierung geteilt worden, heißt es in dem Bericht weiter.
Die US-Regierung sieht nach eigenen Angaben derzeit aber keine Anzeichen dafür, dass Russland Vorbereitungen für den Einsatz von Atomwaffen trifft, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. "Wir haben von Anfang an klargestellt, dass Russlands Äußerungen über den möglichen Einsatz von Atomwaffen sehr besorgniserregend sind, und wir nehmen sie ernst."
Russland betont defensive Atomdoktrin
Russland wirft dem Westen Provokationen im Zusammenhang mit Massenvernichtungswaffen vor und fordert, diese einzustellen. Das Außenministerium in Moskau warnt vor katastrophalen Konsequenzen und versichert zugleich, keine Atomwaffen einsetzen zu wollen. Es bekräftigt, Russland stehe zu einer gemeinsamen Erklärung mit den anderen Atommächten USA, China, Großbritannien und Frankreich vom Januar, einen Atomkrieg und einen Rüstungswettlauf zu vermeiden. Um welche Provokationen des Westens es sich handeln soll, teilt die russische Regierung nicht mit. Offenbar meint sie damit Vorwürfe des Westens, Russland beschwöre die Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen herauf.
USA: Nordkorea liefert Geschosse an Russland
Die US-Regierung wirft Nordkorea vor, Russland im Krieg gegen die Ukraine heimlich mit Militärausrüstung zu unterstützen. Nordkorea versuche die Lieferungen von Artilleriegeschossen über andere Länder etwa im Nahen Osten zu verschleiern, sagte Kommunikationsdirektor Kirby. "Wir werden weiterhin beobachten, ob die Lieferungen tatsächlich ankommen." Es handle sich um eine "beträchtliche Zahl". Die US-Regierung gehe aber nicht davon aus, dass diese Lieferungen den Verlauf des Krieges beeinflussen könnten, so Kirby weiter. Die Lieferungen zeigten nicht nur, wie sehr Nordkorea bereit sei, Russland zu unterstützen. Es sei auch ein Zeichen für Russlands Mangel an militärischer Ausrüstung.
Selenskyj: Ukraine benötigt EU-Winterhilfe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft noch vor Beginn des Winters auf Hilfe der EU bei der Wiederherstellung des durch russische Angriffe schwer angeschlagenen Energienetzes der Ukraine. Vierzig Prozent des Energiesystems seien "schwer beschädigt", sagte der Staatschef. "Wir werden alles tun, um die Menschen in diesem Winter mit Strom und Wärme zu versorgen", versprach er am Abend in seiner täglichen Videoansprache.
Hunderttausende Russen vor Mobilisierung geflohen
Laut westlichen Regierungsvertretern sind infolge der teilweisen Mobilmachung schätzungsweise 400.000 Russen aus ihrer Heimat geflohen. Bei der Zahl seien noch nicht diejenigen berücksichtigt, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das Land schon vorher verlassen hätten. Neben der Flucht ins Ausland seien auch viele Russen im eigenen Land untergetaucht, um der Einziehung in die Streitkräfte zu entgehen, sagen die Vertreter einer westlichen Regierung im Gespräch mit Journalisten. Wenn man das addiere mit der Zahl der Menschen, die tatsächlich eingezogen wurden, sei der Rückgang der berufstätigen Bevölkerung "eine erhebliche zusätzliche Last für Russlands Wirtschaft und seine öffentlichen Finanzen", erklärten sie weiter.
Ukraine bittet mit "Supergeil"-Video um Kampfpanzer
Mit dem leicht abgewandelten Hit "Supergeil" bittet das ukrainische Militär um Leopard-Kampfpanzer aus Deutschland. In dem Videoclip von Künstler Friedrich Liechtenstein wurden Fotos der bereits gelieferten Flugabwehrwaffen Gepard und IRIS-T geschnitten - tituliert als "Super Gepard" und "Super Iris". Damit habe man schon eine "Super Defense" (Super Verteidigung), heißt es. Doch dann kommen Szenen von "Super Leopard" im Einsatz - verbunden mit einem "Super Please". Am Ende heißt es "Dankeschön Deutschland". Das Video wurde vom Verteidigungsministerium auf Twitter veröffentlicht.
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Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP/rts