Showdown der Kandidaten bei ntv "Triell ist de facto ein Duell"
28.08.2021, 06:19 Uhr
Am Sonntag treffen die Spitzenkandidaten von Union, SPD und Grüne bei RTL und ntv erstmals direkt aufeinander. Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke hält die TV-Trielle für wahlentscheidend. Tatsächlich aber ist es für ihn nur noch ein Zweikampf.
Das erste Kanzler-Triell im deutschsprachigen Fernsehen bekommen Sie am Sonntag den 29. August um 20.10 Uhr bei ntv und RTL zu sehen. Moderiert wird die Runde von Pinar Atalay und Peter Kloeppel. ntv.de zeigt die Sendung im Livestream.
Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Albrecht von Lucke haben die TV-Trielle das Potenzial, die Bundestagswahl zu entscheiden. "Es ist die letzte Chance für Laschet, den Trend zu brechen, und nicht mehr ausgeschlossen, dass tatsächlich die SPD die stärkste Partei wird", sagt er mit Blick auf den CDU-Spitzenkandidaten und Parteivorsitzenden Armin Laschet. Das wäre der GAU für CDU/CSU. Erstmals treffen die Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz am morgigen Sonntag bei RTL und ntv aufeinander.
Von Lucke glaubt, dass aus dem Dreikampf um das Kanzleramt längst ein Zweikampf geworden ist. Die Situation habe sich total verändert. "Es handelt sich nur noch um die Simulation eines Triells", sagt der Herausgeber der "Blätter für deutsche und internationale Politik". Am Anfang habe es sich um das klassische Duell Laschet gegen Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock gehandelt. "Doch die Grünen haben sich längst ihrer Kanzlerkandidatin entledigt." Baerbock sei wegen ihres enormen Versagens von der Partei praktisch aus dem Rennen genommen worden.
Für Laschet hingegen biete sich am Sonntag die enorme Chance, SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz zu attackieren. Die Erwartungshaltung komme ihm dabei möglicherweise entgegen. "Die Darstellung, die wir momentan haben, da der Überflieger Scholz, da die Wasserleiche Laschet, zeichnet ein völlig aberwitziges Bild." Die Umfragen karikierten die persönliche Leistung Laschets, der inzwischen aber so viel an Boden verloren habe, dass er zusehen müsse, nicht den Anschluss zu verlieren.
"Kandidatenwechsel nur, wenn geräuschlos"
Laschet und Baerbock haben sich, so von Lucke weiter, letztlich selbst demontiert: Baerbock mit ihrem in weiten Teilen plagiierten Buch, das sie gar nicht hätte schreiben müssen Und Laschet mit dem Lacher in den Fluten. "Scholz ist von seinem ganzen Naturell her so zurückhaltend, dass ihm ein so dummer Lacher, der Laschet möglicherweise die Wahl kostet, nicht unterlaufen wäre."
Dass die SPD in den Umfragen überhaupt auf Augenhöhe und bei Forsa sogar vor der Union gesehen werde, sei dem historischen Phänomen geschuldet, dass bei dieser Wahl die favorisierten Parteien CDU/CSU und Grüne auf ihre besten Kandidaten verzichteten. "Nur das erklärt den Höhenflug der SPD", sagt von Lucke. Ein Kandidatentausch - CSU-Chef Markus Söder statt Armin Laschet bei der Union und Robert Habeck statt Annalena Baerbock bei den Grünen - würde nach Meinung von Luckes beiden Parteien nützen. "Aber nur, wenn es geräuschlos über die Bühne ginge, und das ist völlig ausgeschlossen."
Der bayerische Ministerpräsident Söder hätte nach Ansicht von Luckes die Union sicherlich über die 30 Prozent gebracht, aber die CDU habe nicht zugunsten der CSU verzichten wollen. "Es war der fatale Gedanke parteienegoistischer Art der CDU, 'wir dürfen uns diese Kränkung nicht zufügen lassen'." Das habe die CDU zur Frage des eigenen Selbstbewusstseins deklariert. "Würde Söder nicht immer Söder sein, und den eigenen Kandidaten an die Wand spielen, dann sähe es anders aus."
Quelle: ntv.de, cwi/kor