Pjöngjang droht mit "Geschenken" Trump will Tokio und Seoul massiv aufrüsten
05.09.2017, 16:52 Uhr
Japanische Soldaten proben den Ernstfall - an US-Patriot-Raketen auf einer US-Militärbasis in Japan.
(Foto: imago/Kyodo News)
Die USA wollen ihre Verbündeten im Fernen Osten militärisch unterstützen: Er wolle Japan und Südkorea den Kauf von viel mehr Hightech-Waffen erlauben, twittert Präsident Trump. Derweil droht Nordkorea dem Land weiter mit einem Militärschlag.
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, Japan und Südkorea massiv aufzurüsten. "Ich erlaube Japan & Südkorea den Kauf von wesentlich mehr Hightech-Waffen von den USA", schrieb der Staatschef auf Twitter. Unklar ist allerdings, ob dies bereits beschlossen ist oder noch ausgehandelt werden muss.
Bereits am Vortag hatte Trump massive Militärhilfen für Südkorea ins Spiel gebracht. Nach Angaben des Weißen Hauses sagte er bei einem Telefongespräch mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In, er sei bereit, Rüstungsverkäufe im Wert von "vielen Milliarden Dollar" zu genehmigen.
Details dazu wurden nicht mitgeteilt. Zwischen 2010 und 2016 haben die USA laut dem Stockholmer Sipri-Institut Rüstungsgüter im Wert von fast fünf Milliarden Dollar an Südkorea geliefert. Das Land war demnach der viertgrößte Käufer von US-Rüstungsgütern. Zudem vereinbarten beide Staatschefs in dem Telefonat die Aufhebung der Nutzlast-Begrenzung für südkoreanische Raketen. Seit 2001 galt eine Obergrenze von 500 Kilogramm Nutzlast.
Derweil setzt Nordkorea nach seinem bislang stärksten Atomtest seine Provokationen fort. Das Land drohte den USA mit "weiteren Geschenkpaketen". Solange die "unverantwortlichen Provokationen und nutzlosen Versuche" anhielten, Druck auf die Volksrepublik Korea auszuüben, werde sie sich weiter selbst verteidigen, sagte der UN-Botschafter des Landes, Han Tae Song, in Genf.
Auch Merkel für schärfere Sanktionen
Unklar ist aber, wie die Weltgemeinschaft auf Nordkoreas Raketen- und Atomtests reagiert. Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnete schärfere Sanktionen gegen Nordkorea als "sinnlos". China, wie Russland Veto-Macht im UN-Sicherheitsrat, erklärte, in Strafmaßnahmen allein könne nicht die Lösung liegen.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel äußerte Verständnis für Putins Haltung, da das Land selbst von Sanktionen betroffen sei. Zuvor hatte der russische Präsident erklärt, es sei absurd von Washington, Moskau um Hilfe im Nordkorea-Konflikt zu bitten und gleichzeitig russische Unternehmen zu sanktionieren, denen vorgeworfen werde, gegen die Strafmaßnahmen gegen das kommunistische Land zu verstoßen.
Im Gegensatz dazu plädierten die USA und Südkorea für härtere Sanktionen und wurden dabei von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstützt. Merkel kündigte im Bundestag an, auf dem EU-Außenministertreffen am Wochenende werde über eine Ausweitung der Druckmittel auf Handelsebene beraten. "Das ist auch dringend notwendig", sagte Merkel. Sie hatte sich bereits am Montag in Telefonaten mit Moon und Trump für härtere Sanktionen ausgesprochen. Die USA wollen diese ausarbeiten und am kommenden Montag im UN-Sicherheitsrat zur Abstimmung stellen.
"Könnte in globaler Katastrophe münden"
Putin forderte zugleich alle Beteiligten auf, im Atomkonflikt mit Nordkorea die Ruhe zu bewahren. "Eine Intensivierung der militärischen Hysterie führt zu nichts Gutem. Es könnte in einer globalen Katastrophe münden", sagte Putin. Ähnlich äußerte sich der Sprecher des chinesischen Außenministeriums.
Außenminister Gabriel sagte, ein Militäreinsatz sei keine Lösung, sondern "eine große Gefahr". Nordkorea habe so viele konventionelle Waffen, dass die Gefahr für Seoul und Tokio groß sei. Er sprach sich dafür aus, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen, um eine friedliche Lösung des Atomkonflikts zu erzielen. Dazu sollten die Sanktionen ausgeweitet werden, indem etwa Häfen für nordkoreanische Schiffe gesperrt werden. Zudem sollte auf nordkoreanische Gastarbeiter verzichtet werden, eine wichtige Deviseneinnahmequelle des Landes. Alle finanziellen Mittel, die nach Nordkorea gelangten, setze das dortige Regime auch für Atomwaffen ein, sagte Gabriel.
Nordkorea hatte am Sonntag nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe getestet, die für den Einsatz mit Interkontinental-Raketen geeignet sein soll. Laut einem südkoreanischen Medienbericht verlegte Nordkorea nun zudem eine Interkontinental-Rakete an die Westküste, wo sich Abschussrampen befinden. Beobachter rechnen damit, dass Nordkorea anlässlich des Jahrestages der Staatsgründung am 9. September zu weiteren Provokationen greifen könnte. Im vergangenen Jahr testete das Land an dem Tag eine Atombombe.
Seit Jahren treibt das Land die Entwicklung sowohl von Atomwaffen als auch von Trägerraketen mit Hochdruck voran. Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly warnte derweil: "Europa riskiert, zügiger als erwartet in Reichweite von Kim Jong Uns Raketen zu geraten."
Quelle: ntv.de, mli/rts