Politik

Der Kriegstag im Überblick USA: Kämpfe nur Vorspiel für Großoffensive - Dutzende Luftangriffe in Ostukraine

Nach US-Angaben hat die richtige Offensive in der Ostukraine noch nicht begonnen.

Nach US-Angaben hat die richtige Offensive in der Ostukraine noch nicht begonnen.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Während die russischen Streitkräfte in Mariupol eine einseitige Feuerpause verkünden, nehmen die Angriffe im Rest der Ostukraine zu. Das Pentagon sieht die derzeitigen Kämpfe allerdings nur als Vorspiel für die lang erwartete Offensive Moskaus. Unterdessen kann Kiew auf zahlreiche Artilleriegeschütze aus westlicher Produktion hoffen. Der 55. Kriegstag im Überblick:

Russland meldet Luftangriffe in Ostukraine

Russische Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Dutzende Luftangriffe in der Ostukraine geflogen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass "hochpräzise luftgestützte Raketen" 13 ukrainische Stellungen in Teilen des Donbass getroffen hätten, darunter die wichtige Stadt Slowjansk. Bei weiteren Luftangriffen seien "60 militärische Einrichtungen der Ukraine" getroffen worden.

Nach Angaben der örtlichen Behörden übernahmen russische Truppen auch die Kontrolle über Kreminna. Die ostukrainische Stadt mit ursprünglich mehr als 18.000 Einwohnern sei von allen Seiten angegriffen worden, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gaidai. Die ukrainischen Streitkräfte hätten sich zurückziehen müssen und würden nun neue Stellungen beziehen, um ihren Kampf fortzusetzen. Nach ukrainischen Angaben läuft die seit mehreren Tagen erwartete Offensive der Russen seit Montag.

Pentagon sieht Kämpfe als Auftakt für größere Offensive

Das US-Verteidigungsministerium sieht die russischen Angriffe im Osten aber nur als Vorzeichen einer größeren Offensive. "Wir gehen davon aus, dass diese Angriffe das Vorspiel zu größeren Offensivaktionen sind, die die Russen planen", sagte ein hochrangiger Beamter des Pentagons in Washington. Auch wenn es südwestlich von Donezk und südlich von Isjum bereits verstärkte Kämpfe am Boden gebe, sei Russland noch dabei, seine logistischen Kapazitäten auszubauen und auch Einheiten von außerhalb der Ukraine ins Land zu holen.

Scholz sichert Ukraine weitere Waffen zu

Unterdessen hat Bundeskanzler Olaf Scholz der Ukraine zugesagt, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren. "Wir haben die deutsche Rüstungsindustrie gebeten uns zu sagen, welches Material sie in nächster Zeit liefern kann", sagte Scholz in Berlin. "Die Ukraine hat sich nun von dieser Liste eine Auswahl zu eigen gemacht, und wir stellen ihr das für den Kauf notwendige Geld zur Verfügung." Darunter seien wie bisher Panzerabwehrwaffen, Luftabwehrgeräte, Munition "und auch das, was man in einem Artilleriegefecht einsetzen kann". Von einer direkten Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland sprach Scholz nicht.

Niederlande, USA und Großbritannien versprechen schwere Waffen

Konkreter äußerten sich die Niederlande. Ministerpräsident Mark Rutte teilte auf Twitter mit, dass er dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in einem Telefongespräch schwerere Waffen wie Panzerfahrzeuge zugesagt habe. Ähnliche Signale gab es auch aus Großbritannien. "Dies wird zu einem Artillerie-Konflikt", sagte Premierminister Boris Johnson vor Abgeordneten in London. Die Ukraine werde zusätzliche Artillerie als Hilfe benötigen. "Das ist, was wir ihnen geben werden, zusätzlich zu vielen anderen Formen der Unterstützung." Zudem werde London Möglichkeiten prüfen, Raketen für Angriffe auf Schiffe zu liefern, so Johnson. Auch die USA werden Präsident Joe Biden zufolge weitere Artilleriegeschütze an die Ukraine liefern.

Moskau verurteilt Waffenlieferungen

Für Moskau sind die Rüstungsgüter für die Ukraine ein Dorn im Auge. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu warf dem Westen vor, mit seinen Waffenlieferungen den Krieg in die Länge zu ziehen. "Die USA und die von ihnen kontrollierten westlichen Länder tun alles, um die militärische Spezial-Operation zu verzögern", sagte Schoigu in Moskau. "Der wachsende Umfang ausländischer Waffenlieferungen zeigt ihre Absicht, das Kiewer Regime zum Kampf 'bis zum letzten Ukrainer' zu provozieren."

Russland verkündet Feuerpause in Mariupol

Unterdessen verkündeten die russischen Streitkräfte in der belagerten Hafenstadt Mariupol am Nachmittag eine einseitige Feuerpause. Zugleich öffneten sie einen "humanitären Korridor", damit ukrainische Kämpfer, die sich in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt haben, und auch Zivilisten sicher herauskommen können. Generaloberst Michail Misinzew gab allen, die ihre Waffen niederlegen, eine Garantie für "Leben, völlige Sicherheit und medizinische Versorgung". Die Ukrainer bekräftigten jedoch, weiter kämpfen zu wollen. Wenige Stunden zuvor hatten die prorussischen Separatisten gemeldet, mit der Erstürmung des Stahlwerks zu beginnen.

Die Lage rund um das Stahlwerk bleibt aber weiterhin unklar. Während russische Medien vermelden, dass etwa 120 Zivilisten Asowstal in Mariupol verlassen hätten, berichtet das Portal "Kiew Independent", dass die Anlage von weiteren Bombenangriffen fast vollständig zerstört worden sei.

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Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP/rts

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