Ukrainer verweigern Kapitulation Kreml-General verkündet Feuerpause in Mariupol
19.04.2022, 17:42 Uhr
Das Stahlwerk Asowstal steht im Zentrum der Kämpfe um Mariupol.
(Foto: IMAGO/SNA)
Das Stahlwerk Asowstal gilt als Bollwerk der Verteidiger von Mariupol. Nachdem prorussische Separatisten die Stürmung des Fabrikgeländes ankündigen, verspricht Moskau wenig später eine einseitige Feuerpause. Die ukrainischen Truppen in der Stadt weigern sich jedoch, ihre Waffen niederzulegen.
Die russischen Streitkräfte haben in der umkämpften ukrainischen Hafenstadt Mariupol eine einseitige Feuerpause verkündet. Zugleich öffneten sie nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau einen "humanitären Korridor" für ukrainische Kämpfer, die sich dort im Stahlwerk Asowstal verschanzt haben.
Generaloberst Michail Misinzew appellierte an die Kämpfer, sich freiwillig in russische Gefangenschaft zu begeben. "Ich möchte besonders betonen, dass die russische Führung allen, die ihre Waffen niederlegen, das Leben, die völlige Sicherheit und medizinische Versorgung garantiert", sagte der Generaloberst. Die ukrainischen Einheiten bekräftigten allerdings im Nachrichtenkanal Telegram, dass sie die Waffen nicht niederlegen, sondern weiter für die Verteidigung der Stadt kämpfen würden.
Die Ukraine hatte bereits am Wochenende ein Ultimatum verstreichen lassen. Russland drohte mit der "Vernichtung" aller Kämpfer, die weiterhin Widerstand leisten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für diesen Fall bereits erklärt, die Verhandlungen mit Russland für ein Ende des Krieges aufzukündigen.
"Panzerschlachten auf den Straßen der Stadt"
Erst am Vormittag hatten die prorussischen Separatisten gemeldet, mit der Erstürmung des Stahlwerks Asowstal zu beginnen. Für den Angriff seien spezielle Truppen zusammengestellt worden, sagte der Separatistenvertreter Eduard Bassurin Staatsmedien in Moskau. Russische Luftwaffe und Artillerie würden sie unterstützen. Alle Stadtteile in Mariupol seien bereits eingenommen.
Der ukrainische Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, widersprach dieser Darstellung. "In einigen Stadtteilen gehen die Straßenkämpfe weiter." Man könne "nicht sagen", dass diese von der russischen Armee kontrolliert würden, sagte Kyrylenko dem US-Sender CNN. "Es finden Straßenkämpfe statt, und dies nicht nur mit Kleinwaffen, sondern es gibt auch Panzerschlachten auf den Straßen der Stadt." Viertel, in denen viele ukrainische Kämpfer seien, stünden unter "schwerem Beschuss, doch die Verteidigung hält stand".
Mariupol ist als der letzte Zugang für die Ukraine zum Asowschen Meer strategisch wichtig. Die prorussischen Separatisten, die in den Gebieten Luhansk und Donezk Volksrepubliken ausgerufen haben, hoffen so auf einen dauerhaften Zugang zu den Weltmeeren. Nach russischen Angaben sollen sich rund 2500 Kämpfer in dem Stahlwerk verschanzt haben. Zudem sollen dort viele Zivilisten Zuflucht gesucht haben. Laut den ukrainischen Behörden befinden sich in den unterirdischen Anlagen des Stahlwerks auch mindestens tausend Zivilisten.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa/AFP