Und, wie war Ihre Woche so? Mit "Scheiße am Fuß" durchdribbeln
31.07.2021, 08:10 Uhr
Alles wieder offen zwischen Laschet, Baerbock und Scholz? Der Wahlkampf wird nochmal spannend.
Union und Grüne sind sich einig: Fußball-Metaphern gehen immer. Aber wer plagiiert da von wem? Nicht nur neue Abschreibe-Vorwürfe würfeln den Wahlkampf noch mal kräftig durcheinander. Über allem schwebt nur Olaf Scholz. Wenn nur seine Partei nicht wäre.
"Scheiße am Fuß"
Von Nadine to Roxel
Fußballvergleiche sind in der Politik ja wahnsinnig beliebt. Und zur Woche von Armin Laschet passt nun mal der Spruch von Ex-Profi Andy Brehme: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß." Am Mittwoch gibt's den ersten heftigen Dämpfer im RTL/ntv-Trendbarometer. Die CDU schmiert im Vergleich zur Vorwoche nochmal zwei Prozent ab, Laschets Beliebtheitswerte fallen um sechs Prozent und liegen damit hinter Annalena Baerbock und Olaf Scholz.
Und jetzt auch noch Plagiatsvorwürfe. Es geht um das Buch "Aufsteigerrepublik" aus dem Jahr 2009. Laschet räumt Fehler ein, entschuldigt sich. Mindestens ein Urheber des verwendeten Materials werde weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt. Der nächste Fehler, der nächste Fettnapf - und das knapp zwei Monate vor der Wahl.
In der Partei macht sich zumindest hinter den Kulissen langsam Nervosität breit. Ellen Demuth, CDU-Politikerin aus Rheinland-Pfalz, fordert: "Unser Kanzlerkandidat Armin Laschet steht auf dem Spielfeld. Es wird Zeit, dass zu seiner Unterstützung starke, junge Fachpolitker:innen in der Aufstellung erscheinen." Die müssten klarmachen, dass die Union nach 16 Jahren Regierungszeit, den Willen und die Energie habe, die Herausforderungen der nächsten Jahre zu meistern.
Und die CSU? Die stichelt. Markus Söder fordert Laschet jetzt in einem Interview mit dem "Spiegel" schon mal zu einem kraftvolleren Wahlkampf auf. Den startet Laschet am Donnerstag. Dann ist er auf Wahlkampftour: erst in Frankfurt, dann im Schwarzwald und am Bodensee. Aus Laschets Umfeld ist zu hören, er habe Lust auf Wahlkampf - es dürfte aber auch eine Tour mit einer Menge Überzeugungsarbeit werden.
Mehr Metaphern? Hier entlang ...
Von Markus Lippold
"Wahlkampf ist nicht nur Zuckerschlecken", sagte die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock in dieser Woche, als sie ein Zementwerk in Schwaben besuchte. Und wahrlich: Die kleinen und großen Pannen, der ungenaue Lebenslauf, die Plagiatsvorwürfe, zuletzt auch noch die Debatte um das N-Wort wirkten wie Betonschuhe, die die Grünen von ihrer Zuckerwattewolke zurück in die Realität des Wahlkampfs holten.
Aber, das weiß nicht nur die CDU, das wissen auch die Grünen: Wichtig ist auf dem Platz, und der ist grün. Weshalb Baerbock über Bildungspolitik spricht und ihrem Co-Parteichef Robert Habeck die Fußball-Metaphern überlässt: "Wir haben uns für eine Aufstellung entschieden und jetzt hängt es alles davon ab, diese Aufstellung erfolgreich durchzudribbeln", sagte er - und schaltet gleich zum Wetter um, genauer: zur "Wetterfroschpolitik" der CDU. Deren Kanzlerkandidat Armin Laschet "klettert mal rauf die Leiter, mal runter die Leiter", so Habeck.
So geht es derzeit aber auch den Grünen, glaubt man den jüngsten Umfragen: Da geht es nach Höhenflug und Absturz wieder aufwärts, über die 20-Prozent-Marke. Und damit zu Habecks Wunschergebnis: "Wir haben alle Chancen, das beste Ergebnis, das wir jemals hatten, zu bekommen - das heißt ein Wahlergebnis um die 20 Prozent", sagte er und brachte gleich noch eine Zahl ins Spiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Grünen an der nächsten Bundesregierung beteiligt sein werden, beziffert er mit 80 Prozent. Womit die grünen 100 Prozent voll wären. Mathe ist manchmal ein Zuckerschlecken.
Olaf Scholz - ein moderner Frauenversteher?
Von Heike Boese
Wer hätte gedacht, dass Olaf Scholz ein Romantiker ist? Tatsächlich gerät der Kanzlerkandidat der SPD regelrecht ins Schwärmen, wenn er über seine Frau spricht. Beim "Brigitte"-Talk verrät er, dass er "ein ganz anderer Mensch wäre", wenn er nicht mit Britta Ernst verheiratet wäre. Die 60-Jährige ist Bildungsministerin in Brandenburg und hat vor vielen Jahren ihren sportmuffligen, leicht pummeligen Mann dazu gebracht, sich mehr zu bewegen. Heute gehört Sport zu Scholz' Alltag. Am liebsten joggt und rudert er, ohne Kopfhörer und Fitnesstracker.
Nicht nur dafür ist er ihr dankbar. Offenbar bewundert er seine Frau so sehr, dass die Frage, ob sie denn weiterarbeiten würde, wenn er Kanzler wäre, ihn regelrecht "empört". Auch sonst präsentiert sich der 63-Jährige als Frauenversteher, der rückblickend über seine eigene Naivität staunt, mit der er als junger Politiker davon ausgegangen war, dass die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen im Jahr 2021 längst normal sei. Eine Frau als Chefin? Kein Problem. Für seine hat er direkt ein Kompliment in petto: Die Bundeskanzlerin, so ihr Vize, sei "eine wirklich lustige Frau", mit der er immer gern zusammengearbeitet habe.
Ob er beides auch über Saskia Esken sagen würde? Zwar lässt ihm seine Parteivorsitzende - entgegen mancher Unkenrufe - ausreichend Beinfreiheit, aber so richtig aus dem Quark kommt die SPD nicht. Während die persönlichen Zustimmungswerte für Scholz steigen, dümpelt die Partei so dahin. Mal zwei Punkte hoch in den Umfragen, dann wieder einen runter. Scholz beschwert sich öffentlich nicht darüber. Vielleicht will er keine schlafenden Hunde wecken.
Das ist die elfte Folge der Wahlkampf-Kolumne "Und, wie war Ihre Woche so?" Folge zehn lesen Sie hier.
Quelle: ntv.de