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Relikt aus der Vergangenheit Nachtspeicherofen: Eine Zukunftsoption?

Die grauen Kästen standen besonders in den 70er Jahren in vielen Haushalten: Nachtspeicherheizungen waren damals sehr beliebt und galten als zukunftsfähig. Foto: Andrea Warnecke

Die grauen Kästen standen besonders in den 70er Jahren in vielen Haushalten: Nachtspeicherheizungen waren damals sehr beliebt und galten als zukunftsfähig.

(Foto: dpa-tmn)

Nachtspeicheröfen waren viele Jahre gang und gäbe in Wohnungen. Dann sollten sie per Gesetz verboten werden, aber die Regelung wurde 2013 wieder gekippt. Wie sieht es heute aus? Was lohnt sich für Haushalte mit den strombetriebenen Heizgeräten?

Nachtspeicheröfen sind elektrisch betriebene Heizungen, deren Wärmespeicher sich mit Strom aufheizen, der nachts eingespeist und tagsüber genutzt wird - eine Idee aus den 1960er und 1970er Jahren, als Kraftwerke in Schwachlastzeiten ihren Strom zu einem deutlich günstigeren Nachttarif verkauften. Wie ist das heute?

"Die Nachtspeicheröfen wurden eingebaut, als Strom noch günstig und CO2 noch kein Thema war", sagt Jürgen Stefan Kukuk von der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE) in Berlin. Vor allem in der Nähe großer Kraftwerke waren die Öfen verbreitet.

Aus ökonomischer Sicht ein Desaster

Ihr Komfort sei "eigentlich gar nicht mal schlecht", erklärt Kukuk. Sie können die Wärme bis zu 36 Stunden speichern. "Aber die Technik hat sich überholt. Und Heizen mit Strom ist auch aus Umweltgründen nicht akzeptabel."

Auch ökonomisch ist diese Art zu Heizen heute ein Desaster. Denn die günstigen Nachtstromtarife gibt es nicht mehr. Die Energieversorger können ihre Kraftwerkskapazitäten besser anpassen und ein Überangebot an Nachtstrom vermeiden. "Nachtspeicheröfen sind inzwischen die umweltbelastendste und teuerste Art zu heizen", fasst Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn zusammen. "Umweltbewusste und wirtschaftlich denkende Hausbesitzer werden ihre alten Geräte sukzessive durch effizientere und umweltfreundliche Heizungen ersetzen."

Eigentlich sollten Nachtspeicheröfen bis 2020 sogar per Gesetz aus den Häusern verschwunden sein. Aber die 2009 beschlossene Regelung wurde vier Jahre später wieder gekippt. So heizen noch heute viele Menschen mit Nachtspeicheröfen. Rund 2,4 Millionen Anlagen gab es im Jahr 2000. Im Jahr 2017 waren noch etwa 1,6 Millionen in Betrieb, hat das Verbraucherportal Finanztip in Berlin ermittelt.

"Viele Nutzer haben keine Wahl", sagt Stefan Materne von der Energieberatung der Verbraucherzentralen. Vor allem Mieter haben keinen Einfluss darauf, was für eine Heizung in ihrem Haus läuft. Sie können nicht mehr tun, als ihre Nachtspeicheröfen herunterzudrehen, um zu sparen. "Und zahlen dann trotzdem das Zwei- oder Dreifache gegenüber den Nutzern moderner Heizungssysteme", erklärt Materne. "Denn der günstigste Arbeitspreis für Strom liegt gegenwärtig bei 18 bis 19 Cent pro Kilowatt. Gas kostet 6 Cent oder sogar weniger."

Nachtspeicheröfen hängen an der Stromleitung

Es gibt immerhin etwas Abhilfe. Finanztip empfiehlt Mietern, einen Wärmestromtarif abzuschließen. Diese Tarife liegen durch niedrigere Entgelte für jede verbrauchte Kilowattstunde und geringere Netzentgelte rund 30 Prozent unter denen für Haushaltsstrom. Bei Nachtspeicherheizungen zahlen Verbraucher rund 9 Cent pro Kilowattstunde weniger als für Haushaltsstrom.

Haus- und Wohnungsbesitzer, die noch Nachtspeicheröfen betreiben, sind hingegen gut beraten, diese auszutauschen. Allerdings ist es eine Frage des Einzelfalls, ob der Ersatz durch ein modernes Heizsystem überhaupt wirtschaftlich ist und welches geeignet ist. "Das hängt stark von der Dämmung des Gebäudes und dem Heizverhalten der Bewohner ab", erklärt Wagnitz.

Prinzipiell ist vieles möglich, von der Direktheizung, Fernwärme, Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk, Pelletheizung bis zur Brennwertheizung. Allerdings kann der bauliche Aufwand erheblich sein. "Bei Nachtspeicheröfen fehlt das wasserführende Leitungssystem im Haus", erläutert Materne. Die Nachtspeicheröfen werden an Stromleitungen angeschlossen und mit elektrischer Energie aufgeladen.

Soll nun zum Beispiel eine neue Brennwertheizung eingebaut werden, müssen Heizungsrohre verlegt und Heizkörper installiert werden. Außerdem braucht man Platz für einen Heizkessel, einen Schornstein und eventuell einen Öltank. "Angesichts der Einsparung der hohen Stromkosten Jahr für Jahr kann sich der Aufwand aber lohnen", so Maternes Urteil. Bei Systemen mit einem Wärmespeicher ist das Heizwasser-Verteilsystem schon vorhanden. Hier braucht lediglich der Wärmeerzeuger ausgetauscht zu werden.

Die Hoffnung mancher Experten, die Geräte noch anderweitig nutzen zu können, zum Beispiel als Speicher für ein Überangebot an erneuerbaren Energien, hat sich weitgehend zerschlagen. "Die alten Nachtspeicheröfen sind nicht flexibel genug, um erneuerbare Energien aufzunehmen, wenn sie entstehen, und abzugeben, wenn sie gebraucht werden", erklärt Energieexperte Kukuk.

In unseren Breiten weht der Wind zum Beispiel meist drei bis vier Tage hintereinander, danach gibt es sechs Tage Flaute. "Wir brauchen Speicher, die die Energie über ein bis zwei Wochen halten. Das können die alten Nachtspeicheröfen nicht." Daher rät auch Kukuk: "Besser ist es, sie - wo es baulich irgendwie möglich ist - abzuschaffen."

Zumal etliche Modelle mit Asbest belastet sind, vor allem Geräte, die vor 1984 gebaut wurden. Über die Nummer am Gerät können Elektriker herausfinden, ob es ein Asbestrisiko gibt.

Quelle: ntv.de, Katja Fischer, dpa

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