Ratgeber

Klebe-Asphalt und tückischer Beton Warum macht Hitze die Straßen kaputt?

Gesperrte Autobahnzubringer und Teilstücke, die allenfalls einspurig zu befahren sind - die Hitze des letzten Wochenendes hatte mancherorts verheerende Wirkung. Warum sind Deutschlands Straßen nicht sommertauglich?

Die große Hitze ist fürs Erste vorbei, doch Autofahrer schlagen sich vielerorts immer noch mit den Folgen herum. Zum Beispiel in Berlin: Autobahnen rund um die Stadt sind zum Teil nur einspurig zu befahren, manche Zubringer bleiben wohl noch wochenlang gesperrt. Spurrillen im Asphalt und vor allem gefährlich verkantete Betonplatten machen Straßen zu Gefahrenzonen.

Vor zwei Jahren starb ein Motorradfahrer in Bayern, als er mit Tempo 160 über eine schanzenähnliche Wölbung der Straße an die Leitplanke katapultiert wurde. Er war auf der A93 unterwegs, einer Autobahn mit Betonbelag.

Beton ist langlebig und als Material auch hitzebeständig. Auch bei Backofentemperaturen hinterlassen Lkw keine Spurrinnen oder Verdrückungen. Trotzdem kann Beton im Sommer heikel werden. Das liegt an der Bauweise und daran, dass Beton ein "arbeitendes Material" ist. Betonautobahnen bestehen aus Platten, die durch Dübel miteinander verbunden sind. Bei Hitze dehnen sich die Platten aus, bei Kälte ziehen sie sich zusammen. Eingefräste Längs- und Querfugen puffern das zwar etwas ab, aber wenn es zu heiß wird, können sich die Platten gegenseitig nach oben drücken. Die Fahrbahn platzt auf und wölbt sich.

Auch wenn auf eine kühle Periode plötzlich sehr warmes Wetter folgt, kann es gerade bei älteren Straßen Probleme geben. Denn zwischen der erhitzten oberen Schicht und der noch kühlen Unterseite entstehen Spannungen, die die Decke zum Platzen bringen können.

Schäden auf Beton-Autobahnen werden mit Asphalt repariert.

Schäden auf Beton-Autobahnen werden mit Asphalt repariert.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Blow Ups" heißen diese Erhebungen, die plötzlich und wie aus dem Nichts entstehen. Besonders gefährdet sind Nahtstellen und Fugen, aber auch solche  Stellen, an denen die Autobahn schon einmal geflickt wurde. Vor 40 Jahren hat man außerdem dünnere Platten verwendet, ältere Autobahnen sind also sehr viel anfälliger als neue. Schon bei Außentemperaturen ab 30 Grad gilt auf einigen Autobahnstücken in Bayern ein Tempolimit von 80 km/h. 

Sind die Verkantungen einmal da, hilft nur eins: Die betroffenen Stellen müssen aufwendig abgetragen und mit Asphalt neu aufgefüllt werden. Vorbeugend bietet es sich auch an, Beton-Autobahnen mit Pufferzonen aus Asphalt zu unterbrechen.

Asphalt kann schmelzen

Asphalt ist das andere Material, das im Straßenbau zum Einsatz kommt. Das wichtigste sogar: 70 Prozent der Autobahnen in Deutschland bestehen aus Gussasphalt, einer Mischung aus verschiedenen Gesteinskörnungen, die vom Erdöldestillat Bitumen zusammengehalten wird. Das Material wird gern verbaut, weil es einfacher zu verarbeiten ist und die Rollgeräusche besser schluckt als Beton. Das spielt zumindest in der Nähe von Wohngebieten eine Rolle. Zudem hält Asphalt zwar nicht jahrzehntelang, lässt sich aber – anders als Beton - relativ problemlos ausbessern.

Das größte Problem beim Asphalt: Zu große Hitze lässt ihn schmelzen. Selbst Asphaltmischungen, die auf vielbefahrenen Straßen aufgebracht sind, werden weich, wenn sie sich auf mehr als 70 Grad erhitzen. Und solche Temperaturen sind schnell erreicht, wenn stundenlang die Sonne auf die Fahrbahn knallt. Je nach Belastung  kann es dann Verformungen geben. Am häufigsten sind die Spurrinnen, die als Abdruck des Verkehrs zurückbleiben. Diese Rinnen können vor allem für Motorradfahrer gefährlich werden.

Schuld ist das Bitumen, das elastische "Erdpech". Nun könnte man natürlich einfach andere Asphaltmischungen verwenden, etwa mit härterem Bitumen. In Südeuropa ist das üblich. Doch dort gibt es auch keine harten Winter. Hierzulande muss Asphalt nicht nur Hitze aushalten, sondern auch Frost. Die größte Gefahr für Asphalt sind – neben der Hitze - Risse in der Deckschicht: Wenn eindringende Feuchtigkeit im Winter zu Eis wird, sprengt das den Asphalt, die Risse werden zu Furchen und später zu Schlaglöchern.

Die häufigen Wechsel zwischen Frost- und Tauwetter in den letzten Jahren verschärfen das Problem noch. Aber immerhin: Blow-Ups, also aufgeworfene Straßen, sind beim Asphalt im Sommer nicht zu berfürchten. Gerade Motorradfahrer sollten aber wegen der Spurrinnen vorsichtig sein.   

Quelle: ntv.de

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