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NFL-Titelanwärter Ravens "Die Einzigen, die uns stoppen können, sind wir selbst"

Lamar Jackson (l.) erhöht die Siegwahrscheinlichkeit der Ravens massiv.

Lamar Jackson (l.) erhöht die Siegwahrscheinlichkeit der Ravens massiv.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Die Abwehr ein Bollwerk, der Angriff gefährlich im Lauf- und Pass-Spiel. Und ihr Kicker gilt als Gold-Standart. Die Baltimore Ravens haben alles, um Meister zu werden. Und sie haben mit Lamar Jackson den MVP-Kandidaten der ersten Saisonhälfte.

Es hätte auch ganz anders kommen können. Oder doch nicht? Wer weiß das schon so genau. Im Nachhinein ist es ja auch egal. Denn Lamar Jackson hat seinen ersehnten Mega-Vertrag bei den Baltimore Ravens bekommen. Fünf Jahre, 260 Millionen Dollar, davon 185 Millionen garantiert. Also, alles Bestens in Baltimore.

Und vielleicht war das vor rund acht Monaten ja ohnehin nie so richtig ernst gemeint, als der Quarterback-Star am 27. März auf seinem Twitter-Kanal schrieb, dass er den Verein am 2. März um einen Wechsel gebeten habe, da die Ravens seiner Meinung nach nicht bereit waren, ihn seinem Wert entsprechend zu bezahlen. Denn Jackson weiß natürlich genauso gut wie der Verein, dass derartige Muskelspiele einfach ein Teil des gigantischen NFL-Business sind.

Bestbezahlter Spieler der NFL-Geschichte

Als sich beide Seiten dann am 27. April geeinigt hatten, fühlten sich beide als Gewinner. Baltimore darf sich auch künftig auf einen Spielmacher freuen, der zu den aufregendsten Entertainern der Unterhaltungs-Industrie NFL gehört. Und Jackson ist seit seiner Unterschrift mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 52 Millionen Dollar der bestbezahlte Profi der Liga-Geschichte. "Let's go, baby", teilte er anschließend der Welt aus einem Auto heraus per Video mit. Er könne es gar nicht abwarten, loszulegen, so Jackson.

Mit ihm würde sich die hochgerechnete Anzahl der Ravens-Siege in der neuen Saison umgehend "von 7,2 auf 10" erhöhen, hatte Stephen Oh, Daten-Analyst von "CBS Sports" errechnet. Nach neun von 17 Spielen muss dieser Wert sehr wahrscheinlich nach oben korrigiert werden. Denn Baltimore hat bereits sieben Spiele gewonnen, zusammen mit Meister Kansas City Chiefs die beste Bilanz (7:2) der AFC.

Viele Gründe für Erfolg, ein Hauptgrund: Lamar Jackson

Die Gründe dafür sind vielfältig, der Hauptgrund aber ist eindeutig: Lamar Demeatrice Jackson Jr. Der 26-Jährige galt schon immer als hervorragender Läufer. Als jemand, der es liebt, den Ball selbst nach vorn zu tragen, der sich nicht scheut, dabei mitunter auch hart gestoppt zu werden. 440 Yards Raumgewinn und fünf Rushing Touchdowns hat er so bereits diese Saison erzielt.

Doch nun kommt auch noch ein exzellentes Passspiel hinzu. Jackson hat noch nie so gut geworfen wie gegenwärtig. 71,5 Prozent seiner Würfe landen in den fangbereiten Händen seiner Empfänger. Kein Quarterback der Liga hat eine bessere Pass-Quote. Der Spielmacher kann den Gegnern also mit seinem Arm und seinen Beinen große Probleme bereiten.

Neuer Offensive Coordinator bringt Passspiel in Schwung

Todd Monken (l.) schaut auf den Schlüsselspieler der Ravens.

Todd Monken (l.) schaut auf den Schlüsselspieler der Ravens.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Laut dem Online-Portal "The Athletic" ist Jackson "auf einem guten Weg zu seiner zweiten MVP-Auszeichnung." Die erste hatte er gleich in seiner zweiten Saison, 2019, erhalten. Der Playmaker profitiert vom neuen Offensive Coordinator Todd Monken. Der 57-Jährige, der mit Georgia 2021 und 2022 jeweils die prestigeträchtige College-Meisterschaft gewonnen hatte, war nach Baltimore geholt worden, um das Pass-Spiel voranzubringen.

Die Ravens galten in den vergangenen fünf Jahren unter Monken-Vorgänger Greg Roman zwar immer als Mannschaft mit einem exzellenten Laufspiel. Doch durch die Luft konnten kaum offensive Akzente gesetzt werden, was wiederum die Angriffe zu ausrechenbar machte. Das ist nun vorbei.

Es hilft natürlich, dass Wide Receiver Zay Flowers umgehend die erhoffte Verstärkung wurde. Keiner im Team wurde von Lamar Jackson so oft gesucht und gefunden, wie der Rookie, den die Ravens im Frühjahr an 22. Stelle gedrafted hatten. Sie holten zudem mit den Pass-Empfängern Nelson Agholor und Odell Beckham Jr. zwei erfahrene Pass-Empfänger. Todd Monken ist es gelungen, das Passspiel zu verbessern, ohne das Laufspiel zu schwächen. Die im Schnitt erzielten 160,3 Rushing Yards pro Partie sind der NFL-Bestwert. Das liegt neben Jackson vor allem Runningback Gus Edwards.

Prunkstück Verteidigung

Doch so gut die Offensive auch ist, das Prunkstück der Ravens-Philosophie war schon immer die Defensive. Einige der Abwehrreihen des Vereins gelten bis heute als legendär - und die aktuelle Verteidigung ist auf dem besten Weg dorthin. In den bisherigen neun Spielen ließ sie nur bei 8,7 Prozent der Angriffe einen Touchdown zu. Die Gegner kommen also durchschnittlich erst mit ihrem elften Offensiv-Spielzug in die Ravens-Endzone. Einen solchen Wert hatte zuletzt Baltimores Defensive der Meistermannschaft von 2000.

Die Profis von Defensive Coordinator Mike Macdonald erlauben im Schnitt pro Spielzug nur 4,1 Yards Raumgewinn und 13,8 Punkte pro Partie. Zudem wurden die gegnerischen Quarterbacks bereits 35 Mal zu Boden gerissen - alles Liga-Bestwerte. "Ich glaube, unsere Defensive hat keine Schwächen", sagte Lamar Jackson Mitte der Woche. Er hätte auch sagen können, Wasser sei nass.

Eine Defensive, die keine Schwächen hat, wirkt sich natürlich positiv auf die Offensive aus. Denn die weiß, dass sie sich auf ihre Verteidigung verlassen kann und spielt somit befreiter. Sie will natürlich bei jedem Spielzug unbedingt punkten, muss es im Fall der Ravens jedoch nicht.

Neben Abwehr und Angriff verfügt Baltimore auch über starke Special Teams. Kicker Justin Tucker beispielsweise, der einzig verbliebene Spieler der Meistermannschaft von 2013, ist immer noch der Gold-Standard auf seiner Position und so zuverlässig wie vor zehn Jahren beim 34:31-Super Bowl-Sieg gegen die San Francisco 49ers. Damals trug er mit zwei verwandelten Field Goals und vier extra Punkten zehn Zähler zum Triumph bei.

Komplettes Team ohne Schwachstellen

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Offense, Defense, Special Teams - diese Ravens 2023 sind ein komplettes Team. Sie haben, bislang zumindest, keine Schwachstelle. Ihre Siege waren mitunter Demonstrationen, Demontagen, Demütigungen. 25:9 gegen Houston. 28:3 in Cleveland. 38:6 gegen Detroit, 37:3 gegen Seattle. Die Punkte-Differenz nach neun Partien beträgt 115. Das sind 35 Zähler mehr als die zweitplatzierten Buffalo Bills.

Es ist zwar erst etwas mehr als die Hälfte der Vorrunde absolviert. Und Mitte November ist noch niemand Super Bowl-Champion geworden. Aber diese Baltimore Ravens haben derzeit alles, was ein Team benötigt, um Mitte Februar die Vince Lombardi-Trophy in die Höhe zu hieven. Und deshalb sagt Linebacker Patrick Queen selbstbewusst: "Die Einzigen, die uns stoppen können, sind wir selbst."

Quelle: ntv.de

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