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Chaos in Sölden klärt sich auf Disqualifizierte Skifahrerin unschuldig am Material-"Bullshit"

Mowinckel war im ersten Rennen der Saison disqualifiziert worden.

Mowinckel war im ersten Rennen der Saison disqualifiziert worden.

(Foto: dpa)

Der erste Weltcup der Ski-Saison versinkt im Chaos. Streit der Funktionäre, Streik von Klima-Aktivisten, Sturm - und der erste Fluor-Fall der Geschichte. Norwegens Top-Fahrerin wird disqualifiziert und versteht die Welt nicht mehr. Jetzt wird ihre Unschuld nachgewiesen.

Nach mehreren Tagen fieberhafter Suche ist die Ursache für den ersten Fluor-Fall in der Geschichte des alpinen Ski-Weltcups gefunden. Der Norwegerin Ragnhild Mowinckel wurde beim Saisonstart in Sölden ein verunreinigtes Werkzeug für die Ski-Präparierung zum Verhängnis. Nach Angaben der Skimarke Head und des norwegischen Verbandes wurden die Latten der zweimaligen Olympiazweiten mit einem kontaminierten Wachskork hergerichtet.

Fluor, das unter Normalbedingungen als Gas auftritt, ist extrem wasserabweisend und kann daher für einen Geschwindigkeitsvorteil sorgen. Seit diesem Winter ist es in Rennen des Ski- und Snowboardweltverbandes FIS sowie der Internationalen Biathlon-Union IBU verboten. Es droht eine Material-Schlacht, denn trotz des Verbots könnte das Halogen in minimaler Menge eingesetzt werden. Karlheinz Waibel, Bundestrainer Wissenschaft beim Deutschen Skiverband, warnte in der Mediengruppe "Münchner Merkur"/"tz" sogar vor einer "Betrugskultur wie im Radsport der 90er-Jahre". Athletinnen und Experten hatten Alarm geschlagen.

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Mowinckel war beim Riesenslalom auf dem Rettenbachgletscher nach dem ersten Durchgang disqualifiziert worden, weil an ihrem Arbeitsgerät ein vielfach erhöhter Wert festgestellt worden war. Einen Betrugsversuch leugnete sie und beteuerte ihre Unschuld. "Bullshit", nannte die italienische Weltmeisterin Federica Brignone die Neuerung und vertrat damit die einhellige Meinung. "Es gibt die Gefahr, dass Unschuldige zu Schuldigen werden", sagte Roswitha Stadlober, Präsidentin des mächtigen Österreichischen Skiverbandes - so wie nun bei Mowinckel geschehen. Sportler fürchten Manipulation oder Verunreinigung ihrer Skier durch Sprays oder Abrieb.

Dass ihre Unschuld nun erwiesen scheint, sorgte bei Mowinckel nur bedingt für Erleichterung. Vielmehr ärgerte sie sich darüber, dass ein verunreinigtes Werkzeug für eine Disqualifikation ausreicht. "Das finde ich an diesem Fall am frustrierendsten", sagte sie dem norwegischen Rundfunk NRK. Denn präpariert worden seien ihre Skier ja mit einem fluorfreien Mittel. "Ich finde es traurig, dass man ein System hat, das dies nicht berücksichtigt", sagte sie und nannte die Vorgehensweise der FIS "sehr unfair". Kinderkrankheiten seien bei Neuerungen normal, ergänzte Mowinckel, doch diese müssten "gelöst werden, bevor wir ein neues System einführen".

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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