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Zoff, Streik, Rennabbruch Turbulentes Sölden-Skirennen endet im Streit

"Die Natur ist stärker", konstatierte DSV-Alpinchef Wolfgang Maier.

"Die Natur ist stärker", konstatierte DSV-Alpinchef Wolfgang Maier.

(Foto: dpa)

Der Weltcup-Auftakt der Skirennfahrer ist schon vorher arg umstritten. Es kehrt auch keine Ruhe ein, als es wirklich auf der Piste losgeht. Im Gegenteil: Der Wind zeigt, was er draufhat, Klima-Aktivisten blockieren kurzzeitig die Zufahrt - und dann irritiert auch noch der FIS-Präsident mit einer Aussage.

Wolfgang Maier war irritiert. Doch es war nicht der unstrittige Abbruch des Männer-Rennens oder die dürftige Leistung von Emma Aicher, die den DSV-Sportvorstand nachhaltig verstimmte. Der Mann, der Maier und mit ihm den ganzen Skizirkus beim turbulenten Weltcup-Auftakt in Sölden mit seinen, nun ja, unqualifizierten Bemerkungen verärgerte, war gar nicht vor Ort - und doch allgegenwärtig.

Denn auf dem Rettenbachgletscher wurde weniger über den Erfolg der Schweizer Olympiasiegerin Lara Gut-Behrami oder die schnell beendete Protest-Aktion der Letzten Generation diskutiert. Sondern mal wieder über Johan Eliasch, den streitbaren Präsidenten des Weltverbandes FIS. Der bereicherte die Diskussion um den in Zeiten des Klimawandels allzu frühen Weltcup-Start mit der nächsten unerwarteten Volte - und sorgte vielfach für Augenrollen.

Es sei "für alle hier sehr erstaunlich, dass ein Präsident, der gerade in Thailand ist, eine Entscheidung beeinflussen möchte, die er letztes Jahr noch komplett anders gesehen hat", sagte Maier: "Das ist hier sehr suspekt angekommen."

FIS-Präsident irritiert mit Angriff

Vor allem beim veranstaltenden Österreichischen Skiverband (ÖSV), den Eliasch mit seiner Kehrtwende in der Kalender-Diskussion als Sündenbock hingestellt hatte. "Ich verstehe auch nicht, wer sich im Oktober für Skirennen interessiert und warum wir auf Gletschern ohne Schnee fahren", sagte Eliasch im ORF: "Ich hoffe, dass der ÖSV offen ist für eine Verlegung nach hinten."

Wie bitte? In der Kalendergestaltung hat Eliaschs FIS das letzte Wort und den frühen Termin bisher stets verteidigt. Mehr noch: Auf Eliaschs Initiative sind am zweiten und dritten November-Wochenende nun Speedrennen am Matterhorn angesetzt.

Der ÖSV zeigte sich entsprechend überrumpelt, aber "gesprächsbereit". Er hält eine Verschiebung um zwei Wochen für denkbar. Grundsätzlich, meinte Maier, wäre ein späterer Start ein begrüßenswerter "Schritt, der die Fronten wieder etwas aufweicht". Es sei wichtig, dass sich der Skizirkus anpasse, betonte er - wenngleich unbeeindruckt vom Protest dreier Aktivisten, die sich auf die Hochgebirgsstraße klebten, aber von der Polizei rasch entfernt wurden.

Männer-Rennen abgebrochen

Auf das "gigantische Skifest" in Sölden, sagte Maier, wolle man nicht verzichten: "Aber wenn es Mitte November ist, ist es uns auch recht." Vielleicht ist dann das Wetter besser. Das Rennen am Sonntag musste wegen starker Böen nach 47 Startern abgebrochen werden. Sehr zum Ärger von Fabian Gratz, der als 22. auf Finalkurs lag. "Das ist extrem bitter", sagte er, "aber die Fairness und Sicherheit stehen im Vordergrund, ich kann es verstehen." Die Natur, sagte Maier, "ist in dem Fall stärker".

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Bei der Deutschen Emma Aicher war es die Konkurrenz. Satte 5,15 Sekunden lag sie hinter Gut-Behrami, die auch der sechstplatzierten Rekordsiegerin Mikaela Shiffrin stolze 1,40 Sekunden abnahm. "Wenn wir so fahren, sind wir einfach nicht konkurrenzfähig", sagte Maier über Aicher: "Das ist bitter."

Wie die Disqualifikation von Ragnhild Mowinckel aus Norwegen, die als erste Athletin Opfer des Fluor-Verbots wurde - mit zehnfach erhöhtem Wert, aber ohne Betrugsabsicht, wie sie versicherte. "Bullshit", nannte die zweitplatzierte Federica Brignone die neue Regel. Wie so manches an diesem Wochenende.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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