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Chiefs doch nicht der FC Bayern Gaza-Ohrfeige für Trump, Horrorspiel für Mahomes

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Die Eagles zerlegen den Titelverteidiger in Einzelteile: Gegen die Defensive Philadelphias haben die Kansas City Chiefs um Patrick Mahomes von Anfang an keine Chance, der Superstar leistet sich mehrere Mega-Patzer. Zur Halbzeit kommt es zu einem Gaza-Protest, der Donald Trump im Stadion ins Mark trifft.

Man stelle sich vor, Bayern München und Bayer Leverkusen stehen am letzten Spieltag nebeneinander in der Tabelle der Fußball-Bundesliga da. Doch der Rekordmeister hat drei Punkte mehr und ein weitaus besseres Torverhältnis, um 13 Tore besser sogar. Die Krux: Im finalen Saisonspiel treffen beide aufeinander. Aber was soll da anbrennen? Nun, Leverkusen gewinnt 7:0 gegen Bayern und wird Meister. So lässt sich die absolut demütigende Demontage der Chiefs in Fußballsprache erklären.

Der neue Super-Bowl-Champion sind die Philadelphia Eagles. Mit einem beeindruckenden 40:22-Sieg zerlegen sie am Sonntagabend in New Orleans die Kansas City Chiefs, den Titelverteidiger, in Einzelteile. 34:0 steht es kurz vor dem Ende des dritten Viertels; alle drei Touchdowns der Chiefs folgen in der sogenannten Garbage-Time, als längst alles gegessen ist.

Der Sieg an sich ist nicht die Überraschung – die Eagles sind eines der besten Teams der NFL, auch wenn die Chiefs favorisiert in den Super Bowl gegangen sind. Es ist die Art und Weise, wie der amtierende Meister untergeht. Wie er regelrecht erdrückt wird von der Defensive der Eagles. Wie Megastar Patrick Mahomes zerschellt an den Abwehrkolossen aus Philadelphia. Wie er sich mehrfach selbst mit haarsträubenden Ballverlusten in den Fuß schießt.

Mahomes erlebt Horrorspiel

Dabei fürchtet die gesamte NFL vor dem großen Endspiel die Bayernisierung der Liga. Drei Super-Bowl-Titel in Folge wollten die Chiefs abstauben. Das gab es noch nie. Serienmeister à la München? Undenkbar. Selbst eine seltene Dynastie wie die der New England Patriots mit Quarterback-Superstar Tom Brady schaffte es nur ein einziges Mal, den Super Bowl zweimal nacheinander zu gewinnen. Schließlich will die NFL der Fußball-Bundesliga mit ihrem Modell mit Gleichheit und Draft-System in Sachen Spannung überlegen sein. Durchkommerzialisierung hin oder her: Die schlechteste Mannschaft der Vorsaison bekommt den ersten Zugriff auf die Toptalente aus dem College.

Wegen Patrick Mahomes schien das Prinzip auf einmal nicht mehr aufzugehen. Zu dominant, zu kreativ, zu gut agiert der Quarterback, agieren seine Chiefs in den vergangenen Jahren. Nun ist klar: Die Debatte über Mahomes als Goat – als Greatest of all time - ist verfrüht. Er ist vielleicht schon jetzt der zweitbeste Quarterback aller Zeiten. Aber er hat vier Lombardi-Trophäen weniger als Brady und bekommt von den Eagles eine der heftigsten Super-Bowl-Ohrfeigen aller Zeiten verpasst.

Von Anfang an ist es ein Sack-Festival, am Ende ist Mahomes von der Abwehr der Eagles sechsmal zu Boden gerissen worden. So viele Sacks muss der Superstar noch in keiner anderen Partie seiner Profikarriere hinnehmen. Die Chiefs kommen überhaupt nicht aus den Löchern (Mahomes wirft im ersten Viertel nur 17 Yards), ihre Offensivlinie kann mit der Defensivfront der Eagles zu keiner Minute mithalten. Dadurch ist das Spiel von Anfang an einseitig, auch wenn Eagles-Quarterback Jalen Hurts die erste Interception wirft.

Fans verlassen vor Abpfiff das Stadion

Aber während Hurts darauf mit cleveren Läufen und ein paar präzisen Touchdown-Pässen zur rechten Zeit antwortet, leistet sich Mahomes drei Mega-Patzer. Seine beiden Interceptions in der ersten Hälfte führen jeweils zu einem Touchdown für Philadelphia. Einmal sogar mit einer Pick-Six, als Cooper DeJean einen Pass des Chiefs-Stars abfängt und direkt in die Endzone flitzt.

Mit 24:0 geht es in die Halbzeit und kaum einer im Caesars Superdome glaubt noch an das große Comeback. Während die Eagles-Fans komplett ausflippen, sitzen die Anhänger von Kansas City konsterniert auf ihren Sitzen und blicken ins Nirgendwo. Später wird Mahomes wieder einmal gesackt, dabei verliert er den Ball und die Eagles münzen diesen Fumble in ein Field Goal um. Zu diesem Zeitpunkt steht es 40:6. Die nächsten beiden Chiefs-Touchdowns kommen viel zu spät und sind die Folge der abfallenden Spannung. Sie sind nichts als Makulatur. Statt Jubel gibt es den Exodus: Viele Fans haben drei Minuten vor dem Ende der Partie genug und verlassen das Stadion.

Dann schleichen die gedemütigten Chiefs schnell vom Feld. Eagles-Headcoach Nick Sirianni bekommt die obligatorische Gatorade-Dusche und der Super-Bowl-Sieger der Saison 2024/25 heißt Philadelphia Eagles. Während es eine harte Nacht für Mahomes ist, liefert sein Gegenüber Hurts ein brillantes Spiel ab: zwei Touchdown-Pässe, 72 erlaufene Yards und ein erlaufener Touchdown.

Natürlich sind auch bei diesem Super Bowl etliche Stars und Sternchen zugegen. Und zum ersten Mal überhaupt ein amtierender US-Präsident. Donald Trump genießt zunächst das Bad in der Menge und bekommt viel Applaus, als er bei der Nationalhymne eingeblendet wird, die Hand zum Militärgruß an den Kopf gehalten. Dann aber erhält er ähnlich wie Mahomes eine schallende Ohrfeige.

Gaza-Protest dürfte Trump nicht gefallen

Ein Mann crasht die Halbzeitshow von Rapper Kendrick Lamar, indem er eine palästinensische Flagge mit der Aufschrift "Gaza" und "Sudan" entrollte. Der Demonstrant ist ähnlich gekleidet wie die Tänzerinnen und Tänzer während der Aufführung und laut Liga-Statement ein Teil der 400-köpfigen Besetzung von Lamars Show. Die Protest-Aktion geschieht aber ohne das Wissen des Rappers und der Organisatoren.

Trumps Gaza-Politik fliegt ihm bei der Half-Time-Show um die Ohren.

Trumps Gaza-Politik fliegt ihm bei der Half-Time-Show um die Ohren.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Als Lamar sein letztes Lied, "TV Off", performt, klettert der Demonstrant auf das Heck eines 1987er Buick Grand National GNX, der in der Kulisse zu sehen ist und auf dem kurz vorher auch der Rapper einen Auftritt hat. Dann hält er die Flagge hoch, springt vom Auto herunter und rennt etwa 20 Sekunden lang über das Spielfeld. Der Sicherheitsdienst reagiert schnell, packt ihn und führt ihn vom Feld.

Die NFL bestätigt anschließend, dass der Protestierende Teil der Besetzung war, aber die Flagge versteckt hatte und eigenmächtig handelte. "Niemand, der an der Produktion beteiligt war, wusste von den Absichten der Person", erklärt die Liga. Roc Nation, das Musik-Label, das die Halbzeitshow produziert, betont ebenfalls: "Die Aktion der Person war weder geplant noch Teil der Produktion und wurde nie einstudiert."

Der Protest kommt wenige Tage nachdem Trump erklärt hatte, er wolle die Palästinenser aus dem Gazastreifen entfernen und in arabische Nachbarländer "umsiedeln". Danach würden laut des US-Präsidenten die USA die Kontrolle über Gaza übernehmen. Die Pläne hatten weltweit für Empörung gesorgt. Nun wird die große Trump-Show beim Super Bowl, den der Republikaner für sein Ego und sein Image nutzen will, gestört. Dem die Öffentlichkeit liebenden Präsidenten dürften diese Nachrichten zur Abwechslung mal gar nicht gefallen.

Quelle: ntv.de

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