Entscheidung in nächsten Stunden Gericht verhandelt über Djokovics Visum
16.01.2022, 00:40 Uhr
Djokovic hat auch die vergangene Nacht im Abschiebehotel verbracht.
(Foto: dpa)
Ob Tennis-Superstar Djokovic ab Montag bei den Australian Open antreten kann, klärt sich in den nächsten Stunden. Ein australisches Bundesgericht entscheidet über seinen Einspruch nach dem erneuten Visumsentzug.
In der Gerichtssitzung in Australien im Fall des serbischen Tennisprofis Novak Djokovic haben sich die Richter am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit) zur Entscheidungsfindung zurückgezogen. Drei Richter des Bundesgerichts entscheiden, ob der Weltranglisten-Erste im Land bleiben und an den am Montag in Melbourne beginnenden Australian Open teilnehmen darf oder ob er ausreisen muss. Der 34 Jahre alte Titelverteidiger Djokovic hatte nach dem erneuten Entzug seines Visums Einspruch eingelegt.
Wann das Urteil fällt, ist noch nicht bekannt. Man wolle den Nachmittag mit Beratungen zu dem Fall verbringen und hoffe, noch am Sonntag zu einer Entscheidung zu kommen, sagte der Vorsitzende Richter James Allsop.
Die vorangehende Anhörung wurde online übertragen. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtet, verfolgte Djokovic die Sitzung aus dem Büro seiner Anwälte in Melbourne. Die Nacht vor der Verhandlung beim Bundesgericht hatte der Rekordsieger der Australian Open in einem Abschiebehotel verbracht.
Zunächst hatten die Anwälte des 20-maligen Grand-Slam-Turniersiegers ihre Argumentationslinie dargelegt. Sie warfen unter anderem die Frage auf, ob Einwanderungsminister Alex Hawke nicht bedacht habe, ob auch eine "Anti-Impf-Stimmung" geschürt werde, wenn das Visum des Tennisprofis für ungültig erklärt werde. Dass der Aufenthalt die "Anti-Impf-Stimmung" fördern könne, hatte die australische Regierung als einen Grund angegeben, warum Hawke das Visum von Djokovic erneut für ungültig erklärt hatte. Die Regierungsseite argumentierte, dass Djokovic ein Vorbild für Impfskeptiker sein könne.
Wenn Djokovic bleiben darf, wird es ungemütlich für die Regierung
Djokovic war am Freitag zum zweiten Mal das Visum aberkannt worden. Er ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und deswegen eine umstrittene Person in dem Land, das seit Beginn der Pandemie harte Regeln aufgestellt hat. Als ihm die Behörden in der vorigen Woche die Einreise verweigert hatten, war er ebenfalls vorübergehend in ein Abschiebehotel gebracht worden.
Eine erste Gerichtsentscheidung am Montag war zu seinen Gunsten ausgefallen, Djokovic hatte daraufhin die Vorbereitung auf das erste Grand-Slam-Turnier der Saison fortgesetzt. Die australische Regierung befürchtet massiven Unmut und Widerstand der Bürger gegen Corona-Maßnahmen, wenn der Impfskeptiker Djokovic im Land bleiben darf.
Sollte Djokovic verlieren, müsste er Australien verlassen und dürfte voraussichtlich drei Jahre lang nicht mehr einreisen. Damit bliebe ihm die Teilnahme an den Australian Open, die er bereits neun Mal gewonnen hat, lange verwehrt. Sollte seinem Einspruch gegen die Ausweisung stattgegeben werden, könnte er bei dem Turnier sein Ziel verfolgen, als erster Tennisspieler überhaupt 21 Grand-Slam-Titel zu holen. Für die australische Regierung, die im Mai bei der Parlamentswahl um den Erhalt ihrer Mehrheit kämpft, wäre es eine erniedrigende Niederlage.
Die Angelegenheit hat sich längst zu einem Politikum entwickelt. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic richtete schwere Vorwürfe gegen die australischen Behörden. Die Rechtsexpertin Sanzhuan Guo von der australischen Flinders University sagte, der Ausgang des Falles werde wahrscheinlich "bestimmen, wie Touristen, ausländische Besucher und sogar australische Bürger auf Jahre hinaus die Einwanderungspoltik des Landes und die 'Gleichheit vor dem Gesetz' sehen".
Quelle: ntv.de, ino/ara/dpa/AFP