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Team-WM in Frankfurt Im Darts kann Deutschland sogar Weltmeister werden

Letztes Jahr gab es viel zu jubeln für Martin Schindler und Gabriel Clemens. Gelingt dieses Jahr sogar der Einzug ins Finale?

Letztes Jahr gab es viel zu jubeln für Martin Schindler und Gabriel Clemens. Gelingt dieses Jahr sogar der Einzug ins Finale?

(Foto: Jonas Hunold/PDC)

Die Fußball-Europameisterschaft pausiert zwei Tage, in Frankfurt am Main geht es stattdessen um die Team-Weltmeisterschaft im Darts. Deutschland ist Mitfavorit und Martin Schindler träumt vom perfekten Sommer.

Darts-Weltmeisterschaft im Sommer? In Frankfurt? Was ist das denn? Nein, Sie haben keine Revolution des Dartsports verpasst. Das Original, die "World Darts Championship" findet nach wie vor im Londoner Alexandra Palace statt, dem Sehnsuchtsort sämtlicher Darts-Fans. Jedes Jahr fliegen im Dezember die Pfeile, vor und nach Weihnachten, mit dem großen Finale kurz nach Neujahr. In Frankfurt geht es dagegen in dieser Woche um den WM-Titel im Doppel. Der World Cup of Darts findet jedes Jahr im Sommer in der Frankfurter Eissporthalle statt. 40 Nationen treten mit ihren zwei besten Spielern an. Deutschland ist einer der Mitfavoriten auf den Titelgewinn.

Das jährliche Doppel-Turnier ist das einzige seiner Art. Nur an diesen vier Tagen im Juni spielen die PDC-Stars in Teams. Allein deshalb ist das Turnier besonders. Aus notorischen Einzelsportlern muss ein Doppel geformt werden. Das gelingt manchen Teams sehr gut, anderen weniger, Belgien überhaupt nicht.

Wer sind die Favoriten?

Keine große Darts-Nation fehlt, dafür aber mancher Topspieler. Titelverteidiger Wales geht stark dezimiert ins Rennen, weil 2021er-Weltmeister Gerwyn Price einen Tag vor Turnierstart aus gesundheitlichen Gründen abgesagt hat. Doppelpartner Jonny Clayton geht stattdessen mit Jim Williams, dem Weltranglisten-44., ins Rennen.

England ist die topgesetzte Nation. Die Nummer 1 und 3 der Welt vertreten das Darts-Mutterland am Main. Der amtierende Weltmeister Luke Humphries spielt zusammen mit seinem Vorgänger Michael Smith. Klingt nach einem unschlagbaren Doppel? Das haben sich aber schon viele Teams in der Vergangenheit gedacht, die Realität war oft eine andere. Humphries und Smith haben noch nie zusammen gespielt, müssen sich womöglich erst aufeinander einstellen.

Der neue Darts-Superstar schlechthin, WM-Finalist Luke Littler, ist dagegen (noch) nicht bei der Team-WM dabei. Nächstes Jahr dürfte sich der 17-Jährige aber bereits für das englische Team qualifizieren. In diesem Jahr gab es für das Supertalent schlicht zu wenige Turniere, um sich in der Weltrangliste noch nach ganz vorn zu spielen. Favorit ist England aber dennoch, erst recht seit der Price-Absage.

Fraglich, ob die Niederlande um den Titel mitspielen können. Auf dem Papier scheint das Doppel top besetzt, mit dem dreimaligen Weltmeister Michael van Gerwen und Danny Noppert. Die beiden Akteure sind aber sehr unterschiedlich und harmonieren nicht wirklich miteinander. Fraglich, ob es trotzdem für den ganz großen Wurf reicht. Zumal der Weltranglisten-Zweite van Gerwen völlig außer Form ist.

Bessere Stimmung wird zumindest bei den Schotten herrschen. Peter Wright und Gary Anderson erreichten im Vorjahr das Finale, wollen in diesem Jahr auch den letzten Schritt gehen. An Erfahrung mangelt es den beiden zweifachen Weltmeistern nicht. Schottland kommt beim World Cup of Darts auf 107 Jahre Lebenserfahrung. Das Team anführen wird dieses Mal aber Anderson, Wright ist nach teils bedenklichen Leistungen in den vergangenen Monaten jedoch zumindest auf dem aufsteigenden Ast.

Wie ist der Modus?

Die Top-4-Nationen England, Wales, Niederlande und Schottland steigen erst am Samstag in das Turnier ein. Das Quartett ist für das Achtelfinale gesetzt. Heute und morgen spielen die anderen 36 Teams in 12 Dreiergruppen die anderen Teilnehmer für die K.-o.-Runde aus. Gespielt wird im super kurzen Modus "Best of 7 Legs", es braucht also nur vier gewonnene Legs für einen Sieg. Auf Profiebene ist das der kürzeste Modus des Jahres. Ab dem Achtelfinale sind dann 8 Legs, im Finale 10 Legs für den Sieg nötig.

  • Gruppe A: Belgien, Singapur, Philippinen
  • Gruppe B: Nordirland, Südafrika, Schweiz
  • Gruppe C: Deutschland, Neuseeland, Finnland
  • Gruppe D: Australien, Japan, Hongkong
  • Gruppe E: Irland, Litauen, Taiwan
  • Gruppe F: Österreich, China, Guyana
  • Gruppe G: Polen, Norwegen, Ungarn
  • Gruppe H: Tschechien, Bahrain, Island
  • Gruppe I: Kroatien, Malaysia, Kanada
  • Gruppe J: Frankreich, Lettland, Dänemark
  • Gruppe K: Schweden, Spanien, Gibraltar
  • Gruppe L: USA, Portugal, Italien
  • Gesetzt im Achtelfinale: England (1), Wales (2), Niederlande (3), Schottland (4)

Wie stehen die Chancen von Deutschland?

Deutschland gehört nicht zum Kreis der Topfavoriten, ist davon aber auch nicht weit weg. In diesem Jahr gab es in der Rangliste eine Wachablösung. Erstmals ist Martin Schindler die deutsche Nummer eins, dicht gefolgt von Gabriel Clemens. Zusammen haben die beiden beste Voraussetzungen für ein starkes Ergebnis in Frankfurt. Im Vorjahr bezwangen Schindler und Clemens im Viertelfinale das topgesetzte England, im Halbfinale war gegen Schottland Endstation. Nicht ausgeschlossen, dass es am Sonntag erstmals in der World-Cup-Geschichte ins Finale geht.

"Es wäre eine tolle Geschichte, wenn wir Europameister im Fußball und Team-Weltmeister im Darts werden", sagte Martin Schindler im Vorfeld des Turniers im Darts-Podcast "Checkout". Der 27-Jährige wohnt mit seiner Familie nur 40 Autominuten vom Austragungsort entfernt, erhofft sich viel vom Heimturnier. "Es ist ein besonderes Gefühl, zusammen mit Gabriel Clemens Deutschland zu repräsentieren. Wir sind bereit, wieder einen weiten Weg zu gehen", kündigt Schindler an und macht deutlich: "Wir können jeden schlagen. Wenn wir unser Spiel hinbekommen, stehen uns alle Türen offen. Unser größter Konkurrent sind wir selbst."

Zunächst muss das deutsche Duo aber die tückische Gruppenphase überstehen, weiß Schindler. Am heutigen Abend geht es gegen Neuseeland, den stärksten Gruppengegner. Gewinnen Schindler und Clemens, dürfte am Freitagabend gegen Finnland der sichere Einzug ins Achtelfinale gelingen.

Worauf und auf wen sollte man noch achten?

Die 107 Jahre Lebenserfahrung der Schotten werden noch deutlich getoppt: Team Singapur, das von der kultigen Darts-Legende Paul Lim (70 Jahre) angeführt wird, kommt auf satte 124 Jahre. Aus der Vorrunde dürfte Singapur aber ziemlich sicher nicht herauskommen, in einer schwierigen Gruppe mit den Philippinen und Belgien.

Apropos Belgien. Das Doppel ist das wohl spannendste des gesamten Turniers. Dimitri Van den Bergh und Kim Huybrechts können sich überhaupt nicht ausstehen, müssen aber nun vier Tage zusammen spielen. Voriges Jahr kam es im ersten Spiel zum Eklat, als sich beide keines Blicks würdigten. Ins Halbfinale zog das spielerisch starke Doppel trotzdem ein. Das dürfte dieses Jahr schwierig werden, weil Huybrechts im Zuge einer Auseinandersetzung am Rande des belgischen Pokalfinals im Mai schwer verletzt wurde und operiert werden musste. Seine Ärzte hatten Huybrechts ausdrücklich davon abgeraten, schon wieder zu spielen. Er tut es trotzdem.

Eine weitere Unbekannte für das Turnier ist die parallel laufende Fußball-EM. Zwar gibt es das Wochenende über keine Spiele in Frankfurt, der Fokus dürfte insbesondere am Samstagabend aber kaum auf dem Dartsport liegen, wenn ab 21 Uhr Deutschland im Achtelfinale der Fußball-EM auf Dänemark trifft. Gut möglich, dass Martin Schindler und Gabriel Clemens dann auf die Nachmittags-Session gelegt werden. Immerhin: Das Interesse an der Team-Darts-WM ist trotz Fußball-EM groß. Für den Samstagabend sind nach Informationen von ntv.de 90 Prozent der Tickets verkauft worden.

Quelle: ntv.de

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