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"Ich mach' dich kaputt" Ausraster und Attacken überschatten die Darts-Woche

Kim Huybrechts hat für einen Skandal am Rande eines Turniers der Profidarts-Organisation PDC gesorgt.

Kim Huybrechts hat für einen Skandal am Rande eines Turniers der Profidarts-Organisation PDC gesorgt.

(Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Ein riesengroßes Darts-Talent, das im Frust der Niederlage versehentlich seine Pfeile durch die Halle pfeffert. Und ein arrivierter Darts-Star, der einen Konkurrenten am Rande eines Turniers angreift. Die ersten Schlagzeilen dieser Darts-Woche sind keine sportlichen.

Die Darts-WM ist Jahr für Jahr das alles überragende Highlight des Pfeilesports, von Februar bis Mai dominiert die Premier League das Geschehen im Darts. Größtenteils unbemerkt von der Medienöffentlichkeit finden aber auch an den meisten anderen Wochenenden im Jahr etliche weitere Turniere der Profidarts-Organisation PDC statt. Dabei geht es nicht immer gesittet zu, wie zwei brisante Vorfälle zeigen.

In der vergangenen Woche wurde die ersten Turniere der diesjährigen Development Tour, einer Eventserie für Spieler unter 24 Jahren, im englischen Milton Keynes ausgetragen. Beim ersten Turnier kam es direkt zu einem Ausraster mit kuriosen Folgen. Der 18-jährige Leighton Bennett, einer der Favoriten auf der Nachwuchs-Tour, spielte in der Runde der letzten 128 gegen den Deutschen Oliver Ufer. Beim Stand von 3:2 erspielte sich der junge Engländer die ersten Matchdarts. So viele, dass sich am Ende niemand mehr an die genaue Zahl erinnern konnte. "Es müssten 12 bis 15 gewesen sein", berichtete Ufer. Die nervenaufreibende Doppelschlacht gewann letztlich der Deutsche, während Bennett über die unzähligen verpassten Chancen haderte.

Leighton Bennett, Spitzname "Boom Boom", ist eines der größten Talente im Dartsport.

Leighton Bennett, Spitzname "Boom Boom", ist eines der größten Talente im Dartsport.

(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)

So musste das entscheidende siebte Leg über Aus und Weiterkommen entscheiden. Dieses entschied Ufer für sich. Daraufhin rastete Bennett völlig aus. Er nahm seine Pfeile, legte sie wutentbrannt in oder auf seine Darttasche - hier unterscheiden sich die Berichte der Spieler vor Ort - und wandte sich vom Board ab. Dabei flogen seine Pfeile aus Versehen durch die Halle und trafen Wand und Dartscheibe direkt nebenan. Hier spielten gerade die beiden Deutschen Finn Chudziak und Anton Braun gegeneinander. Chudziak lag mit 3:2 in Führung, hatte das sechste Leg mit zwei perfekten Aufnahmen begonnen und gerade seinen siebten Dart ins Single-20-Segment geworfen, als es Pfeile und Zubehör aus der Darttasche von Bennett hagelte.

Bennetts Ärger grenzenlos

"Einer hinterließ sogar eine kleine Kerbe im Dartboard", erzählte Chudziak. Andere schlagen in die Wand neben dem Board ein. Bennett-Gegner Oliver Ufer schilderte den Vorfall so, dass der junge Engländer "ziemlich genervt" gewesen sei, seine Darts dann auf seine kleine Darttasche gelegt und diese dann "schwungvoll mitgenommen" habe. Daraufhin seien die Darts in Richtung des Nachbarboards geflogen.

Bennett stapfte anschließend einfach davon und ließ seinem Ärger innerhalb der Arena in Milton Keynes weiter Luft. Den 18-Jährigen erwartet nun eine Strafe von der Darts Regulation Authority (DRA), die Spieler für kleine und große Vergehen sanktioniert und innerhalb der PDC die Rolle des Schiedsgerichts einnimmt. Im Raum steht eine Strafzahlung in Höhe von 750 Pfund (umgerechnet 875 Euro). Die PDC selbst hat auf eine Anfrage zum Vorfall nicht reagiert.

Bennett, der im Alter von 14 Jahren Darts-Legende Phil "The Power" Taylor bei einem Showmatch besiegt hatte, wurde wegen des Ausrasters für das zweite Turnier des Tages gesperrt. Allerdings war zum Zeitpunkt der Sperre die erste Runde des folgenden Events bereits ausgelost. Sein Gegner wäre Finn Chudziak gewesen. Angesichts des riesengroßen Starterfelds von 356 Teilnehmern war dieser Umstand das kuriose i-Tüpfelchen eines hitzigen Turniertags in Milton Keynes.

Huybrechts attackiert De Decker

Hitzig ging es unterdessen auch am Rande eines Darts-Events im November zu. Die belgische Zeitung "Het Nieuwsblad" hat in dieser Woche ein Video veröffentlicht, das den belgischen Dartprofi Kim Huybrechts (aktuell Belgiens Nummer zwei) Ende vorigen Jahres am Rande eines Players-Championship-Turniers im englischen Barnsley zeigt, wie er auf seinen Landsmann Mike De Decker (aktuell Belgiens Nummer drei) losgeht. "Ich hau' euch kaputt. Ich schwöre, das habe ich schon lange auf dem Herzen. Du stehst als erster auf meiner Liste. Deine Mutter auch", sagt Huybrechts hörbar in dem 50-sekündigen Video.

De Decker wird vom ehemaligen Weltranglisten-12. getroffen, Huybrechts muss daraufhin zurückgehalten werden, damit er den 28-Jährigen nicht weiter attackiert. "Hurricane", das ist der Spitzname von Kim Huybrechts, beschuldigt seinen Landsmann, dass dessen Mutter Huybrechts Familie bedroht habe.

Die Vorgeschichte: Huybrechts Ehefrau schrieb auf Facebook einen kritischen Kommentar über Mike De Decker. Die Mutter von "The Real Deal", so wird der Weltranglisten-39. De Decker genannt, kontaktierte daraufhin die Frau von Huybrechts und geigte ihr die Meinung. Dieser Anruf wurde von Kim Huybrechts als Drohung aufgefasst und gipfelte in der Auseinandersetzung vor der Halle in Barnsley.

Huybrechts zeigt Reue, "aber ..."

"Was Huybrechts sagt, ist weitgehend richtig. Aber eine Sache ist nicht korrekt. Meine Mutter hat weder Dana (Frau von Huybrechts, Anm. d. Red.) noch den Kindern gedroht. Sie hat gesagt, wenn er nicht aufpasst, könnte es zu Handlungen kommen. Aber seine Familie ist nicht bedroht worden. Dass Kim seine Geschichte auf diese Weise verdreht, ist unglücklich und nicht fair", kommentierte De Decker gegenüber dem belgischen TV-Sender VTM.

Der 38-jährige Huybrechts, derzeit die Nummer 32 der Weltrangliste, bedauerte den Vorfall von Barnsley. "Das fragliche Video ist nicht zu rechtfertigen. Man sollte niemals körperlichen Kontakt mit jemandem haben, wenn man einen Streit hat. Meine Reaktion war falsch. Aber jede Geschichten hat zwei Seiten."

Seine Version geht so: De Decker habe hinter seinem Rücken Dinge gesagt, die Huybrechts nicht gefallen haben. Darüber schrieb dessen Frau auf Facebook. Dann habe jemand aus Mikes Familie Huybrechts Frau angerufen und Drohungen, auch gegenüber ihren Kindern, ausgesprochen. "Als Vater will man seine Familie immer beschützen. Deshalb bin ich ausgerastet. Ich hätte nie so reagieren dürfen, dafür wurde ich zu Recht getadelt", so Huybrechts, der von der DRA eine Strafe in Höhe von 1500 Pfund (1750 Euro) aufgebrummt bekam.

Seit Jahren Streit im belgischen Darts

Konflikte im belgischen Dartsport sind indes nichts Neues. Im Juni hatten Kim Huybrechts und Dimitri Van den Bergh ihre Nation beim World Cup of Darts, dem einzigen Doppel-Turnier der PDC, vertreten und waren sich dort zeitweise komplett aus dem Weg gegangen. Die beiden Spitzenspieler legten die schlechteste Teamchemie in der Geschichte des Turniers hin, vertraten ihr Land mit dem Halbfinal-Einzug zumindest sportlich würdig.

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Bei der Neuauflage des Turniers in diesem Sommer hofft Spitzenspieler Van den Bergh aber trotzdem auf einen neuen Doppelpartner: Mike De Decker muss dafür aber erst Kim Huybrechts in der Weltrangliste überholen.

Eine große Chance bietet sich von diesem Freitag an bei einem der wichtigsten Darts-Turniere des Jahres. In Minehead an der Südwestküste Englands duellieren sich 158 Spieler um den Titel bei den UK Open, dem "FA Cup des Darts". Das Besondere an diesem Turnier: Jede Runde wird frei ausgelost, es kann also schon am Freitagabend zum Duell Huybrechts gegen De Decker kommen. Leighton Bennett spielt ebenfalls mit.

Quelle: ntv.de

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