Schlimme Stürze auf 14. Etappe Motorrad stört episches Duell von Vingegaard und Pogacar
15.07.2023, 17:54 Uhr
Vingegaard (links) und Pogacar im direkten Duell.
(Foto: Screenshot: Eurosport)
Der Kampf um den Gesamtsieg bei der Tour de France prägt auch die 14. Etappe. Nach einem Massensturz zu Beginn duellieren sich am Ende wieder der Führende Jonas Vingegaard und Verfolger Tadej Pogacar. Am finalen Berg spielen Motorräder eine unrühmliche Rolle.
Der spanische Radprofi Carlos Rodriguez hat bei der 110. Tour de France die erste Alpen-Etappe gewonnen. Der 22-Jährige vom Team Ineos Grenadiers setzte sich in einem umstrittenen Finale nach 151,8 Kilometer vor Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) und Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) durch. Am letzten Berg waren zunächst Pogacar und dann Rodriguez deutlich von Begleit-Motorrädern behindert worden.
"Ich wollte noch ein letztes Mal vor dem Pass attackieren. Ich habe alles reingelegt, dann bewegten sich die Motorräder nicht. Ich habe da eine Patrone verschwendet. Aber es ist, wie es ist. Wir werden es wieder versuchen", sagte Pogacar.
Er attackierte gleich mehrfach am Col de Joux Plane, brachte eine kleine Lücke zwischen sich und Vingegaard. Doch der Däne erholte sich, fuhr wieder heran. Als Pogacar 500 Meter vor dem Pass wieder antrat, kam er nicht an einem Fotografen- und einem TV-Motorrad vorbei. Oben am Pass überraschte dann Vingegaard seinen Kontrahenten und sicherte sich drei Bonussekunden mehr. Im Ziel holte sich dann Pogacar durch seinen zweiten Platz zwei Sekunden zurück. "Es war ein großer Kampf. Ich bin froh, eine Sekunde dazugewonnen zu haben", sagte Vingegaard.
Vingegaard behauptete damit das Gelbe Trikot des Gesamtführenden. Der Titelverteidiger liegt in der Gesamtwertung nun zehn Sekunden vor Pogacar. Rodriguez (+4:43 Minuten) löste den Australier Jai Hindley vom deutschen Team Bora-hansgrohe (+4:44) hauchdünn auf Platz drei ab. Der spätere Etappensieger wurde am letzten Anstieg ebenfalls von einem TV-Motorrad behindert. Er schob es zunächst beiseite und musste dann einen ungeplanten Schlenker fahren.
Das Duell um das Gelbe Trikot war zunächst jedoch kein Thema. Der erste Massensturz der diesjährigen Tour sorgte gut fünf Kilometer nach dem scharfen Start in Annemasse für einen Stopp. Auf einer Abfahrt waren etwa 20 Fahrer zu Fall gekommen, dieselbe Anzahl wurde aufgehalten. Jedes der 22 Teams war irgendwie verwickelt, sodass Tour-Direktor Christian Prudhomme das Rennen neutralisierte und stoppte.
Sieben Aufgaben auf einer Etappe
Der Sturz bedeutete das unmittelbare Tour-Aus für den Spanier Antonio Pedrero und den Südafrikaner Louis Meintjes - beide mussten das Rennen aufgeben und ins Krankenhaus gebracht werden. Bei Meintjes wurde ein Schlüsselbeinbruch umgehend bestätigt. Der 31-Jährige lag auf Platz 13 der Gesamtwertung und war der Kapitän der Intermarché-Mannschaft mit dem Augsburger Georg Zimmermann.
Wenig später stieg auch Esteban Chavez vom Rad. Der kolumbianische Meister hatte nach der fast halbstündigen Rennunterbrechung versucht, weiterzufahren, doch die Schmerzen in der Schulter waren zu groß. In einer anderen Abfahrt stürzten dann John Degenkolbs Teamkollege Romain Bardet, bis dahin 12. der Gesamtwertung, und James Shaw. Sowohl der Franzose als auch der Brite verabschiedeten sich unfreiwillig von der Tour. Im Verlauf der Etappe stiegen außerdem der Niederländer Ramon Sinkeldam und der Portugiese Ruben Guerreiro vom Rad.
Ihnen bleibt zumindest die nächste Berg-Tortur am Sonntag erspart. Die 15. Etappe führt über 179 Kilometer von Les Gets zur Bergankunft in Saint-Gervais in Sichtweite des Mont Blanc. Der nur sieben Kilometer lange Schlussanstieg dürfte Pogacar mehr liegen als Vingegaard, die Abstände werden wahrscheinlich aber nicht allzu groß sein.
Wobei die diesjährige Frankreich-Rundfahrt ohnehin auf ein außergewöhnlich knappes Ergebnis zusteuert. Mit einem Abstand von lediglich neun Sekunden waren Vingegaard und Pogacar in diese 14. Etappe gegangen. Bisher gab es nur fünf Ausgaben der Tour de France, bei denen Führender und Verfolger noch näher beieinanderlagen. 2008 trennte Cadel Evans und Fränk Schleck gar nur eine Sekunde. Am Ende gewann keiner der beiden, sondern der Spanier Carlos Sastre. Eine solche Wendung dürfte es bei der aktuellen Tour wohl kaum geben.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid