Dopingskandal bei Olympia 2022 Russisches Eislauf-Wunderkind für vier Jahre gesperrt
29.01.2024, 16:21 Uhr
Walijewa bei den Winterspielen 2022 in Peking.
(Foto: Peter Kneffel/dpa)
Die russische Eiskunstlauf-Trainerin Tatjana Tarassowa sieht "Hass auf unser Land", die Welt-Anti-Doping-Agentur ein gerechtes Urteil: Eiskunstläuferin Kamila Walijewa ist wegen Dopings für vier Jahre gesperrt worden. Das soll endlich für Klarheit über den Teamwettbewerb bei Olympia 2022 sorgen.
Die russische Eiskunstläuferin Kamila Walijewa ist fast zwei Jahre nach dem Dopingskandal der Olympischen Winterspiele in Peking vom Internationalen Sportgerichtshof CAS für vier Jahre gesperrt worden. Der Beginn der Sperre wurde auf den 25. Dezember 2021, dem Tag der positiven Dopingprobe bei den russischen Meisterschaften rückdatiert, alle seitdem erzielten Ergebnisse werden gestrichen. Darunter dürfte auch das Teamgold der Spiele 2022 sein. Die US-Auswahl würde dann zum Olympiasieger erklärt werden.
Wie der CAS nach der Entscheidung mitteilte, werden der inzwischen 17 Jahre alten Walijewa alle seitdem gesammelten "Titel, Auszeichnungen, Medaillen, Preis- und Antrittsgelder" aberkannt. Bei den Winterspielen 2022 hatte sie sich mit dem Team gegen die USA und Japan durchgesetzt. Noch in Peking kam jedoch der positive Test auf das verbotene Mittel Trimetazidin ans Licht, die Medaillen des Mannschaftswettbewerbs sind bis heute nicht vergeben worden.
Die Russische Anti-Doping-Agentur (RUSADA) hatte im Januar 2023 auf eine Strafe für Walijewa verzichtet, die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Eiskunstlauf-Weltverband ISU zogen vor den CAS. Die Anhörung war Ende September nach drei Gerichtstagen um mehrere Wochen vertagt worden, der CAS hatte nach Vorlage der Beweismittel durch die verschiedenen Partien "weitere Unterlagen" angefordert.
WADA begrüßt Urteil, Trainerin spricht von "Hass"
Die WADA begrüßte das Urteil und teilte mit: "Kinderdoping ist unverzeihlich." Walijewa war in Peking 15 Jahre alt, gemäß des Welt-Anti-Doping-Codes galt sie als "geschützte Person", dennoch wurde ihr Fall öffentlich. Eine Ad-hoc-Kommission des CAS ließ Walijewas Einzelstart in Peking zu, unter dem Druck der Öffentlichkeit und unter Tränen stolperte sie in der Kür mehrfach und fiel von Platz eins nach dem Kurzprogramm auf Rang vier zurück.
Erste Reaktionen in Russland zeigten völliges Unverständnis. Die russische Eiskunstlauf-Föderation kündigte an, das Urteil genau zu prüfen. Da die Föderation nicht an dem Verfahren teilnehme, kenne man das Urteil nur aus allgemein zugänglichen Quellen, sagte Generalsekretär Alexander Kogan. "Wir gehen davon aus, dass unsere Sportsleute Olympiasieger im Mannschaftswettbewerb sind", sagte er der Agentur TASS zufolge. Dmitri Peskow, Sprecher von Präsident Wladimir Putin, sagte: "Natürlich sind wir damit nicht einverstanden. Aus meiner Sicht ist es eine politische Entscheidung." Die russische Erfolgstrainerin Tatjana Tarassowa sprach sogar davon, dass sich "der Hass auf unser Land auf sie übertragen" habe.
Die Entscheidung des CAS ist nach jahrelangen sportjuristischen Auseinandersetzungen bindend - mit Ausnahme des Rechts der Parteien, aus verfahrensrechtlichen Gründen innerhalb von 30 Tagen Beschwerde beim Schweizerischen Bundesgericht einzulegen. Laut Walijewas Verteidigern hatte die junge Eiskunstläuferin aus einem Glas getrunken, aus dem ihr herzkranker Großvater zuvor angeblich sein Medikament eingenommen hatte.
Quelle: ntv.de, tsi/sid/dpa