Putins peinlicher Propagandist "Sexbomb" Pluschenko mutiert zum Kriegs-Wirrkopf
23.03.2022, 19:57 Uhr
Ein riesiger Putin-Fan: Jewgeni Pluschenko
(Foto: imago images/SNA)
Jewgeni Pluschenko war einer der letzten Superstars des Eiskunstlaufs. Zumindest außerhalb Russland löst das Verhalten des mittlerweile 39-Jährigen im Zusammenhang mit dem militärischen Überfall auf die Ukraine aber nur noch Unverständnis aus
Jewgeni Pluschenkos Paraderolle auf dem Eis war "Sexbomb". Wenn der zweimalige Eiskunstlauf-Olympiasieger, musikalisch begleitet von Tom Jones, mit irrwitzigem Tempo von Bande zu Bande fegte, raste das Publikum in der Halle, und Millionen von Fans weltweit waren begeistert. Doch spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ist der 39-Jährige zu einem peinlichen Propagandisten geschrumpft, der Diktator Wladimir Putin geradezu unterwürfig huldigt und außerhalb seines Heimatlandes nur noch Verständnislosigkeit erntet.
"Ich finde es einfach krank, was er sagt, ich kann das nicht verstehen. Es ist so unmenschlich", urteilt Paarlauf-Olympiasiegerin Aljona Savchenko, die um ihre drei weiterhin in der Ukraine lebenden Brüder bangt. Wie bedingungslos der dreimalige Weltmeister Putin unterstützt, wurde vergangene Woche bei der großen Propaganda-Show im Moskauer Luschniki-Sportpark überdeutlich. Einfach nur teilzunehmen reichte Pluschenko nicht, er postete stolz ein Selfie von dieser mehr als fragwürdigen Veranstaltung. Bereits im vergangenen Jahr ließ er sich von Putin einspannen. Vor einer Verfassungsänderung, die dem Präsidenten weitere Amtszeiten bis 2036 möglich macht, hatte einen entsprechenden Werbeclip pro Referendum veröffentlicht.
"Kinder und Menschen sterben, Länder gehen kaputt – es ist eine Katastrophe. Und diese Sportler feiern das Ganze und unterstützen diese Gala", sagte Savchenko in einem in einem Interview mit Eurosport. Pluschenko ist indes kein Einzelfall. Für internationale Empörung sorgte etwa die "Z"-Provokation des Turners Ivan Kuliak vor wenigen Tagen beim Weltcup in Doha. Noch absurder waren die Äußerungen von Schach-Star Sergej Karjakin.
Der 32-Jährige, der in der Ukraine geboren ist und seit 2009 die russische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte auf Twitter unter anderem geschrieben: "Viele Menschen fragen, ob ich meine öffentliche Unterstützung für die Spezialoperation bedauere. Schließlich habe ich schon Einladungen zu Turnieren im Westen verloren und könnte eine Einladung zum Kandidaten-Turnier verlieren. Meine Antwort ist einfach. Ich bin an der Seite Russlands und meines Präsidenten. Egal, was passiert, ich werde mein Land in jeder Situation unterstützen, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken." Zuvor hatte er sich auch über die Opfer in den Kriegsgebieten lustig gemacht.
Showtournee durch "Volksrepubliken" im Donbass
Pluschenko hatte sich bereits ganz am Anfang der russischen Militärinvasion klar positioniert. "Ich glaube an unseren Präsidenten und vertraue ihm", formulierte der siebenmalige Europameister und dreimalige Weltmeiste, er sei stolz auf dessen "Spezialoperation". Und das, obwohl einer seiner beiden Großväter Ukrainer ist. Und der politische Wirrkopf belässt es nicht bei Worten. Vollmundig und sicherlich von Wohlwollen aus dem Kreml begleitet, kündigte Pluschenko eine Showtournee durch die beiden "Volksrepubliken" im Donbass an.
Genug Kufen-Personal dafür steht zur Verfügung, denn die russischen Läufer wurden bekanntlich von den Weltmeisterschaften, die am Mittwoch in Montpellier begannen, ausgeschlossen. Was Pluschenko - nichts anderes konnte man erwarten - immens empört. "Das ist eine Diskriminierung. Ohne unsere Läufer wird man sich für diese Veranstaltung nicht interessieren", klagte der Ex-Champion, Sportminister Oleg Matyzin stieß in das gleiche Horn: "Ohne den russischen Sport kann sich der Weltsport nicht entwickeln. Das wird den Eiskunstlauf um mehrere Jahre zurückwerfen."
Man spürt, wie hart Russland der Ausschluss in ihrer winterolympischen Paradedisziplin trifft. Seit weit mehr als einem Jahrzehnt dominiert das Riesenreich die internationale Szene, ohne WM-Medaille blieb man zuletzt 2007 in Tokio. Mittlerweile ist der russische Eiskunstlauf auch bis in den Inner Circle des Kreml hinein bestens vernetzt, auch auf privater Ebene: Ehefrau von Putin-Sprecher Dimitri Peskow ist seit sieben Jahren Tatjana Nawka, Eistanz-Olympiasiegerin von 2006.
Quelle: ntv.de, tno/sid