"Ich bereue nichts" Schach-Großmeister wegen Kriegs-Aussagen gesperrt
21.03.2022, 19:29 Uhr
Karjakin wurde in der Ukraine geboren, unterstützt aber den russischen Angriffskrieg.
(Foto: IMAGO/SNA)
Sergej Karjakin wird in der Ukraine geboren, hat seit 2009 die russische Staatsbürgerschaft - und unterstützt den Angriffskrieg auf sein Geburtsland. Dafür wird der Schach-Großmeister nun vom Weltverband gesperrt. Er findet es "beschämend", der russische Verband will es nicht hinnehmen.
Der Weltschachverband FIDE hat den russischen Großmeister Sergej Karjakin aufgrund seiner Äußerungen zum Ukraine-Krieg für sechs Monate gesperrt. Der frühere WM-Herausforderer hatte die russische Invasion öffentlich unterstützt. Der Verband teilte mit, dass er damit das Ansehen der Sportart beschädigt und gegen den Ethikcode verstoßen habe. Damit verliert Karjakin seinen Platz beim WM-Kandidatenturnier in Madrid (16. Juni bis 7. Juli).
Der 32-Jährige ist gebürtiger Ukrainer und besitzt seit 2009 die russische Staatsbürgerschaft. Bei Twitter hatte er unter anderem geschrieben: "Viele Menschen fragen, ob ich meine öffentliche Unterstützung für die Spezialoperation bedauere. Schließlich habe ich schon Einladungen zu Turnieren im Westen verloren und könnte eine Einladung zum Kandidaten-Turnier verlieren. Meine Antwort ist einfach. Ich bin an der Seite Russlands und meines Präsidenten. Egal, was passiert, ich werde mein Land in jeder Situation unterstützen, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken."
Die Ethikkommission schrieb in der Begründung zu ihrer Entscheidung: "Die Äußerungen zum laufenden militärischen Konflikt in der Ukraine haben zu einer beträchtlichen Anzahl von Reaktionen in den sozialen Medien und anderswo geführt." In den meisten dieser Reaktionen werden Karjakins Ansichten demnach abgelehnt.
Der 32-jährige Karjakin, derzeit 18. der Weltrangliste, bezeichnete die Entscheidung als "beschämend" und schrieb: "Ich bereue nichts." Der russische Schachverband kündigte eine Berufung gegen das Urteil an.
Schipow kommt unbestraft davon
Karjakin, 2016 Herausforderer des norwegischen Weltmeisters Magnus Carlsen, hatte ebenso wie sein Landsmann Sergej Schipow die Politik von Staatspräsident Wladimir Putin öffentlich verteidigt und sich über die Opfer in den Kriegsgebieten lustig gemacht. Schipow wurde nicht gesperrt. Er sei weniger bekannt und habe deswegen nicht so eine kraftvolle Plattform. Auch seien seine Äußerungen etwas anders und von weniger provokativem Charakter, begründete die Kommission ihre Entscheidung.
Bereits kurz nach Kriegsbeginn Ende Februar hatte die FIDE Konsequenzen angekündigt. Der Verband werde "alle bestehenden Sponsorenverträge mit belarussischen und russischen Unternehmen, die staatlich kontrolliert werden oder sanktioniert wurden", kündigen, hieß es damals.
Darüber hinaus wurden sämtliche in Russland und Belarus geplanten FIDE-Wettbewerbe abgesetzt. Am Mittwoch wurden zudem die russischen und weißrussischen Nationalmannschaften von sämtlichen Turnieren ausgeschlossen, einzelne Spieler dürfen jedoch weiter an Wettkämpfen teilnehmen.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa