Entscheidet er die F1-WM?Mysteriöser Burger-Fluch zieht Oscar Piastri in den Abgrund
Stephan Uersfeld
In der Formel 1 geschehen weiter wunderliche Dinge. Verstappen, ein niederländischer Jagdhund, wollte die Papaya-Enten von McLaren in eine Reuse locken. Parallel dazu belegt eine australische Burgerkette den Titelfavoriten Piastri mit einem Fluch.
Die alte Redewendung "Die gebratenen Tauben fliegen einem nicht ins Maul" wird in der Formel 1 in diesen finalen Renntagen der spektakulären Saison 2025 mit ganz neuer Bedeutung aufgeladen. Gerade noch war der Australier Oscar Piastri dem Rest des Fahrerfelds enteilt und stürmte ohne Halt auf seinen ersten WM-Titel zu, doch dann, oh Schrecken!, stellte sich heraus: Die Formel 1 ist kein Schlaraffenland.
Erst einmal jedoch ein Rückblick. Vor dem Großen Preis von Brasilien am vergangenen Wochenende hatte sich Titelverteidiger Max Verstappen auf die Jagd nach den Papaya-Enten gemacht. Mit seiner Taktik wollte der Niederländer McLaren ganz in der Tradition des Nederlands Kooikerhondje in die Reuse locken und ihnen so noch den WM-Titel entreißen.
In Brasilien gelang ihm das trotz furioser Fahrt nur bedingt. Wie bereits zuvor in Mexiko entkam ihm nach missglücktem Qualifying mit Lando Norris erneut eine Ente. Der Brite gewann, Verstappen landete auf Rang drei gerade noch so auf dem Podium. Piastri aber fuhr schon wieder hinterher. Raus im Sprint und nur auf Platz fünf im Rennen. Mit nunmehr 24 Punkten Rückstand auf Norris bei noch drei ausstehenden Rennen ist er fast schon abgeschlagen, wie auch der Jagdhund Verstappen, der mit 49 Punkten nur noch hinterhechelt. Es ist nun an dem Briten Norris, die WM zu verlieren.
Podium für Piastri, mehr sollte es nicht sein
Wie der "Guardian" berichtet, könnte der Absturz Piastris mit einem Fluch zu tun haben. Den hatte, ohne es zu wissen, die australische Burgerkette "Grill'd" ausgesprochen. Im Siegesrausch und in der Hoffnung auf den dritten Formel-1-Weltmeister aus Down Under hatte sie den "Grill'd Piastri 81 Burger" für alle und natürlich für umsonst versprochen. Die einzige Bedingung: ein Podium für Piastri.
Es war der Beginn eines unheilvollen letzten Saisondrittels. Nichts hatte danach ausgesehen. Bereits 14-mal war Piastri bis zu diesem Zeitpunkt aufs Podium gefahren, die Kette hatte sich die Lager schon vollgestopft mit den feinsten Patties zwischen Perth und Brisbane. Jetzt blieb sie auf ihnen sitzen. Dem Australier gelang noch nicht einmal ein Ritt aufs Podium. Seine WM-Führung wandelte sich bald in einen immer größeren Rückstand.
Der mit einem Fluch belegte Burger findet sich bereits seit dem Großen Preis von Australien im März auf der Speisekarte. Nach seinem dritten Platz in Italien am 7. September startete dann die große Aktion. Piastris Vorsprung auf Norris betrug da trotz eines auch stallintern umstrittenen Überholmanövers des Briten noch 31 Punkte.
Zähneknirschend hatte er sich der Stallorder gefügt. Sollte Nutznießer Norris doch noch seinen ersten Weltmeistertitel holen, müsse er "einen Scheck mit vielen Nullen" an seinen McLaren-Teamchef Andrea Stella schicken, schrieb die britische "Daily Mail" in diesen ersten September-Tagen - und "Grill'd" legte mit der Burger-Kampagne los.
Mehr Leistung, weniger Burger
Danach ging alles schief. Piastri crashte, kam von der Strecke und vom WM-Kurs ab. Im Internet verzweifelten die Fans. "Hört damit auf", schrieben sie auf den Kanälen der Burgerkette. Die hörten nicht auf, änderten ihr Angebot jedoch von "Frei-Burger nach Podium" auf "Frei-Burger, wenn Piastri überhaupt ins Ziel kommt". In Brasilien beendete der Australier das Sprint-Rennen nicht.
Der Burgerkette blieb nichts anderes übrig, als sich final für alles zu entschuldigen. Wahrscheinlich zu spät. "Für die, die an den Fluch glauben: Wir wollten niemals einen Burger kreieren, der so köstlich ist, dass er den Verlauf der Formel-1-Geschichte beeinflussen kann." Haben sie aber wohl doch.
Obwohl sein Manager, der ehemalige F1-Pilot Mark Webber, davon nichts wissen will. "Er hatte eine schwere Zeit. Hier geht es jetzt um Charakter. Darum, die tiefe, tiefe Motivation für genau diese Momente in sich zu finden", sagte er nach dem Rennen in Brasilien.
"Auch fliegen um, möget ihr glauben, gebratene Hühner, Gäns und Tauben. Wer sie nicht fängt und ist so faul, dem fliegen sie selbst in das Maul", heißt es in Hans Sachs' Fabel vom Schlaraffenland. Dass dem nicht so ist, diesen Beweis hat "Grill'd" mit dem Burgerfluch angetreten. Ab sofort geht es wieder um Leistung und nicht mehr nur um Burger.