Formel1

F1-Rennstall lockt Ferrari-Pilot Vettel führt "Gespräche" mit Aston Martin

Die Gerüchte um Sebastian Vettel und Aston Martin nehmen Fahrt auf. Der noch als Racing Point fahrende Rennstall ist laut Vettel "beeindruckend". Was ist das für ein Team, das innerhalb weniger Tage von der grauen Maus zur attraktiven Option für einen Ex-Weltmeister wird?

Neid muss man sich verdienen, heißt es. Und einige Teams in der Formel 1 schauen gerade durchaus missgünstig auf den Rivalen Racing Point, der bald Aston Martin heißen wird. Die neue Geschwindigkeit dieses pinken Autos brachte dem Rennstall einerseits einen offiziellen Protest der Konkurrenz ein - und eröffnet andererseits ziemlich plötzlich die Chance, Sebastian Vettel zu verpflichten.

"Jeder spricht gerade über Racing Point", sagte der Hesse vor dem Großen Preis von Ungarn (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL und im Liveticker auf ntv.de), "in den ersten beiden Rennen waren sie beeindruckend. Sie haben ein gutes Auto für dieses Jahr und damit gute Möglichkeiten, sich für nächstes Jahr noch zu verbessern."

Vettel fügte zwar hinzu, er fühle "keinen Druck, eine schnelle Entscheidung zu treffen" und betonte, dass es keinen neuen Stand gebe: "Gerüchte sind Gerüchte. Nur ein paar Tage nach Österreich hat sich nicht viel geändert. Fakt ist, dass es keine Neuigkeiten gibt." Vettel bestätigte aber zumindest "lose Gespräche" mit den Verantwortlichen von Racing Point. "Im Moment ist noch alles offen." Und nicht nur die "Bild"-Zeitung berichtet, dass Vettel nach seinem Abschied von Ferrari am Jahresende zu Aston Martin wechseln könnte - und das ist durchaus bemerkenswert: Noch vor wenigen Wochen hätte ein solcher Wechsel wie ein Akt der Verzweiflung gewirkt, um irgendwie in der Formel 1 zu bleiben. Mittlerweile scheint die Option durchaus attraktiv.

"Sehr viel Potenzial im Auto"

Und das liegt nicht nur daran, dass im kommenden Jahr Aston Martin auf dem Auto steht und in Lawrence Stroll ein Milliardär die Geschicke als Mehrheitseigner lenkt. Der Rennstall ist plötzlich auch sportlich ein Faktor in der Formel 1. Bei den beiden Auftaktrennen in Spielberg wurde deutlich, wie schnell die Racing Points wirklich sind. Als Konkurrent dürfe man sich so langsam Sorgen machen, sagte etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner und schob einen ziemlich einleuchtenden Grund gleich nach: "Sie waren im Rennen teilweise schneller als der Mercedes."

Schneller als der Branchenführer also, an dem sich Ferrari und Red Bull seit Jahren die Zähne ausbeißen. Sergio Perez, den Vettel im neuen Jahr ersetzen könnte, sei "vom 16. Startplatz wie ein heißes Messer durch die Butter nach vorne geglüht", sagte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko bei RTL: "In diesem Auto scheint sehr, sehr viel Potenzial zu stecken." Geschafft hat Racing Point das mit einem umstrittenen Konzept: Das Team aus Silverstone hat ziemlich offensichtlich den Weltmeister-Mercedes von 2019 nachgebaut. Nun ist es in der Formel 1 nicht ungewöhnlich, erfolgreiche Konzepte abzukupfern, die Frage ist bloß, wie genau das geschieht: Nur anhand von Bildern? Oder wurden Informationen ausgetauscht? Letzteres ist in Bezug auf bestimmte Teile verboten.

Das Renault-Werksteam legte daher beim Weltverband Protest ein, nun wird untersucht, ob bei der Entstehung des RP20 alles mit rechten Dingen zuging. Racing Point allerdings gibt sich sehr selbstbewusst, gut möglich, dass der Protest letztlich abgewiesen wird. Und dann hätte Aston Martin gewichtige Argumente im Buhlen um Vettel: Das aktuelle Auto ist schneller als der Ferrari. Und da im Zuge der Corona-Krise die Entwicklungsmöglichkeiten stark eingeschränkt wurden, könnte es auch 2021 noch zu den schnellsten im Feld gehören. Vielleicht bekommt Vettel sein Sieger-Auto also doch noch - obwohl er nicht im Mercedes, Ferrari oder Red Bull sitzt.

Muss Perez gehen?

Sergio Perez jedenfalls, Vettels Konkurrent, hat sich sehr zurückhaltend über seine Zukunft bei Racing Point geäußert und damit die Spekulationen befeuert. "Ich habe einen Vertrag", sagte Perez am Donnerstag vor dem Ungarn-GP: "Die Zeit wird Antworten geben, wir werden sehen, was die nächsten Wochen bringen." Perez hat einen langfristigen Vertrag, dieser enthält laut eines Berichts der "Bild"-Zeitung aber eine Abfindungsklausel, die noch bis Ende Juli aktiviert werden kann.

Vettel könnte dann übernehmen und dem Start des Projekts Aston Martin viel Publicity bringen. "Es ist ja gut, wenn große Namen mit dem Team verbunden werden", sagte Perez, "das bedeutet, dass wir Fortschritte gemacht haben. Das Team kann stolz darauf sein." In Richtung des viermaligen Weltmeisters Vettel verkniff er sich eine Spitze aber nicht: "Er hat viel erreicht in diesem Sport. Er hatte in seiner Karriere natürlich das große Glück, in tollen Autos zu sitzen, aber niemand kann ihm seine Erfolge nehmen."

Sollte Perez tatsächlich für Vettel weichen müssen, wäre das für den Mexikaner ein schwerer Schlag. Seit Jahren holt er für das Mittelfeldteam, das zuvor Force India hieß, gute Ergebnisse. Dennoch würde es wohl ihn treffen. Sein weniger erfolgreicher Teamkollege heißt Lance Stroll - und ist der Sohn des milliardenschweren Team-Mehrheitseigners Lawrence Stroll.

Quelle: ntv.de, dbe/sid

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