Wirtz-Sorge trübt Bayer-Sieg 1. FC Saarbrücken feiert nächste Pokal-Sensation
06.12.2023, 21:57 Uhr
FCS-Stürmer Kai Brünker schockte Frankfurt in der 64. Minute mit seinem Tor.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bayer Leverkusen geht als klarer Favorit in das Pokal-Duell mit Zweitligist Paderborn und erledigt die Aufgabe souverän. Allerdings muss Nationalspieler Florian Wirtz verletzt runter. Derweil feiert der 1. FC Saarbrücken die nächste Sensation und haut nach dem FC Bayern auch Eintracht Frankfurt raus.
1. FC Saarbrücken - Eintracht Frankfurt 2:0 (0:0)
Der Evergreen von der Traumfahrt nach Berlin schallte schon weit vor dem Schlusspfiff durch den Ludwigspark, die völlig euphorisierten Fans erhoben sich zu Standing Ovations für ihr Sensationsteam. Und als dann endlich der Abpfiff ertönte, gab es kein Halten mehr in Saarbrücken. Das Märchen geht weiter, der 1. FCS hat nach Rekordsieger Bayern München auch Eintracht Frankfurt, Finalist der Vorsaison, im DFB-Pokal ausgeschaltet - und das beim 2:0 (0:0) im Achtelfinale völlig verdient. "Da muss man mega stolz sein", sagte Trainer Rüdiger Ziehl beglückt bei Sky, "das ist einfach geil!" Torschütze Kai Brünker meinte: "Heute gönne ich mir mal ein paar Bier. Gefühlt sind wir alle Feierbiester."
Die Helden hüpften zu den Klängen des umgedichteten Nikolaus-Klassikers "Lasst uns froh und munter sein" vor ihrer Kurve im Kreis und feierten mit ihren Frauen und Kindern, ihre Gegner blieben wie eingefroren stehen. Die Gästekurve strafte Kevin Trapp und Kollegen mit Missachtung. "Ich bin sauer, das ist brutal enttäuschend", sagte Sportvorstand Markus Krösche: "Wir haben schlecht verteidigt und hatten keine Lösung nach vorne. Es geht im Fußball darum, Zweikämpfe anzunehmen, wir können nicht immer nur schön spielen. Wir müssen den Finger in die Wunde legen."
Während die SGE durch die Blamage tiefer in die Krise schlittert, wandelt der 1. FCS auf den Spuren seines Sensationslaufs ins Halbfinale der Saison 2019/20. Brünker (64.) und Luca Kerber (78.) besiegelten die vierte Niederlage der Frankfurter in Serie, vor dem Knaller gegen die Bayern am Samstag (15.30 Uhr) herrscht Alarmstufe rot. Zumal der kurz zuvor eingewechselte Noel Futkeu wegen eines Tritts abseits des Balles gegen Marcel Gaus die Rote Karte sah (83.). "Das darf ihm nicht passieren", sagte Krösche. Brünker dagegen schwärmte. "Das ist geisteskrank", sagte er: "Hut ab vor der gesamten Mannschaftsleistung, einfach surreal. Wir sind eine Runde weiter - und wollen da weiter rocken!"
Die Hessen scheiterten zum dritten Mal in den jüngsten sechs Jahren an einem Team unterhalb der beiden Eliteligen, das drittklassige Saarbrücken gewann sensationelle sieben seiner vergangenen acht DFB-Pokalspiele. Im dritten Duell gelang erstmals das Weiterkommen gegen die Eintracht. Um einer wie gegen die Bayern drohenden Absage vorzubeugen, hatten die Saarbrücker den Platz im Ludwigspark in den Tagen vor dem Pokalkracher mit einer Plane abgedeckt. Dennoch präsentierte sich der Rasen im dritten Heimspiel in acht Tagen in schlechtem Zustand.
Der Favorit ließ sich vor 15.903 Zuschauern vom giftigen Außenseiter den Schneid abkaufen. Die SGE hatte großes Glück, dass Schiedsrichter Daniel Siebert nach sanftem Stoß gegen Robin Koch den Führungstreffer von Brünker (20.) im Anschluss an eine Ecke nach Videobeweis zurücknahm. Frankfurt fehlte es an Tempo und Ideen, nur ein harmloser Distanzschuss von Niels Nkounkou (38.) kam aufs Saarbrücker Tor. Eintracht-Joker Aurelio Buta traf aus spitzem Winkel die Latte (61.). Kurz darauf drosch Brünker nach einem langen Pass den Ball mit links aus zwölf Metern ins Eck. Auf dessen Zuspiel schloss Kerber einen Konter zum 2:0 ab.
Bayer Leverkusen - SC Paderborn 07 3:1 (2:0)
Florian Wirtz fehlte, als sich die Überflieger von Bayer Leverkusen nach geleisteter Arbeit vor der Fankurve feiern ließen. Der Mittelfeldstar hatte noch vor der Halbzeitpause beim 3:1 (2:0) gegen den SC Paderborn einen Schlag aufs Sprunggelenk bekommen, humpelte unter Schmerzen vom Feld. Und so war der souveräne Einzug ins Viertelfinale nicht das einzige Thema in Leverkusen, sondern vor allem auch der Zustand des Hoffnungsträgers.
"Gerade gibt es Sorgen. Wir müssen abwarten, wie die Schwellung des Knöchels sich entwickelt", erklärte Bayer-Trainer Xabi Alonso: "Wir hoffen das Beste, damit er Sonntag (im Bundesliga-Spitzenspiel beim VfB Stuttgart; d.Red.) dabei ist. Wir schauen morgen. Aber wir haben keine Gründe negativ zu sein." Er habe "gar nicht auf ihn geschaut, sondern nur auf den Ball. Ich wollte rankommen", sagte Paderborns Filip Bilbija, der Wirtz unabsichtlich am Fuß getroffen hatte. Für Wirtz, der nicht nur für Leverkusen, sondern auch für die Nationalmannschaft enorme Bedeutung hat, ging es nicht weiter. Der zunächst geschonte Jonas Hofmann kam ins Spiel. "Er ist hart im Nehmen, er hat schon öfter so etwas weggesteckt", sagte Hofmann bei Sky.
Aus sportlicher Sicht lief es rund für die Mannschaft von Alonso. Noch bevor Wirtz die Verletzung erlitt, hatten Victor Boniface (12.) und Weltmeister Exequiel Palacios (28.) getroffen. Erst als Leverkusen etwas die Zügel schleifen ließ, schlug Sebastian Klaas (83.) für den SCP zu, Torjäger Patrik Schick (87.) rückte die Verhältnisse schnell wieder zurecht.
Alonso hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 1:1 gegen Borussia Dortmund am Sonntag auf fünf Positionen geändert. Der Spanier tauschte seine komplette Dreierkette aus, im Tor startete wie erwartet Ersatzkeeper Matej Kovar. Der genesene Schick saß wie Hofmann anfangs auf der Bank. Die Werkself zeigte von Beginn an ihr gewohnt starkes Pressing, die Gäste begannen zwar mutig und mit einer Chance durch Kai Klefisch (3.), wenig später traf Bayer aber gleich mit der ersten Möglichkeit. Bayern-Leihgabe Josip Stanisic flankte auf Boniface, der den Ball per Direktabnahme in die lange Ecke schob.
Der Zweitligist war mit dem klugen Kombinationsspiel des Bundesliga-Spitzenreiters überfordert und lief meist nur hinterher - der nächste Leverkusener Treffer fiel schnell: Frimpong spielte den Ball an der Strafraumgrenze auf Palacios, der aus 16 Metern per Flachschuss erhöhte. Es folgte der große Stimmungsdämpfer: Mittelfeldjuwel Wirtz bekam einen Schlag auf den Knöchel, der 20-Jährige verließ kurz vor der Halbzeit humpelnd den Rasen und ging gestützt von Betreuern in die Kabine. Bayer kam mit noch mehr Power aus der Kabine und wollte sofort die Entscheidung erzwingen. Alejandro Grimaldo mit einem Linksschuss (50.) und Boniface nach einer Ecke (52.) scheiterten an Pelle Boevink im Paderborner Tor, Hofmanns Treffer wurde nach Videobeweis wegen Abseits zurückgenommen (53.).
Quelle: ntv.de, tno/sid