Mit Hypothek nach Glasgow BVB macht sich hübsch für den Kampf
23.02.2022, 19:58 Uhr
Borussia Dortmund präsentiert sich in den letzten Wochen spektakulär. Spektakulär erfolgreich oder spektakulär anfällig. Viel los ist immer. In der Europa League muss der BVB nun mächtig wirbeln, um eines dieser wilden Spiele zu reparieren, die zuletzt für Fassungslosigkeit sorgten. Die Hoffnung ist groß.
Welches Gesicht zeigt Borussia Dortmund am Donnerstag in seinem Rückspiel in den Playoffs fürs Achtelfinale der Europa League? Wird es das sein, das die Fans des Vizemeisters zur Verzweiflung treibt und den neutralen Beobachter halb verwundert, halb schadenfroh zurücklässt? Oder ist es das strahlende, das sie auflegen, wenn alles möglich, alles leicht scheint? Es ist schlicht nicht vorherzusagen oder wenigstens zu erahnen, wie Borussia Dortmund morgen ab 21 Uhr im Ibrox Stadium gegen die Glasgow Rangers auftreten wird.
Klar ist: Durch das hässliche 2:4 aus dem Hinspiel vor einer Woche muss ein deutlicher Sieg fürs Weiterkommen her. "Die Ausgangssituation ist schwierig, aber es gibt keine Auswärtstorregel mehr, das hilft uns vielleicht ein bisschen", sagte Trainer Marco Rose vor der komplizierten Aufgabe. "Wir werden uns so auf das Spiel vorbereiten, dass wir unsere Chance, die wir noch haben, auch wahrnehmen."
Wer nur den kopflosen Auftritt des so hochkarätigen Ensembles in Erinnerung hat, wird kaum dran glauben können, dass gegen die Schotten noch irgendwas gehen könnte. "Wir spielen viel unsinnigen Fußball", schimpfte Abwehrchef Mats Hummels. "So kannst du mal gewinnen und mal verlieren. Aber so wirst du nie erfolgreich sein", sagte er gegenüber RTL. Die Fans pfiffen nach der zweiten deutlichen Heimklatsche nach einem 2:5 gegen Bayer Leverkusen binnen weniger Tage.
"Wir werden bereit sein"
Doch drei Tage nach der Pleite gab es dann das 6:0 über Borussia Mönchengladbach. Der BVB legte sein schönes Gesicht auf. "Wir werden morgen eine Mannschaft aufs Feld schicken, die, davon gehe ich aus, anders auftritt", hatte Rose angekündigt und bekam von seiner Mannschaft die erhoffte Reaktion. Marco Reus sammelte fünf Scorerpunkte, das Toreschießen klappte wie von selbst auch ohne Torjäger Erling Haaland. "Wenn du dich in einen Rausch spielst, ist immer alles einfach", sagte Reus.
Das Playoff-Rückspiel zwischen Borussia Dortmund und Glasgow Rangers wird live und exklusiv im Free-TV bei RTL (Sendungsbeginn 20:15 Uhr, Anstoß 21 Uhr) und auf RTL+ übertragen. Der Streamingdienst von RTL Deutschland zeigt zudem acht Top-Spiele, darunter Real Sociedad San Sebastian vs. RB Leipzig (Anstoß 18:45 Uhr), der UEFA Europa League und der UEFA Europa Conference League als Einzelspiele und in der Konferenz.
Und nun? "Wir haben mal wieder die richtige Reaktion gezeigt. Wir haben ein wichtiges Bundesligaspiel gewonnen, und jetzt geht es darum, auch darauf eine Reaktion zu zeigen", will Rose jetzt endlich mal einen Lauf starten. Es geht um Konstanz. "Es geht darum, dass man für den Verein, für die Fans, für den Erfolg von Borussia Dortmund einfach Woche für Woche all das investiert, was notwendig ist, um erfolgreich zu sein."
Es gibt in jedem Falle reichlich Kampfansagen aus dem schwarz-gelben Lager: "Ich habe gesagt, wenn die Mannschaft Eier hat, dreht sie das Spiel. Es ist Halbzeit, wir liegen 2:4 hinten und haben die Aufgabe, das zu drehen. Jeder weiß, was das bedeutet", sagte Sportdirektor Michael Zorc. Kapitän Reus gibt sich vor dem Showdown im mit 50.000 Menschen prallgefüllten Hexenkessel gerüstet: "Wir haben ein Endspiel, uns erwartet ein Kampf - und wir werden bereit sein." Und außerdem sagte er ungewohnt forsch: "Wir haben Großes vor. Mich stimmt einiges positiv, dass wir ein anderen Gesicht zeigen werden."
Jude Bellinham versprach bei BT Sport pathetisch: "Es gibt keine Person in dieser Umkleidekabine, die aufgeben wird. Ich werde das nicht zulassen." Mitstreiter Julian Brandt drückte es in westfälisch unverblümter Manier aus: "Wir müssen versuchen, die Sch... auszulöffeln." Und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ist sehr klar in seiner Erwartungshaltung: "Wir haben noch nicht das Gefühl, dass wir durch sind mit der Europa League", sagte er im Gespräch mit RTL/ntv.
Wie löst Rose das Abwehr-Problem?
Erling Haaland wird der Mannschaft beim schottischen Meister nicht helfen können. Der Norweger wird wie im Hinspiel und zuletzt beim rauschhaften Kantersieg gegen Mönchengladbach fehlen. Der Torjäger hat seine Adduktorenprobleme, die ihn seit Ende Januar zum Pausieren zwingen, zwar weitestgehend überwunden, diesmal aber blieb er noch einmal in Dortmund. Das sie auch ohne den europaweit bei nahezu allen Topklubs gehandelten Haaland Tore schießen können, haben sie gezeigt am Sonntag.
Viel wird aber davon abhängen, ob die Borussia ihre chronische Abwehrschwäche ablegen kann. Mit Dan-Axel Zagadou und Manuel Akanji werden zwei Verteidiger sicher nicht zur Verfügung stehen, wenn die große Aufholjagd anrollt. Es ist eine der großen Herausforderungen an Rose, kurzfristig die richtige Lösung zu finden, um die Verteidigung zu stärken und die anhaltenden Diskussionen um den Dortmunder Defensivverbund zumindest für eine magische Europapokalnacht verstummen zu lassen.
Boss Watzke verfolgt die Kritik an der Abwehr derweil vergleichsweise milde. "Natürlich kann man sich immer noch verbessern, aber wir müssen als Gesamtmannschaft auch gut verteidigen, dann bekommen wir auch deutlich weniger Gegentore", sagte er RTL/ntv. Außerdem gehöre ohnehin - "bei aller Liebe" -, auch eine andere Wahrheit zu der Erzählung um die eigene Defensivschwäche: Nämlich die, "dass wir in der Bundesliga nur sechs Punkte hinter Bayern München auf dem zweiten Platz stehen, acht Punkte vor dem Dritten." Dies sei keine Leistung, die mit einer Abwehr "die, wenn man es jetzt überspitzt darstellt, komplett löchrig ist" zu schaffen sei.
Quelle: ntv.de, ter