Fußball

Trotz Spielerflucht aus Wüste DFB-Präsident adelt Saudi-Arabien als "echtes Fußballland"

Viele Spiele in der Saudi Pro League, wie hier die Partie zwischen Al-Shabab und Al-Ittihad im vergangenen November, sind nicht gerade gut besucht.

Viele Spiele in der Saudi Pro League, wie hier die Partie zwischen Al-Shabab und Al-Ittihad im vergangenen November, sind nicht gerade gut besucht.

(Foto: IMAGO/Power Sport Images)

Saudi-Arabien pumpt viel Geld in den Fußball und dürfte 2034 die WM ausrichten. Die Kritik an dem Land ist groß, DFB-Präsident Bernd Neuendorf sieht aber auch die Begeisterung für den Fußball. Dabei flüchten derzeit die Fußball-Stars und die Stadien bleiben so gut wie leer.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf sieht Saudi-Arabien im Gegensatz zu Katar als "echtes Fußballland" und teilt nicht die mitunter große Kritik an dem dortigen Fußball-Modell. Er habe sich zuletzt mit anderen Verbandspräsidenten aus Europa vor Ort ein Bild gemacht. "Dabei ist schon klar geworden, dass es den Saudis nicht nur um die Verpflichtung teurer Stars für ihre Spitzenklubs geht. Um den Fußball zu entwickeln, bauen sie viele neue Fußballplätze, wollen Trainer und Spieler gut ausbilden, den Mädchen- und Frauenfußball entwickeln", sagte Neuendorf der "Neuen Westfälischen".

Es herrsche große Fußball-Begeisterung in Saudi-Arabien. "Die Euphorie und Freude der vielen saudischen Fans während der WM in Katar, vor allem nach dem Auftaktsieg über den späteren Weltmeister Argentinien, war beeindruckend", sagte Neuendorf. Dennoch glaube er, dass Europa "die Fußball-Region Nummer eins in der Welt" bleiben werde.

Eine Gefahr für den europäischen Fußball sieht auch UEFA-Boss Aleksander Čeferin in dem Engagement der arabischen Großmacht nicht. "Es ist okay", meinte der Slowene auf dem Sportbusiness-Kongress Spobis in Hamburg. Er hält aber im Gegensatz zu Neuendorf den Weg, Superstars einzukaufen, für falsch. "Wenn du hauptsächlich Spieler kaufst, die in Europa nicht mehr spielen können und sie überbezahlst, entwickelst du dann deine jungen Spieler? Das glaube ich nicht", sagte der 56-Jährige und erinnerte an die Entwicklung in China vor einigen Jahren, die erfolglos eingestellt wurde. Er beschrieb den Unterschied zur Fußball-Kultur in Europa. "Europäische Fans tun zwei Dinge: Sie folgen ihren Vereinen und ihren Nationalteams. Und sie folgen dem Wettbewerb", sagte Čeferin. "Sie folgen nicht den Spielern."

WM in der Tasche, Spieler flüchten

Konträr zu Neuendorfs Ansicht ist der hochkarätige Tross an Spielern, der sich im Sommer von Europa aus auf die verheißungsvolle Halbinsel mit hohen Gehältern aufmachte. Dieser ist immer unzufriedener vor Ort. Die Klubs ließen sich die Einkaufstour geschätzt mehr als 970 Millionen Euro kosten. Doch nach dem rauschhaften Transfersommer scheint aktuell teils Katerstimmung zu herrschen, auch die Zuschauerzahlen in den Stadien vor Ort sind oft niedrig und nur die Top-Spiele gut besucht.

Der frühere Liverpool-Kapitän Jordan Henderson etwa ergriff nach wenigen Monaten als Angestellter von Al-Ettifaq die Flucht und schloss sich im Winter Ajax Amsterdam an. Der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino (Al-Ahli) sowie der Portugiese Jota (Al-Ittihad) wurden zuletzt mit einem Wechsel zu europäischen Klubs in Verbindung gebracht. Karim Benzema, der ehemalige Profi von Real Madrid, bastelt Medienberichten zufolge aktiv an seiner Rückkehr nach Europa. Das Verhältnis zu seinem Klub Al-Ittihad ist belastet.

Saudi-Arabien pumpt seit Jahren milliardenschwere Summen in den Sport. Das Land, das wegen der Menschenrechtssituation schwer in der Kritik steht, ist einziger Bewerber für die WM 2034. Dem Königreich wird vorgeworfen, durch den Sport sein Image aufpolieren zu wollen.

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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