Fußball

Mutlos und voller Angst in Paris Der BVB steht kurz vor der nächsten Panikattacke

In welche Richtung es geht, bleibt unklar.

In welche Richtung es geht, bleibt unklar.

(Foto: picture alliance/dpa)

Gegen Paris Saint-Germain gibt Borussia Dortmund zum Auftakt der Champions League ein desolates Bild ab. Der Bundesligist will sich einmauern und trotzdem zu einem Treffer kommen. Doch da nicht einmal die einfachsten Dinge funktionieren, geht das gründlich in die Hose. Was nun, BVB?

Das war schon wieder nichts. Ein von Angst geplagter und mutloser BVB leistet sich in Paris einen Fehlstart in die Champions League. Das Spiel geht mit 0:2 verloren. Zum aktuellen Zeitpunkt besteht wenig Hoffnung auf Besserung. In Europa wird es bereits im nächsten Spiel gegen den AC Mailand kritisch und in der Liga braucht es dringend auch einen spielerischen Befreiungsschlag.

"Wir können es nett formulieren und sagen: Der Respekt war zu groß. Oder es klar ansprechen und sagen: Wir waren nicht mutig genug", sagte BVB-Trainer Edin Terzić nach dem Spiel und man fragte sich ein wenig, wem der Mut zuallererst gefehlt hatte? Gegen die schwach in die heimische Liga gestarteten Pariser, die mit der Empfehlung einer 2:3-Niederlage gegen Nizza antraten, ließ Terzic Sébastien Haller, Niclas Füllkrug, das ehemalige Wunderkind Youssoufa Moukoko und auch Marco Reus auf der Bank und mauerte.

Wie bereits häufiger in der Champions League war Dortmund mit einer Fünferkette in die Partie gestartet. Der Plan: Dem Offensiv-Trio Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und Randal Kolo Mouani so wenig Raum wie möglich geben. Nach Ballgewinnen sollte schnell auf die Spitzen Donyell Malen und Karim Adeyemi umgeschaltet werden. Dazu kam es nie. Die Bälle gingen bereits wenige Meter vor dem eigenen Strafraum durch schlampige Pässe verloren, über die Mittellinie kamen die Dortmunder kaum.

Nmecha mit desolatem Debüt in Champions League

Nach 30 Minuten kam der BVB auf nur 70 Pässe, von denen nur zwei Drittel einen Mitspieler erreicht hatten. Nach 45 Minuten waren sie bei 107 Pässen und 63 Prozent Passquote. Zahlen des Grauens, die nur aufgrund des Auslaufens der Pariser in der Endphase des Spiels nach oben getrieben wurden.

"Wir haben die Bälle viel zu schnell wieder abgegeben. Wir hatten spannende Balleroberungen, wo wir Räume hatten, aber haben es viel zu schlecht ausgespielt", sagte Terzić über den nicht aufgegangenen Matchplan: "Deswegen haben wir verdient verloren. Wir haben die Situationen teilweise auch nicht gut gesehen, in den Fuß statt in den Raum gespielt."

Aufhängen lässt sich die Dortmunder Niederlage auch an Felix Nmecha. Der 22-jährige Mittelfeldspieler kam früh für den verletzten Marcel Sabitzer. Er bewarb sich für den Rest des Spiels für die Wahl des Standfußballers des Jahres. Zu keinem Zeitpunkt seiner insgesamt 86 Minuten Spielzeit bewies der ehemalige Wolfsburger, dass er die Verwerfungen in der Sommerpause mit seinen Leistungen vergessen machen kann. Im Gegenteil: Beim 0:2 durch Achraf Hakimi stand er Spalier. Er ließ den Marokkaner gewähren. Es war nur der symbolische Höhepunkt einer desolaten Leistung.

Höwedes vernichtet BVB

Es wäre jedoch zu einfach für diesen Auftritt, einen Sündenbock zu suchen. Nicht der Schiedsrichter und auch nicht Nmecha waren für die Dortmunder Niederlage verantwortlich. Es war vielmehr ein beunruhigend schlechter, von Angst durchzogener Auftritt einer komplett verunsicherten Mannschaft. Karim Adeyemi ist meilenweit von einer akzeptablen Form entfernt, Julian Brandt agierte als Ballverschlepper, über die offensiven Qualitäten der Außenverteidiger Julian Ryerson und Marius Wolf lässt sich wenig sagen. Sie waren nicht sichtbar. Und Kapitän Emre Can? Lieferte ebenfalls höchstens defensiv ab.

"Dortmunds größte Schwäche ist das Spiel mit dem Ball", stellte DAZN-Experte Benedikt Höwedes gegen Ende der ersten Halbzeit fest. Ein vernichtendes Urteil für den Bundesligisten, der am Wochenende ohne Selbstvertrauen gegen die Defensivkünstler aus Wolfsburg antreten muss und dem die Pleite in Paris auch den letzten Glauben rauben könnte. Turbulenten Wochen liegen ja bereits hinter dem Vizemeister.

Noch sind sie ungeschlagen in der Liga, aber mit zwei Unentschieden gegen Bochum und Heidenheim extrem holprig gestartet. Von der Mannschaft, die mit großem Geschick und Glück durch die erste Hälfte des Jahres 2023 gewandert war und die am 27. Mai die Meisterschaft gegen Mainz verschenkt hatte, ist wenig geblieben. Trainer Terzić wird nicht nur in den sozialen Medien - aber dort extrem - Woche für Woche für seine fehlende Spielidee kritisiert und der Kader bietet mal wieder wenig Hoffnung auf Besserung.

Sammers Ablenkungsmanöver läuft ins Leere

BVB-Berater Matthias Sammer versuchte in seiner Rolle als Amazon-Experte nach dem Spiel ein Ablenkungsmanöver. Er beschwerte sich bitterlich über den höchst umstrittenen Elfmeterpfiff des spanischen Schiedsrichters Jesus Gil Manzano und rief nach künstlicher Intelligenz. Sonst, so schien er anzudeuten, hätte Borussia Dortmund das 0:0 bei Paris Saint-Germain über die Zeit gebracht.

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Trotz einer unterirdischen Ballbesitzquote, trotz eines Fehlpassfestivals und eines katastrophalen Umschaltspiels. Zu unterlegen und zu mutlos waren die Dortmunder, als dass dieser Versuch der Ablenkung mehr als nur ins Leere laufen dürfte. Es war der finale Fehlpass, der zumindest von den anderen Verantwortlichen nicht aufgenommen wurde. Sie wollten wenig über den Schiedsrichter erzählen. Es wäre auch deplatziert gewesen.

Wieder einmal ist der BVB nur eine Niederlage von der großen Unruhe entfernt. In Dortmund regiert nicht auf dem Feld die Angst. Sie dauert bereits seit der verspielten Meisterschaft an. Sie wurde verstärkt durch eine verhunzte Transferphase im Sommer und wird langsam auf die Spitze getrieben. Auf Angst folgt meist Panik. Mal wieder düstere Zeiten im Revier.

Quelle: ntv.de

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