Fußball

Ronaldo macht sich wichtig Der Stinker im Sturm

"Cristiano, quédate! – "Cristiano, bleib hier!"

"Cristiano, quédate! – "Cristiano, bleib hier!"

(Foto: REUTERS)

Hier ist einer, der ist es gewohnt, im Rampenlicht zu stehen. Wegen seiner vielen Tore beim Fußballspielen. Aber Cristiano Ronaldo weiß auch, wie das Geschäft funktioniert. Wenn es nicht so läuft, wird eben eine Nebelkerze gezündet – und alle fallen darauf herein.

Das war ein rabenschwarzer Abend für Cristiano Ronaldo. Zwar hatte seine Mannschaft gerade den 13. Champions-League-Titel errungen, aber sein Beitrag zum dritten Triumph hintereinander fiel im Finale eher bescheiden aus. Wieder einmal. Und zu seinem Unglück stand nach Abpfiff nicht er als strahlender Held da, sondern sein Mitspieler Gareth Bale. Der hatte mit gleich zwei Treffern Real Madrid zum Sieg geschossen. Und ihn, den amtierenden Weltfußballer, zum Statisten gemacht.

Was natürlich nicht angehen kann. Denn schließlich ist Cristiano Ronaldo es gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. Und sich zu inszenieren. So auch diesmal. Um nicht vergessen zu werden, deutet er direkt nach dem Spiel in einem Interview sein Ende bei Real Madrid an. Sagte er doch: "Danke euch allen! Hoffentlich sehen wir uns auch nächstes Jahr hier" und weiter "es war schön, bei Real Madrid zu sein. In den nächsten Tagen werde ich den Fans, die immer an meiner Seite waren, eine Antwort geben."

Eine Antwort? Worauf? Wer hatte ihn nach einem Wechsel gefragt? Richtig, niemand. Ronaldo hatte vielmehr kurzerhand in die Trickkiste gegriffen und eine Nebelkerze gezündet, um nach unbedeutender Leistung seinen siegestrunkenen Kollegen die Show zu stehlen. Und der Clou gelang. Bei der anschließenden Jubelfeier in Madrid wurde er mit den Rufen "Cristiano, quédate! – "Cristiano, bleib hier!" bekniet. Und zu allem Überfluss stimmten sogar seine Teamkollegen mit ein.

Superstars als Jubelperser

Jene begnadeten Kicker also, welche die Tormaschine und Marke "CR7" erst möglich machen. Womit sich die Frage aufdrängt, wieso sich diese Ansammlung von Weltstars ein ums andere Mal zu Jubelpersern degradieren lässt? Geradezu kläglich äußerte sich beispielsweise der ansonsten sehr selbstbewusste Haudegen und Real-Kapitän, Sergio Ramos: "Cris, das war nicht okay, was du gemacht hast. Es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Du musst einen Schritt zurück machen und wir werden dir helfen. Wir stehen zu dir, aber du musst auch helfen", zitiert die spanische Zeitung "Marca". Verrückte Ronaldo-Welt.

Aber ja doch, Cristiano Ronaldo ist fünffacher Weltfußballer. Fünf Mal hat er auch die Champions-League gewonnen. Als Fußballer verfügt er unbestritten über Qualitäten. Dennoch ist Ronaldo alles andere als ein kompletter Spieler. Seine Stärken liegen vor allem im schnörkellosen Abschluss. Ohne seine Kameraden und seinen besessenen Trainingseinsatz würde seine Torbilanz aber wesentlich bescheidener aussehen. Denn sowohl bei Real Madrid als auch in der portugiesischen Nationalmannschaft ist das gesamte Spiel auf ihn zugeschnitten – der Teamsport Fußball wird hier zur Einbahnstraße.

Dass Ronaldo in entscheidenden Partien nicht selten blass bleibt, fällt im Hype um den Stürmer gerne mal unter den Tisch. So, als hätten seine Kollegen geheime Klauseln in ihren Kontrakten, dass jedwede Kritik am Superstar zu unterbleiben hat und seine Tore ausreichend zu bejubeln sind und vor allem möglich gemacht werden. Apropos Torjubel: Auch hier fällt auf, trifft ein Mitstreiter, hält sich Ronaldo auffällig zurück. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Nämlich, dass ein anderer Stern heller strahlt als er - und sei es nur für den Moment.

Aber auch die Journaille macht mit. So wird mit Superlativen nicht gespart. Die gesamte Vorberichterstattung ist auf den Portugiesen zugeschnitten. Glänzt der nicht, werden seine vergebenen Torchancen und sein unkameradschaftliches Verhalten nicht weiter beleuchtet. Das könnte wohl auch Ärger bringen - schließlich verdienen alle am Produkt "CR7".

Nun, irgendwo unter seinem pomadigen Scheitel wird auch Ronaldo dämmern, dass andere mehr drauf haben als er, dass zudem seine Karriere-Uhr mit 33 Jahren so langsam abläuft und dass er vor allem durch seine Inszenierung einzigartig ist. Da gilt es im Gespräch zu bleiben. Sei es auch dadurch, in einem vollkommen unpassenden Moment ungefragt mit Wechselabsichten zu kokettieren, an denen aber auch so gar nichts dran sein dürfte. Das ist er seinem Ego schuldig. Zudem fungiert das Manöver sicher auch als Fingerzeig für seinen Klub, ihm in der kommenden Saison ja keinen anderen großen Superstar zur Seite zu stellen. Denn der könnte ihm auf Dauer die Show stehlen. Unerträglich.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen