Fußball

Aber der Torwart wird getauscht Tuchel spürt keine große Lust auf Rotation

Bayern-Trainer Thomas Tuchel auf dem Oktoberfest.

Bayern-Trainer Thomas Tuchel auf dem Oktoberfest.

(Foto: Felix Hörhager/dpa)

In der Liga läuft es immer besser für den FC Bayern. Zum perfekten Wiesn-Glück wurde der VfL Bochum wieder einmal mit 7:0 aus der Arena gefegt. Mit Verspätung starten die Münchner nun auch in den DFB-Pokal. Erste Hürde: Drittliga-Aufsteiger Preußen Münster.

Kaum hatte Thomas Tuchel an diesem Montagmittag im Pressestüberl des FC Bayern Platz genommen, da wurde der Trainer auch schon mit den größten Pokal-Blamagen der Vereinsgeschichte konfrontiert. Ein Reporter warf ihm direkt die Namen Weinheim (FV 09), Vestenbergsgreuth (TSV und Harry Koch) und Magdeburg (1. FC) entgegen und wollte wissen, wie groß denn die Gefahr sei, dass künftig auch der SC Preußen Münster im gleichen Atemzug genannt werden würde. Der Drittliga-Aufsteiger ist an diesem Dienstagabend (ab 20.45 Uhr im ntv.de-Liveticker) der erste Gegner im DFB-Pokal der Münchner. Tuchels Antwort: "Wir unterschätzen sie nicht. Wir haben Ansprüche, egal gegen welchen Gegner." Und diese sind klar: Das Finale in Berlin erreichen.

"Die Anspannung, die Konstellation ist einfach einzigartig. Es gibt unzählige Beispiele im Fußball, dass diese Ausgangslage immer Überraschungen bereithält", sagte Tuchel. An eine bitter bayrische erinnert er sich noch. "Da habe ich vorm Fernseher gesessen und konnte es nicht glauben. Das ist eine Weile her, da war ich noch ziemlich jung", sagte der 50-Jährige. Am 14. August 1994 war das. Roland Stein hatte getroffen. Tuchel war damals 20 Jahre alt. Ein vergleichbares Erlebnis, jetzt als Verantwortlicher, das möchte er nicht erleben.

Um die Ansprüche zu untermauern, möchte Tuchel offenbar auch nicht das Experimentiertier geben. Obwohl der Kader sehr dünn ist und die nächsten Wochen mit den Belastungen aus Liga, Champions League, einer sehr anstrengenden DFB-Reise in die USA, und (hoffentlich, aus Sicht der Münchner) auch dem Pokal extrem intensiv werden, spürt Tuchel wenig Lust auf Rotation seines Ensembles, das immer besser funktioniert. Gegen den VfL Bochum gab es am Samstag in der Bundesliga den schon traditionellen 7:0-Erfolg (zum dritten Mal in Serie) dank eines wieder einmal herausragenden Harry Kane und eines abermals groß aufspielenden Leroy Sané. "Es kann auch sein, dass wir gar nicht so viel rotieren." Er wolle seinem Team nicht das Signal geben, dass die Partie in Münster weniger wichtig oder leichter als andere sei. Ein paar Veränderungen aber wird es geben.

Warum Peretz in die Startelf rückt

Torwart-Talent Daniel Peretz wird in die Startelf rücken. "Das ist wichtig für ihn, wichtig für den Notfall, das hat aus meiner Sicht nur Vorteile", begründete Tuchel seine Entscheidung für den Einsatz des 23-Jährigen. Beim FC Bayern war das in der Vergangenheit nicht immer gelebte Praxis, wohl aber bei Tuchel. Er kenne das aus England. Dort stand der Ersatzmann in den Pokalwettbewerben zwischen den Pfosten, wenn er sich das sportlich und menschlich verdient hätte. Und bei Peretz sei das der Fall. Der talentierte Israeli war im Sommer von Maccabi Tel Aviv zum Rekordmeister gewechselt und seitdem hinter Sven Ulreich die Nummer zwei. Dem bescheinigte er, es in Abwesenheit von Stammkraft Manuel Neuer, "derzeit herausragend" zu machen.

Umgebaut werden muss derweil die Abwehr. So wird Matthijs de Ligt, der am Wochenende erstmals wieder in die Startelf rotiert war, pausieren müssen. Wegen leichter Kniebeschwerden fehlt er, als Vorsichtsmaßnahme. Dafür darf sich Tuchel über eine wertvolle Alternative freuen. Raphael Guerreiro, im Sommer von Borussia Dortmund gekommen, wird nach überstandenem Muskelbündelriss erstmals in den Kader rutschen. Ob er allerdings zum Einsatz kommt? Offen. Die angekündigte Unlust zur Rotation könnte auch erneut eine schlechte Nachricht für Thomas Müller und Mathys Tel sein. Beide waren in den vergangenen Wochen wertvolle Joker gewesen. Vor allem der junge Franzose drängt mit seiner Spielfreude, seinem Tempo und seinen Toren mit Macht in die Startelf. Zuletzt habe Tuchel aber gelobt, dass er mit seinen Toren eine wichtige "Waffe" von der Bank sei. Aber gut, was Trainer ankündigen und was sie dann umsetzen, das ist nicht immer deckungsgleich.

Alle Mann um 17.30 Uhr daheim?

Womöglich bleibt auch Eric Maxim Choupo-Moting in der ersten Formation. Gegen den VfL Bochum hatte er überraschend begonnen und als Doppelspitze mit Harry Kane überzeugt. Vor allem seinen Trainer, der den Spieler nun schon beim dritten Verein an seiner Seite weiß, zuvor beim FSV Mainz 05 und bei Paris St. Germain. "Choupo ist ein Top-Fußballer. Er ist sehr gut am Ball und in den Drehungen. Er ist ein feiner Kerl mit einem verlässlichen Charakter. Er hat es sich verdient, weiterhin zu spielen. Wir entscheiden das von Spiel zu Spiel."

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Die endgültige Entscheidung wird Tuchel wohl am Nachmittag treffen, wenn er seine Spieler erstmals nach dem Wiesn-Besuch am Sonntag zu Gesicht bekommt. Er selbst hatte das Fest um 17 Uhr verlassen, für große Teile der Mannschaft galt das aber wohl nicht. Er gehe allerdings davon aus, sagte Tuchel mit einem Schmunzeln, "dass alle um 17.30 Uhr zu Hause waren". Nach dem zweimaligen blamablen Aus in der zweiten Runde war in der vergangenen Saison im Viertelfinale gegen den SC Freiburg Endstation. So lange nicht im Endspiel vertreten gewesen zu sein, das hatte es für die Münchner vor über einem Vierteljahrhundert zuletzt gegeben.

Zu wenig für das Selbstverständnis des Klubs - weswegen Tuchel trotz der Pflichtaufgabe in der charmanten Bruchbude an der Hammer Straße 302 seine Spieler eindringlich warnte: "Wir sind der Favorit. Wir bereiten uns seriös und gut darauf vor. Wir fangen nicht an, Spiele unterschiedlich zu bewerten. Wir spielen, wie Bayern München spielen will, egal wer auf der anderen Seite steht."

Quelle: ntv.de, tno

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