Vergessene Helden des Sports Fußballmuseum erinnert an Holocaust-Opfer
27.01.2022, 15:53 Uhr
Nicht nur mit Porträts wird an die Wegbereiter des deutschen Fußballs erinnert.
(Foto: Screenshot: Deutsches Fußballmuseum)
Das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft mag mehr als 70 Jahre her sein, der Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus ist in Deutschland weiter notwendig und allgegenwärtig. Am Gedenktag für die Opfer des Holocaust stellt das Fußballmuseum des DFB deshalb ein besonderes Projekt vor.
Das Deutsche Fußballmuseum hat mit einer besonderen Aktion der Opfer des Holocaust gedacht. Zum internationalen Gedenktag veröffentlichte die Institution des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter dem Titel "Niemals vergessen" ein Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer. Das Werk befasst sich mit den Lebensgeschichten von mehr als 200 jüdischen Spielern und Funktionären, die bis zur Zeit des Nationalsozialismus den deutschen Fußball prägten.
Unter anderem beteiligten sich Bayern München, Schalke 04 oder Eintracht Frankfurt mit ihren Vereinsarchiven an der Zusammenstellung. "Die Nationalsozialisten löschten nicht nur Leben aus, sondern auch Erinnerungen", sagte Museumsdirektor Manuel Neukirchner: "Die Konterfeis sportlich erfolgreicher Juden wurden aus Sammelalben entfernt, ihre Namen von Gedenkplatten gekratzt, ihre Gesichter aus Vereinsfotos herausretuschiert und ihre Erfolge aus Rekordlisten gestrichen."
Im Konzept zum Online-Lexikon heißt es außerdem: "Auch nach 1945 blieb eine Würdigung der großen Bedeutung jüdischer Fußballer für die Entwicklung des Fußballs in Deutschland lange völlig vergessen." Zum ersten Mal würden damit diese Leistungen "auf eine zeitgemäße und multimediale Weise dargestellt und vermittelt", verbunden mit dem klaren Ziel, dass "der Fußball vielfältig, weltoffen und tolerant bleibt".
"Gegen jede antisemitische und rassistische Tendenz"
Mit dem Lexikon wolle das Museum "auf das Schicksal verfemter und ermordeter jüdischer Sportpioniere aufmerksam machen, die dem Fußball in Deutschland einst wichtige Impulse gaben. Zudem ist es unser Anliegen, ein permanentes Zeichen gegen jede antisemitische und rassistische Tendenz im heutigen Fußball zu setzen", führte er aus. Unter anderem beinhaltet das Werk die Biografie des siebenmaligen Nationalspielers Julius Hirsch, der im KZ Auschwitz ermordet wurde.
Auch viele Erst-, Zweit- und Drittligisten gedachten unter der Botschaft "Nie Wieder" der Opfer des Holocaust. "Es gab Opfer, Mitläufer und Täter - auch beim FC Bayern", sagte der Münchner Vorstandsboss Oliver Kahn: "Wir alle müssen die Erinnerung an unsere Geschichte aufrechterhalten. Wir sind kommenden Generationen und Opfern gegenüber verpflichtet, dafür zu sorgen, dass es keine Mitläufer und Täter mehr geben wird."
Zahlreiche Klubs beschäftigen sich seit Jahren auch damit, ihre eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Oftmals waren es Einzelpersonen, die dafür den Anstoß gaben. Bei Borussia Dortmund etwa gelang es auch auf diesem Weg, den Einfluss rechtsextremer Fans zu verringern, inzwischen organisiert der Klub unter anderem Fahrten zu Gedenkstätten. Beim FC Bayern war es die Ultragruppe Schickeria, die immer wieder an den jüdischen Vereinspräsidenten Kurt Landauer erinnerte, der auch aufgrund dieser nachhaltigen Initiative 2013 mehr als fünf Jahrzehnte nach seinem Tod zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde.
Quelle: ntv.de, tsi/sid