"Es fühlt sich Scheiße an" Labbadia sorgt sich - nur nicht um sich selbst
20.01.2021, 14:53 Uhr
Augen auf! Hertha BSC ist in dieser Saison bislang zu schläfrig.
(Foto: imago images/Contrast)
Hertha BSC liefert die schlechteste Hinrunde seit elf Jahren ab. In der Fußball-Bundesliga hagelt es acht Niederlagen, zudem das Aus in der ersten Pokalrunde. Trainer Bruno Labbadia ärgert sich mächtig, macht sich aber um seinen Job keine Gedanken. Das könnte sich schnell ändern.
Bruno Labbadia zog die Schultern hoch und breitete die Arme fragend aus, bevor er tief enttäuscht in den Katakomben des Berliner Olympiastadions verschwand. Der Trainer des strauchelnden "Big City Club" Hertha BSC schien nach dem nächsten schweren Rückschlag ratlos. Der einst zum Europapokal-Anwärter ausgerufene Hauptstadt-Klub rutscht bedrohlich nah an die Abstiegszone heran - und der Druck auf Labbadia wird größer.
"Momentan schaffen wir es nicht, stabil genug zu sein. Wir müssen uns der Kritik stellen. Es fühlt sich scheiße an", ärgerte sich der Coach am Sky-Mikrofon nach der verdienten 0:3 (0:1)-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim. In Gefahr sieht der 54-Jährige seinen Job derzeit aber offenbar noch nicht, obwohl die Berliner nur eines der vergangenen sieben Spiele gewinnen konnten. "Ich denke, dass ich mich gerade viel mehr damit beschäftige, was wir hinter uns haben. Dass wir ein Spiel verloren haben, das wir normalerweise nicht verlieren dürfen", sagte er.
Rangnick oder Tedesco?
Und dennoch werden die Fragen nach der Zukunft des Coaches in den kommenden Tagen lauter werden. 17 Punkte nach 17 Spieltagen bedeuten die schlechteste Hinrunde seit elf Jahren. Das ist viel zu wenig - auch für die Europa-Ansprüche des Investors Lars Windhorst, der für seine Millionen so langsam eine Rendite erwarten dürfte. Schon vor der Partie gegen Hoffenheim wurde öffentlich über mögliche Nachfolger Labbadias spekuliert. Die "BZ" brachte Ralf Rangnick und Domenico Tedesco ins Spiel, öffentlich wiegelt der Verein aber noch ab. Erst in der Vorwoche hatte Herthas Manager Michael Preetz seinem Trainer das Vertrauen ausgesprochen. Bei einer Niederlage am Samstag (18.30 Uhr im ntv.de-Liveticker) gegen Werder Bremen könnte sich der Wind für den Trainer dennoch drehen.
Labbadia zieht aus dem Hoffenheim-Spiel trotz der Pleite auch Hoffnung für sein Projekt in Berlin. Er erreiche die Mannschaft noch, so der frühere Bundesliga-Stürmer: "Ich glaube nicht, dass man so ins Spiel reinkommen kann, wenn man nicht zu den Spielern durchdringt. Genauso nach der Halbzeit." In der Tat hatte Hertha die ersten 30 Minuten gegen Hoffenheim und die Phase direkt nach dem Wiederanpfiff bestimmt, aber die eigenen Chancen nicht verwertet. "Es ist etwas sinnbildlich für die Vorrunde, dass wir wechselhafte Leistungen gehabt haben, zu wenige Ergebnisse holen und unsere Chancenverwertung nicht gut ist", befand Labbadia.
Besonders symbolhaft war der Foulelfmeter von Herthas Stürmer Krzysztof Piatek (12.), den Hoffenheims Torwart Oliver Baumann parierte. Die TSG, für die Sebastian Rudy (33.) und Andrej Kramaric (68./88.) trafen, war schlichtweg effizienter. Die Berliner verdauten das 0:1 noch recht gut, auch wenn in der Pause die Köpfe erst nach unten gingen und von Labbadia wieder aufgerichtet werden mussten, wie er berichtete. Doch nach dem zweiten Gegentor verlor Hertha den Faden, so analysierte der Trainer. Wieder einmal sackte die Mannschaft mit den talentierten Einzelspielern im Gegenwind zusammen. Das sollte ihnen gegen Bremen nicht noch einmal passieren, denn Labbadia und Hertha brauchen jetzt dringend Punkte.
Quelle: ntv.de, ara/sid