"In letzter Zeit nicht einfach" Lewandowski provoziert Bayern-Zoff
11.11.2021, 14:41 Uhr
Der polnische Michael Jordan?
(Foto: imago images/Newspix)
Robert Lewandowski ist Bayern Münchens Top-Torjäger und Top-Verdiener. In 17 Pflichtspielen der aktuellen Spielzeit hat er bereits 23 Treffer erzielt. Doch der Stürmer, der 24 Millionen Euro im Jahr verdienen soll, ist in München aktuell nicht zufrieden.
Robert Lewandowski hat mit überraschenden Aussagen zum Spielstil des deutschen Rekordmeisters Bayern München für Aufmerksamkeit gesorgt. "Bei Bayern war es in letzter Zeit nicht einfach für mich, Torchancen oder einen Platz auf dem Spielfeld zu finden", sagte der Rekordstürmer, der nach 17 Pflichtspielen in dieser Saison bereits 23 Treffer erzielt hat, davon allein 13 in nur elf Bundesligaspielen. Wieso also ist der Jahrhundertstürmer unzufrieden?
Die Antwort liefert der Pole natürlich auch. "Wenn man mit sechs Offensivspielern aufläuft und der Gegner sehr defensiv eingestellt ist, ist es für einen Stürmer nicht einfach", erklärte Lewandowski auf einer Pressekonferenz in Polen: "In den letzten Spielen hat es eine Weile gedauert, bis ich einen Platz gefunden und den Ball bekommen habe. Es gab Spiele, in denen ich in den ersten 20 Minuten nicht viele Bälle bekommen habe." Obwohl Lewandowski offenließ, ob er mit seiner Kritik auf Julian Nagelsmann, den neuen Trainer der Bayern, zielt, ergänzte der 33-Jährige vielsagend: "Ich musste mich zuletzt richtig tief fallen lassen, um Bälle zu bekommen."
Bewährte Lewandowski-Taktik
In der Bundesliga hat der Pole nach über zehn Jahren beinahe alles erreicht. Er ist nicht nur der dominierende Spieler des letzten Jahrzehnts, hat alle möglichen Vereinstitel gewonnen, zählt momentan unbestritten zu den besten Spielern der Welt und ist nur noch 75 Tore von Gerd Müllers unglaublichen 365 Bundesliga-Treffern entfernt.
Doch in den letzten Monaten tauchen erneut vermehrt Gerüchte auf, dass es Lewandowski, der bei Bayern nach ntv.de-Informationen rund 24 Millionen Euro im Jahr verdient, zum Ende seiner Karriere noch einmal in eine andere Liga ziehen könnte. Nicht zum ersten Mal spielt der Stürmer seine Unzufriedenheit über den Kanal der polnischen Nationalmannschaft. Schon zu Dortmunder Zeiten und auch während seiner nunmehr über siebenjährigen Bayern-Karriere nutzte er diese Pausen vom Klub, um seine Unzufriedenheit zu äußern und mal direkt und mal indirekt mit Wechselgedanken zu spielen. Aktuell soll er unter anderem irritiert über Bayerns Interesse an BVB-Star Erling Haaland sein.
Aktuell aber zählt das nicht. Aktuell zählt die WM-Qualifikation mit Polen. Bei nur noch zwei ausstehenden Spielen stehen die auf Platz zwei der Gruppe I, drei Punkte hinter England und nur zwei vor Albanien. Alles sieht nach einer Extrarunde in den Playoffs für die WM 2022 in Katar aus. Diesen Platz könnten sich Lewandowski und Co bereits am Freitag sichern, wenn Albanien in England nicht gewinnt und Polen die Pflichtaufgabe in Andorra souverän absolviert.
Umgarnt in Polen
In den letzten Spielen der WM-Qualifikation geht es für Lewandowski auch noch um einen weiteren Rekord. Mit sechs Toren in der laufenden Runde liegt der Kapitän der polnischen Auswahl aktuell drei Treffer hinter dem Niederländer Memphis Depay. Kann er diesen Rückstand in den verbleibenden Spielen gegen Andorra und Ungarn aufholen, könnte der Bayern-Star der erste Spieler in Europa, der sich zweimal zum besten Torjäger in einer Qualifikation krönt. Vor dem letzten Weltturnier in Russland gelangen ihm 16 Tore, eine zuvor noch nie erreichte Marke.
Dabei helfen soll ihm natürlich auch der Trainer der polnischen Nationalmannschaft, Paulo Sousa. Der Portugiese, der wie Lewandowski eine Vergangenheit bei Borussia Dortmund hat, wurde Anfang 2020 vom polnischen Verband installiert. Er wusste: Der Bayern-Star ist der Schlüssel zum Erfolg. Und so machte sich Sousa noch während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr auf den Weg nach München, um Lewandowski in einem Hotel am Münchener Flughafen zu umgarnen. Erst danach zog er weiter nach Polen.
"Das erste Treffen dauerte über vier Stunden", erzählte Sousa Sky Sports UK. "Es war extrem wichtig und es war erstaunlich." Der Portugiese hatte sich vorbereitet. Er wollte es wie Phil Jackson machen, dem legendären Coach der Chicago Bulls, der, um Erfolg zu haben, erst Michael Jordan erobern musste. "Jordan war bereits an der Spitze, aber die Herausforderung bestand darin, ihn in den Prozess einzubinden. Damit andere ihre Fähigkeiten gemeinsam entwickeln können", sagte Sousa. "Lewandowski ist sehr anspruchsvoll und stellt immer Fragen. Er hat seine eigenen Vorstellungen vom Fußball", erzählte der Portugiese weiter. Und diese Vorstellungen, das ließ Lewandowski auf der Pressekonferenz in Polen durchblicken, entsprechen vielleicht nicht ganz denen von Nagelsmann.
Quelle: ntv.de, sue