Antworten zum Corona-Chaos Muss der FC Bayern gegen Gladbach antreten?
05.01.2022, 07:58 Uhr
Beim FC Bayern wird es zunehmend einsam um Trainer Julian Nagelsmann.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Dem FC Bayern gehen nach der jüngsten Testreihe die Spieler aus: Acht Profis fallen für den Rückrundenauftakt sicher aus, alleine wegen einer Infektion. Durch Verletzungen und Abstellungen ist der Kader weiter dezimiert. Aber steht das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach deshalb auf der Kippe?
Beim FC Bayern ist die Corona-Not groß. Acht Münchner Profis sind vor dem Bundesliga-Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach am Freitag positiv auf das Virus getestet worden. Droht womöglich die Verschiebung des Spiels? Die Deutsche Fußball Liga hat sich diesbezüglich auf eine Regelung mit allen Vereinen zu Beginn der Pandemie geeinigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Wer fällt denn beim FC Bayern wegen einer Infektion aus?
Manuel Neuer, Tanguy Nianzou, Dayot Upamecano, Leroy Sané, Kingsley Coman, Lucas Hernández, Corentin Tolisso und Omar Richards
Wie viele Spieler müssen einsatzfähig sein, damit ein Bundesliga-Spiel stattfinden kann?
Laut DFL-Spielordnung müssen mindestens 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler zur Verfügung stehen. Zu diesen 15 Akteuren müssen mindestens neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart, zählen.
Könnte sich ein Klub nicht durch nur vorgeblich verletzte Spieler unter die Mindestanzahl an Lizenzspielern tricksen?
Nein, verletzte oder gesperrte Spieler gelten als "zur Verfügung stehend", da es sich um sporttypische Sachverhalte handelt. Ein verletzungsbedingter Ausfall etwa von Nationalspieler Leon Goretzka beim FC Bayern vermindert das Kontingent in diesem Fall nicht, auch wenn der Spieler natürlich trotzdem nicht spielen kann.
Mal durchzählen: Auf wen könnte Julian Nagelsmann denn nun zurückgreifen, wenn das Spiel am Freitag stattfindet?
Nach jetzigem Stand bleiben neben den Torhütern Sven Ulreich und Christian Früchtl 13 Feldspieler übrig - unter der Voraussetzung, dass Leon Goretzka, der am Montag wie Serge Gnabry individuell trainiert hatte, rechtzeitig fit wird. Auf Bouna Sarr und Eric-Maxim Choupo-Moting könnte Nagelsmann definitiv nicht zurückgreifen. Beide befinden sich mit ihren Teams beim Afrika-Cup, der am 9. Januar beginnt. Beide gelten damit allerdings auch als "zur Verfügung stehend". Michael Cuisance, ein weiterer Lizenzspieler, wurde jüngst an den FC Venedig verkauft.
Die Startelf würde sich wohl weitestgehend von selbst aufstellen, auch wenn zumindest Gnabry am Freitag wohl zur Verfügung steht. Sven Ulreich wird wohl für Manuel Neuer spielen, in der Abwehr stünde mit Niklas Süle, Benjamin Pavard und Alphonso Davies wenigstens eine prominente Dreierkette parat. Der etatmäßige Rechtsverteidiger Josip Stanisic wurde zwar nach einem zunächst unklaren Befund negativ getestet, kommt für einen Einsatz aufgrund einer gerade erst überstandenen Muskelverletzung nicht in Frage.
Im Mittelfeld kann Julian Nagelsmann nach jetzigem Stand auf den zurückgekehrten Joshua Kimmich, Jamal Musiala, Marc Roca, Marcel Sabitzer und wohl mindestens Serge Gnabry zurückgreifen. Hinter Goretzka steht noch ein Fragezeichen: "Es ist noch offen, ob Goretzka gegen Gladbach im Kader sein wird und auf der Bank Platz nehmen kann", meldete Sky am Dienstag aus München. Im Angriff sind Robert Lewandowski und Thomas Müller ohnehin unverwüstbar, als Alternative steht Malik Tillman in den Startlöchern. Eine prominente "Not-Elf", doch dahinter wird es eben dünn.
Wer ist denn "spielberechtigt" im Sinne der DFL?
"Grundlage für die Prüfung eines Antrags ist eine zwischen jedem Klub und der DFL bestehende Spielberechtigungsliste, in der alle Spieler aufgeführt sind, die für den Klub eine Spielberechtigung für die Bundesliga und 2. Bundesliga besitzen", schreibt die DFL. Auf diese Liste können die Vereine vor der Saison alle Spieler schreiben lassen, die sie für einen Einsatz geeignet halten. Die Listen sind nicht öffentlich, wen der FC Bayern alles gemeldet hat, ist daher nur dem Klub und der DFL bekannt.
Kann Nagelsmann jetzt nicht Talente aus der U23 hochziehen?
Ja, eigentlich würde es die große Chance geben, junge Spieler zumindest ein bisschen Bundesligaluft, wenigstens von der Bank aus, schnuppern zu lassen. Doch die zweite Mannschaft des Rekordmeisters startet erst Ende Februar in ihre Rückrunde in der viertklassigen Regionalliga, Trainingsauftakt ist erst in der kommenden Woche. Das letzte Pflichtspiel absolvierten die Spieler Anfang Dezember.
Wer entscheidet über die Absage bzw. Verschiebung eines Spiels?
Die Deutsche Fußball Liga e.V. entscheidet über den Antrag. "Ergibt sich unter den oben genannten Voraussetzungen im Rahmen der Prüfung eines Antrags auf Spiel-Absetzung, dass nicht mehr als 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler im Sinne der Statuten zur Verfügung stehen, wird dem Antrag stattgegeben", schreibt die DFL, "wie bereits bei den insgesamt 17 Spielverlegungen während der vergangenen Saison 2020/21 geschehen."
Welche Frist gilt für den Antrag auf Verschiebung?
Ein Antrag auf Absetzung ist unverzüglich nach Bekanntwerden der Erkrankungen vorzulegen. Also, sobald der Verein das Kontingent von 15 Spielern nicht mehr aufbieten kann.
Also: Wie wahrscheinlich ist es, dass das Spiel des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach verschoben wird?
Die Wahrscheinlichkeit dafür ist eher gering, zumindest gemäß der Statuten. Vorbehaltlich einer weiteren Ausbreitung des Virus im Kader. Dem FC Bayern stehen - mindestens im Sinne der Spielordnung - ausreichend Spieler zur Verfügung, um das Spiel bestreiten zu können. Doch wie Gladbachs Manager Max Eberl verriet, "würde der FC Bayern das Spiel gerne absetzen" lassen. "Letztendlich entscheidet aber die DFL, ob das Spiel stattfindet. Wir beschäftigen uns aber nicht so sehr mit dieser Thematik", sagte Eberl auf der Pressekonferenz der Gladbacher am Mittwoch nach einem Telefonat mit Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic und einem Gespräch mit der DFL.
Wie sieht es überhaupt bei den anderen Klubs aus?
Die Bundesliga-Inzidenz steigt und die meisten Klubs meldeten zum Trainingsstart Infektionen. Doch so schwer wie den FC Bayern hat es keinen anderen Bundesligisten erwischt. Vizemeister RB Leipzig vermeldete am Dienstag positive Tests bei Nordi Mukiele, Benjamin Henrichs und Dani Olmo. Zuvor hatten sich schon Christopher Nkunku und Solomon Bonnah in häusliche Isolation begeben müssen. Der Tabellenzweite Borussia Dortmund muss nach Dan-Axel Zagadou vorerst auch auf Marius Wolf verzichten, der nach Ende seines Weihnachtsurlaubs in Österreich positiv getestet wurde. Bei Hertha BSC infizierte sich in Linus Gechter schon der vierte Abwehrspieler mit dem Virus.
Wie weisen die betroffenen Klubs die Corona-Fälle nach?
In erster Linie sind die behördlichen Anordnungen auf eine Isolation einzureichen. Steht diese Anordnung bei einem Spieler noch aus, gilt er auch als erkrankt, wenn er positiv getestet worden ist. Kontaktpersonen eines positiv getesteten Spielers gelten nur dann als erkrankt, wenn für sie durch eine zuständige Behörde eine Quarantäne angeordnet worden ist.
Wann muss das Spiel nachgeholt werden?
Die Partie muss grundsätzlich spätestens am folgenden spielfreien Dienstag oder Mittwoch angesetzt werden, wenn an diesen Tagen kein übergeordneter Spielbetrieb stattfindet. Im Falle der Partie zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach wäre eine Ansetzung am 11. oder 12. Januar möglich, da unter der Woche keine weiteren Spiele stattfinden.
Wurden in dieser Saison bereits Spiele in der 1. oder 2. Bundesliga wegen Corona abgesagt?
Ja. Das Zweitliga-Spiel zwischen dem FC St. Pauli und dem SV Sandhausen musste verschoben werden, nachdem den Gästen wegen eines Corona-Ausbruchs nicht mehr die Mindestanzahl an Spielern zur Verfügung stand. Zwölf Spieler und sechs Personen aus dem Betreuerstab des SV Sandhausen waren nach Vereinsangaben positiv getestet worden.
Quelle: ntv.de, ter/dpa