Fußball

30 Spieler infiziert Englische Verhältnisse in der Bundesliga

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Das Jahr hat noch nicht einmal richtig begonnen, da vermelden die 18 Vereine der Fußball-Bundesliga bereits 30 Corona-Fälle. Keine Atempause für die Vereine. Die Sorgen vor dem Glücksspiel Rückrunde wachsen. In der Liga herrschen englische Verhältnisse.

Nicht einmal eine Woche ist das neue Jahr alt. Die Omikron-Wand baut sich in Deutschland auf und nimmt immer mehr Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. Noch steigt die Sieben-Tage-Inzidenz nur langsam, noch sehen die Zahlen deutlich besser als in anderen Ländern aus. Das kann allerhand Gründe haben, wird jedoch auch mit den wenig zuverlässigen Daten während der Feiertage zu erklären sein.

Mit welcher Wucht das Virus und womöglich auch die neue Variante Omikron in allen Ecken der Welt aktuell verbreitet ist, zeigen nicht zuletzt die aktuellen Meldungen aus der Fußball-Bundesliga. Die will am Freitag mit der Partie FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr bei Sat.1, Sky und im ntv.de-Liveticker) ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen, wird jedoch von zahlreichen Corona-Ausbrüchen in den Klammergriff genommen. Die Nachrichtenagentur sid vermeldet am Montag im abendlichen Corona-Update aktuell insgesamt 30 Fälle bei den 18 Bundesligisten. Aber das kann sich stündlich ändern. Die Angst vor Spielausfällen wächst, die Sorge vor einem Glücksspiel in der Rückrunde auch.

Allein Rekordmeister Bayern München sah sich in den ersten Tagen des Jahres dazu gezwungen, gleich sechs positive Tests zu vermelden. Drei weitere Spieler könnten noch hinzukommen. Der Rückrundenauftakt gegen Borussia Mönchengladbach am Freitag ist gefährdet. Doch die Fälle der auf den Malediven urlaubenden Stars Manuel Neuer und Lucas Hernández und der Fall des Flügelspielers Kingsley Coman in Dubai sowie die Positivtests von Corentin Tolisso, Tanguy Nianzou und Omar Richards bilden nur die Spitze des Eisbergs in der Bundesliga. Borussia Mönchengladbach, Bayerns Gegner am Freitag, muss aktuell auf vier Spieler verzichten.

Quarantäne-Regelung ein Problem

11 der 18 Bundesliga-Vereine verzeichnen aktuell mindestens einen Corona-Fall. Bei Bayern München, RB Leipzig, Hertha BSC, Borussia Mönchengladbach und dem VfB Stuttgart sind sogar mindestens drei Spieler infiziert. Das hat alles noch keine Auswirkungen auf den eigentlichen Spielbetrieb, doch das kann sich schlagartig ändern. Laut der DFL-Spielordnung müssen einem Verein "mehr als 15 spielberechtigte Lizenzspieler und/oder in der Lizenzmannschaft spielberechtigte Amateure/Vertragsspieler" zur Verfügung stehen, darunter müssen sich "mindestens neun Lizenzspieler, darunter ein Torwart" befinden.

Die Verlegung eines Spiels ist immer nur einen Ausbruch entfernt, gerade aufgrund der aktuellen gesetzlichen Regelungen für die Omikron-Variante, die vor der am Freitag anstehenden Ministerpräsidentenkonferenz eine 14-tägige Isolation für Infizierte vorsieht. Für Kontaktpersonen gilt je nach Bundesland eine häusliche Quarantäne von mindestens zehn Tagen, ohne Ausnahme für geimpfte oder genesene Personen.

In der Liga geht daher die Angst um, dass die Omikron-Wand für einige Klubs Schicksal spielen wird und entscheidend in den Spielbetrieb eingreift. "Dass Corona noch eine Rolle im Spielplan spielen wird, glaube ich schon", sagte Sportvorstand Jörg Schmadtke dem "Sportbuzzer" und auch Leverkusen-Mann Simon Rolfes bereitet sich auf einen "knackigen Winter" vor. "Von Spiel zu Spiel ist Flexibilität gefordert", sagte der kommende starke Mann des Werksvereins. "Es wird in den nächsten Wochen alle treffen", ergänzte FC-Augsburg-Trainer Markus Weinzierl. "Wir müssen die Probleme lösen, wie sie kommen und improvisieren."

Corona erschwert Vorbereitung

Während die Bayern noch vor dem aktuell bekannt gewordenen Winterpausen-Ausbruch ihre Hygienemaßnahmen nachgeschärft haben, ist von anderen Klubs der Liga zu hören, dass die Kontaktbeschränkungen und Hygienemaßnahmen keine grundlegenden Omikron-Anpassungen erfahren haben. Diese seien immer schon streng gewesen, natürlich könne es trotzdem zu vereinzelten Regelbrüchen kommen. Nicht alles sei von den Klubs genau zu kontrollieren.

Auch in der zweiten Fußball-Bundesliga dominieren dieser Tage die Nachrichten von neuen Infektionen bei den Spielern. Mit Werder Bremen und Schalke 04 sagten zwei der Aushängeschilder des Unterhauses kurzfristig ihre Trainingslager ab und bereiten sich in heimischen Gefilden auf den auch finanziell überlebenswichtigen Aufstiegskampf vor. Bei Bremen wächst nach fünf positiven Tests die Sorge vor drastischen Maßnahmen durch das Gesundheitsamt - und vor entscheidenden Rückschlägen in den nächsten Wochen.

"Schwerwiegender ist, dass uns Spieler fehlen. Die Inhalte können wir auch in Bremen umsetzen", sagte Trainer Ole Werner über die kurzfristige Absage des Trainingslagers in Spanien. Der frühere Trainer von Holstein Kiel, die am Montag ebenfalls fünf Corona-Fälle vermeldeten, weiß, wovon er spricht. In der vergangenen Saison verhagelte eine Team-Quarantäne den bis dahin souveränen Störchen aus Schleswig-Holstein den Aufstieg in die erste Liga.

Die Vielflieger-Profis

Bemerkenswert bei den aktuellen Corona-Fällen: Einige der Spieler infizierten sich im Weihnachtsurlaub fernab von Deutschland. Stars wie Nationalmannschafts-Kapitän Neuer oder Hernández, der französische Innenverteidiger der Bayern, müssen erst einmal von den Malediven zurückgebracht werden und dann den weiteren Verlauf der Infektion abwarten. Auch für Kingsley Coman und Dortmunds Dan-Axel Zagadou, die sich im Dubai-Urlaub infizierten, gilt ähnliches. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob Fußballer inmitten der Pandemie zu fernen Zielen aufbrechen müssen. "Menschen infizieren sich gerade in allen möglichen Lebenslagen. Egal ob bei der Familie, auf der Arbeit oder im Urlaub", fasst Bremen-Trainer Werner das Wesen einer Pandemie noch einmal zusammen. Langeoog oder Dubai? Das ist der Pandemie egal.

Egal ist Corona und die Pandemie bereits vielen anderen Ligen, die ihren Spielbetrieb einfach durchziehen. Die Vereine der englischen Premier League haben sich trotz zahlreicher Ausbrüche in den Vereinen bereits vor Weihnachten gegen eine Unterbrechung der Liga ausgesprochen, spielen weiter vor vollbesetzten Rängen und verschieben Spiele nur, wenn es absolut notwendig ist. In Spanien lamentiert Xavi, der Trainer des strauchelnden Giganten Barcelona. Zu viele Infektionen haben den Kader ordentlich ausgedünnt, doch die Liga interessiert sich dafür weniger. Sie ignorierte am Sonntag die Klagegesänge der Katalanen. Die mussten trotz acht Corona-Ausfällen auf Mallorca antreten. Tags darauf kamen zwei neue Fälle hinzu, unter anderem der erst kurz vorher im mit Fans besetzten Camp Nou vorgestellte 55-Millionen-Euro-Neuzugang Ferran Torres. Über die Hälfte der 20 Erstliga-Vereine Spaniens vermeldet aktuell positive Fälle. Im Baskenland wurde die Zuschauerkapazität auf 50 Prozent begrenzt.

Licht am Ende des Tunnels?

Die Gesellschaft und somit auch der Fußball fährt weiter auf Sicht. Zwar ist vom Licht am Ende des Tunnels die Rede, doch womöglich ist es nur ein Zug, der auf uns alle zurast. Alles bleibt ungewiss.

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Die ersten Wochen des neuen Jahres werden für die Bundesliga ein echter Test. Längst wird dem Fußball - manchmal zu Recht, manchmal aus purem Frust - jede Demut während der Pandemie abgesprochen. Dabei muss die Liga, anders als in den meisten anderen Ländern, ihre Spiele erneut ohne Fans austragen, hat trotz weniger prominenter Ausnahmen eine hohe Impfquote vorzuweisen und sich natürlich aus Eigeninteresse früh um einen Weg zurück bemüht.

Das zählt jetzt nicht mehr. Gerade erst ist die Joshua-Kimmich-Impfdebatte durchgestanden, da kommt der nächste Aufreger um die Ecke. Omikron wird den Fußball durchschütteln. Wie bereits so oft in diesen deprimierenden Corona-Jahren. Ein Abbruch oder eine Unterbrechung der Saison sind jedoch aus zu vielen Gründen keine Option. "Weiter, immer weiter", sagte der heutige Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn einst. Das gilt aktuell für die komplette Liga.

Quelle: ntv.de

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