Fußball

"Schreit doch, was ihr wollt" Mutiges Coming-out eines englischen Profis

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(Foto: IMAGO/News Images)

Der Fußball-Profi Jake Daniels unterzeichnet vor Kurzem seinen ersten Profi-Vertrag beim englischen Zweitligisten FC Blackpool. Um seine Karriere richtig beginnen zu können, hat er mit gerade 17 Jahren sein Coming-out. Er will Vorbild sein, doch bis zur Akzeptanz ist es noch ein weiter Weg.

Der erst 17-jährige Jake Daniels ist der erste aktive Fußball-Profi in Europa, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat. Erst vor Kurzem hat er seinen ersten Vertrag beim englischen Zweitligisten Blackpool unterzeichnet und beginnt seine Karriere nun mit geklärten Verhältnissen. Er hofft nun darauf, dass seinem Vorbild viele weitere Spieler folgen werden. Ein Fall in Frankreich jedoch zeigt, wie weit der Weg noch ist.

"Klar, es wird darauf Reaktionen geben und einige davon werden homophob sein. Ob das jetzt im Stadium oder auf Social Media ist", sagte Daniels in einem Interview mit Sky Sports UK. "Ich mach mich damit natürlich auch zu einem Ziel. Ich sehe das so: Ich spiele Fußball und die Leute rufen irgendwas über mich. Aber sie zahlen Geld, um mich Fußballspielen zu sehen und ich verdiene damit Geld. Schreit doch, was ihr wollt, es macht keinen Unterschied."

Die FIFA, die UEFA, die internationale Spielergewerkschaft FIFPro zahlreiche englische Topklubs und selbst der englische Premierminister Boris Johnson zollten Daniels Respekt. "Ich danke Dir für Deinen Mut, Jake", twitterte Johnson: "Du wirst für viele eine Inspiration sein, sowohl auf als auch abseits des Spielfelds."

Der Fall Fashanu

Im Interview zeigte sich Daniels erleichtert über das Ende der Lügen. "Lange Zeit habe ich gedacht, dass ich die Wahrheit verstecken muss, weil ich Profi werden wollte. Das bin ich nun", sagte er: "Ich habe mich gefragt, ob ich nicht bis nach meiner Karriere warten soll. Es gibt keinen anderen Profi, der sein Coming-out hatte. Jedoch hätte das eine lange Zeit der Lügen bedeutet und ich hätte nicht der sein und das Leben führen können, das ich will." Daniels sprach über die Belastungen für seine mentale Gesundheit und wie er jetzt auch dank der Unterstützung seiner Familie, seines Klubs und seiner Mannschaftskameraden ein besseres Leben führen kann.

Daniels ist der erste aktive Fußball-Profi in Europa, der sich zu seiner Homosexualität bekennt und jedoch auch bereits der zweite weltweit, der diesen Schritt in dieser Spielzeit wagt. Erst im vergangenen Oktober hatte der australische Profi Josh Cavallo sein Coming-out. In Deutschland outet sich bislang kein aktiver Profi, nur der ehemalige Nationalspieler Thomas Hitzlsperger tat es nach seinem Karriereende.

In England ist der 17-Jährige der erste Spieler seit Justin Fashanu, dessen öffentliches Bekenntnis im Jahr 1990 ihm mehr Probleme bereitete als Lebensglück spendete. Von der schwarzen Community wurde er verstoßen und nach etlichen Turbulenzen in seinem Privatleben nahm er sich mit nur noch 37 Jahren das Leben. "Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart", schrieb er in seinem Abschiedsbrief.

Noch ein weiter Weg zur Akzeptanz

Wie weit der Weg für diesen "Schritt ins Ungewisse", wie Daniels es nannte, für die breite Masse noch ein sehr, sehr weiter. Dies zeigten nicht nur die Reaktionen einiger Trolls unter dem Twitter-Posting des von saudi-arabischen Investoren aufgekauften englischen Traditionsklubs Newcastle United, sondern auch ein Spieler von Paris Saint-Germain.

Newcastle United hatte sich am Montag via Social Media in die Reihe der Respektbekunder eingereiht, doch zahlreiche gleichlautende Antworten offensichtlicher Bots oder Trolls beschimpften den Klub. Die angeblichen Fans kündigten den "Magpies" die Anhängerschaft auf und wollten sich nun einem "besseren Team" zuwenden. Ähnliches ließ sich auch bei anderen englischen Topklubs beobachten.

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Neben der Welt des Social-Media-Unmuts sorgte am Wochenende ein weiterer Fall für Aufsehen. Dieser ist unabhängig vom Coming-out des Blackpool-Profis Daniels zu sehen. Der 32-jährige Senegalese Idrissa Gueye von Paris Saint-Germain verweigerte im Ligaspiel gegen Montpellier offenbar seinen Einsatz, um nicht mit einer Aktion gegen Homophobie im Fußball in Verbindung gebracht zu werden.

Wie "RMC Sport" berichtete, habe Gueye erst im Spieltagskader gestanden, das Spiel, bei dem PSG in Regenbogentrikots aufgelaufen war, dann jedoch aus "persönlichen Gründen" von der Tribüne aus verfolgt. Bereits im vergangenen Jahr hatte er ein Spiel der Pariser Mannschaft wegen "Magenproblemen" verpasst. Auch damals hatte PSG Regenbogentrikots getragen. Französische Medien berichteten, dass Gueye aus religiösen Gründen auf seinen Einsatz verzichtet habe.

Quelle: ntv.de, sue

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