Klub-WM mit Corona-Gefahr? Palmeiras-Party macht FC Bayern hellhörig
01.02.2021, 20:56 Uhr
Eine Umarmung mit Explosionspotenzial.
(Foto: imago images/TheNews2)
Er ist der Held des Libertadores-Cup-Finales - und gleichzeitig der große Störenfried: Breno Lopes von SE Palmeiras wirft sich in die Arme der Fans. Ohne Maske, obwohl in Brasilien das Coronavirus wütet. Das bringt Tausende Kilometer weiter den FC Bayern in Bedrängnis. Weil die Klub-WM ansteht.
Was für ein Torjubel! Als "Joker" Breno Lopes sich nach seinem K.-o.-Schlag in der neunten Minute der Nachspielzeit hemmungslos in die Arme der Fans ohne Schutzmasken warf, inmitten eines tödlichen Virus, live in 191 Ländern übertragen, bekam der Slogan des rein brasilianischen Libertadores-Cup-Finales ungewollt einen anderen Sinn.
"Una final del otro mundo", posaunte Südamerikas Fußballverband Conmebol hinaus. Das Finale aus einer anderen Welt. Das Derby im Maracana von Rio de Janeiro war entgegen dem Versprechen langweilig, niveauarm und hinterließ am Ende des 1:0 (0:0)-Erfolgs von SE Palmeiras aus São Paulo gegen den benachbarten Rivalen FC Santos einen faden Beigeschmack.
Bei aller Isolation der beiden Finalisten: Der intime Kontakt mit den 2500 zugelassenen Fans wirft Zweifel auf. Weil der für die geladenen Gäste 96 Stunden vor Anpfiff vorgeschriebene PCR-Test, der Corona-Erreger nachweist, die letzten drei Tage vor dem "Gran Final", angesichts aller Freiheiten im Finalort, nicht misst.
Mit Risiko zur Klub-WM
Dennoch plant Palmeiras den Flug nach Katar, wo Südamerikas Champion am kommenden Sonntag (7. Februar) im Halbfinale der Klub-WM auf den Sieger des Viertelfinales zwischen Tigres/Mexiko und Ulsan/Südkorea trifft. Aber der Blick ist auf das Endspiel am 11. Februar und das mögliche Duell mit Europas Triumphator Bayern München gerichtet, der es im Halbfinale mit Afrikameister Al Ahly oder Gastgeber Al Duhail zu tun bekommt.
Nur einer schien bei der wilden Siegerparty an die Folgen zu denken. "Ich halte mich mit dem Feiern unter den Fans zurück. Es sind zu viele hier, und ich habe mich noch nicht mit Covid-19 angesteckt", bekannte Palmeiras-Torhüter Weverton und erinnerte: "Wir haben eine Klub-WM in der kommenden Woche."
Und so reist ein Team aus einem Land an, in dem gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung - Stand Samstag - geimpft ist. In dem eine Coronavirus-Mutation im Amazonas-Gebiet für Schrecken sorgt, weshalb viele Länder schon ein Einreiseverbot für ganz Brasilien ausgaben. Luiz Henrique Mandetta, Gesundheitsminister zu Beginn der Coronakrise, prophezeit dennoch eine Mega-Pandemie in den nächsten 60 Tagen. Denn die Infizierten werden aus dem kollabierenden Amazonas in alle Winkeln Brasiliens transportiert, und mit ihnen das mutierte Virus.
Ruhe vor dem Sturm
Die Ruhe vor dem Sturm. So wie das Finale, das nach endlos gähnendem Anlauf in der Nachspielzeit vogelwilde Minuten erlebte. In der 94. rollt der Ball ins Aus, Santos-Trainer Cuca greift listig nach ihm, Palmeiras-Verteidiger Marcos Rocha auch, beide kullern über den Rasen. Cuca wird auf die Bühne verbannt, gut drei Minuten später rollt der Ball wieder, 26 Sekunden danach ist er im Tor. Dumm gelaufen.
Palmeiras ist Weverton, an dem im Olympia-Finale 2016 gegen Deutschland als einziger Schütze Nils Petersen scheiterte, ist auch Luiz Adriano und Felipe Melo. Seit Samstag ist Palmeiras aber auch Siegtorschütze Breno Lopes. Verpflichtet im November vom Zweitligisten EC Juventude aus Caxias do Sul. Das Finale war sein 17. Spiel im Trikot der Grünen, sein K.-o.-Treffer das zweite Tor für den neuen Klub.
Quelle: ntv.de, ara/sid