Fußball

"Zahlen über unsere Ölrechnung" Uli Hoeneß warnt vor Machtübernahme Saudi-Arabiens

Uli Hoeneß.

Uli Hoeneß.

(Foto: picture alliance/dpa)

Uli Hoeneß ist ein Mann der Worte. Der einflussreiche Ehrenpräsident des FC Bayern München weiß genau, was er wann sagt und wieso. Im großen RTL/ntv-Interview mit Monica Lierhaus warnt der 71-Jährige jetzt vor dem neuen Player auf der Bühne des Weltfußballs.

Uli Hoeneß hat massiv vor dem Angriff Saudi-Arabiens auf den Fußball gewarnt. "Die Saudis scheinen wirklich wild entschlossen zu sein, den Weltfußball zu beherrschen", sagte der Ehrenpräsident von Bayern München bei RTL/ntv im Interview mit Monica Lierhaus. Als Gegenmaßnahme schlägt der 71-Jährige einen neuen Fokus auf die eigene Nachwuchsarbeit vor.

Saudi-Arabien ist nicht erst seit der von FIFA-Boss Gianni Infantino im vergangenen Monate eigenmächtig an das Königreich vergebenen Weltmeisterschaft 2034 ein neuer Faktor im Weltfußball. Bereits mit Ende der höchst umstrittenen Winter-WM in Katar 2022 rissen sie mit dem Transfer von Cristiano Ronaldo die Schlagzeilen an sich.

Überwog im Januar 2023 noch der Glaube, dass es sich hierbei um eine einmalige Marketingaktion mit einem abgehalfterten Weltstar handelte, unterfütterte Saudi-Arabien seine Bemühungen um eine sportlich nachhaltige Entwicklung mit einem massiven Angriff auf den europäischen Fußball im abgeschlossenen Transfersommer 2023. Nicht nur die ganz großen und sehr alten Stars wechselten plötzlich in die Wüste, sondern auch jüngere, noch entwicklungsfähige Spieler.

Saudi-Arabien kauft ganz groß ein

Insgesamt investierten die Vereine der saudischen Pro League etwas unter einer Milliarde Euro in neue Spieler. Parallel dazu übernahm der saudische Public Investment Fund (PIF), der bereits Ende 2021 den englischen Klub Newcastle United aufgekauft hatte, gleich vier Vereine der heimischen Liga. Ein Großteil der Transfergelder floss im Sommer 2023 noch nach England, doch auch der FC Bayern München fand in dem Ronaldo-Klub Al-Nassr FC einen dankbaren Abnehmer für Transferflop Sadio Mané. Der wechselte für rund 30 Millionen Euro in die Wüste.

"Ich denke, wir haben immer gedacht, dass die Gegner in England sitzen, in Spanien und ein bisschen in Frankreich und Italien", sagte Hoeneß im Interview mit Lierhaus. "Aber jetzt kommen völlig neue Dinge auf den Weltfußball zu. Jetzt ist plötzlich ein Land wie Saudi-Arabien mit einem unendlich großen Geldtopf aufgetaucht." Einer, der sogar die Vorstellungen des wirtschaftlich höchst gesunden FC Bayern übersteigt.

Wer die Rechnung für den Angriff wirklich bezahlt

"Sie versuchen, Weltklasse-Spieler einzukaufen und auch eine richtige Struktur für den Fußball aufzubauen", sagte Hoeneß. Das unterscheide Saudi-Arabien von China, deren Fußball-Projekt Mitte der 2010er-Jahre kurz für Schlagzeilen sorgte und dann schnell und tief in der Versenkung verschwunden war. "Die Saudis scheinen wirklich wild entschlossen zu sein, den Weltfußball vielleicht zu beherrschen", kommentierte Hoeneß: "Und da kommt natürlich eine Komponente hinzu, die es in China nicht so gab: Es ist offensichtlich Geld in Hülle und Fülle da. Und wir haben das über unsere Ölrechnung zu bezahlen."

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Um den Angriff abzuwehren, müsse der Fußball insbesondere in Deutschland auf alte Werte setzen, erklärte Hoeneß - und auf neues Vertrauen in die Jugend. "Die können ja auch nur mit elf Spielern spielen und es gibt genug Talente auf der Welt", sagte der Bayern-Ehrenpräsident. "Wir müssen über eine sehr gute Nachwuchsarbeit versuchen, viele Spieler selbst zu entwickeln. Wir müssen dem also unsere Lebensqualität und Heimatverbundenheit entgegensetzen."

Die Investitionen Saudi-Arabiens in den Fußball und auch das von Hoeneß erwähnte Streben nach der Macht im Weltfußball haben zu scharfer Kritik geführt. Das in Europa als "Sportswashing" identifizierte Projekt soll auch dazu dienen, die Macht von Kronprinz Mohammed bin Salman innerhalb des Königreichs abzusichern. Saudi-Arabien wird vor allen Dingen aufgrund zahlreicher nachgewiesener Menschenrechtsverletzung kritisiert. Was jedoch auch die europäische Wirtschaft nicht davon abhält, mit dem Königreich Geschäfte zu betreiben.

Quelle: ntv.de, sue

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