Freiburg träumt weiter vom Pokal Union demütigt verunsicherte Hertha
19.01.2022, 23:19 Uhr
Der 1. FC Union ist und bleibt Berlins Nummer eins.
(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)
Der 1. FC Union Berlin bleibt der Topklub in der Hauptstadt. Im DFB-Pokal fertigen die Köpenicker Stadtrivalen Hertha BSC gekonnt ab. Derweil kann Freiburg dank Kunstschütze Grifo weiter vom Finale träumen. Den Breisgauern gelingt gegen Hoffenheim ein Sieg nach Maß.
Der 1. FC Union hat die neuen Machtverhältnisse im Berliner Fußball eindrucksvoll manifestiert. Durch ein 3:2 (1:0) bei Hertha BSC zogen die Eisernen nach zwei Jahren wieder ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein und demütigten ihren sportlich abgehängten Lokalrivalen nun auch in dessen Olympiastadion. Zwei Monate nach dem souveränen 2:0 im Bundesliga-Duell war das Team von Erfolgscoach Urs Fischer im Hauptstadt-Derby am Abend spielerisch und taktisch wieder überlegen. Die Hertha stemmte sich gegen die Niederlage, zeigte aber erschreckende Defensivschwächen.
Andreas Voglsammer (11. Minute) mit einem artistischen Seitfallzieher, Niklas Stark per Eigentor (50.) und Robin Knoche (55.) trafen für den Pokal-Finalisten von 2001, der sich nach dem ersten Auswärts-Derbysieg seit elf Jahren sogar gute Chancen auf eine Rückkehr ins Olympiastadion beim Endspiel am 21. Mai ausrechnen kann. Für die Hertha traf Suat Serdar doppelt (54., 90.+4). Trainer Tayfun Korkut muss die zähe Aufbauarbeit einer verunsicherten Mannschaft fortsetzen - am Sonntag im Heimspiel der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern München.
Hertha nach wenigen Sekunden in Bedrängnis
Und die Schmach für den Klub aus Charlottenburg deutete sich nach nur wenigen Sekunden an. Nicht mal zehn Sekunden waren gespielt, da prüfte Max Kruse Alexander Schwolow. Nicht mal eine Minute war gespielt, da musste der Hertha-Keeper gegen Voglsammer retten. Biss, Leidenschaft - die Eisernen brachten die Derby-Tugenden direkt auf den neu verlegten Rasen, nichts davon anfangs beim Gastgeber.
Die Führung der Unioner war nur die logische Konsequenz des anfangs deutlichen Leistungsunterschieds der Hauptstadtrivalen. Aus der eigenen Hälfte schlug Dominique Heintz den Ball auf der linken Seite auf Kruse. Der 33 Jahre alte Kreativgeist der Gäste flankte in die Mitte, eigentlich ein bisschen zu weit für Voglsammer. Doch der verwertete die Hereingabe in der Luft.
Tore fielen danach in einer rasanten Anfangsphase der zweiten Hälfte. Zunächst vergab Vladimir Darida eine Riesenchance aus kurzer Distanz für Hertha. Dann ging es Schlag auf Schlag: Stark schob den Ball ins eigene Tor zum zweiten Union-Treffer, Serdar traf aus spitzem Winkel zum Anschlusstreffer für die Hertha. Doch das Problem blieb, der Wille allein reichte bei der Korkut-Mannschaft nicht. Die massiven Defensivschwächen nutzte Knoche mit einem Billard-Tor aus, drei Treffer waren Union in einem Derby gegen Hertha noch nie gelungen.
Grifo entscheidet Baden-Württemberg-Duell
Unterdessen hat Kunstschütze Vincenzo Grifo die TSG 1899 Hoffenheim aus dem DFB-Pokal geschossen und lässt den SC Freiburg vom ersten nationalen Titelgewinn träumen. Der 28 Jahre alte Italiener erzielte am Abend beim 4:1 (2:0) im Achtelfinale zwei Tore (10. Minute/36./Handelfmeter) und entschied damit frühzeitig das Baden-Württemberg-Duell zugunsten der Breisgauer. Vor nur 500 erlaubten Zuschauern machte der TSG ein Eigentor von Rückkehrer Nico Schlotterbeck (53.) nur kurzzeitig Hoffnung. Kevin Schade (55.) und Ermedin Demirovic (67.) trafen zum Endstand. Ein später zweiter Treffer der Hoffenheimer durch Ihlas Bebou wurde wegen Abseits aberkannt.
Bei Hoffenheim misslang das Experiment, Stürmer Andrej Kramaric auf der Bank zu lassen, gehörig. Die sonst so offensivstarken Kraichgauer wirkten harmlos und erspielten sich kaum Chancen. Die ganz große Gelegenheit, im nach dem Ausscheiden von Bayern, Dortmund und Leverkusen stark dezimierten Pokal etwas zu gewinnen, hat nun der Sportclub, der bei dem wichtigen Sieg auch von der Rückkehr von Torhüter Mark Flekken und Schlotterbeck profitierte.
TSG-Fans fordern Einwechselung von Kramaric
In einer von Anfang an temporeichen Partie setzte der italienische Nationalspieler Grifo das erste Ausrufezeichen. Einen sauber vorgetragenen Konter der Gäste vollendete er mit einem sehenswerten Schlenzer. Die TSG war in der Rückwärtsbewegung viel zu langsam. Emotional wurde es nach gut einer halben Stunde, als sich TSG-Coach Sebastian Hoeneß nach einem Foul ein hitziges Wortgefecht mit Freiburgs Profis lieferte.
Diese konnten sich wenige Augenblicke freuen, nachdem Schlotterbeck den ausgestreckten Arm von Hoffenheims Bebou anschoss - Schiedsrichter Robert Schröder entschied auf Elfmeter, den wiederum Grifo sicher verwandelte. So war die Vorentscheidung schon vor der Pause gefallen. Der abgezockte Grifo stand sinnbildlich für überaus effiziente Freiburger. Die wenigen Hoffenheimer Fans forderten mit lauten Rufen eine schnelle Einwechslung von Kramaric. Der Kroate und Stürmer Dabbur kamen dann nach der Pause auch ins Spiel, womit Hoeneß seine ursprüngliche Aufstellung korrigierte. Das half kurzzeitig.
Kramaric war direkt an mehreren Szenen beteiligt: Auch das Eigentor von Schlotterbeck, der von der Linie klären wollte, leitete er maßgeblich mit ein. Doch die Freude über den Anschlusstreffer hielt nur kurz, quasi im Gegenzug vollstreckte Schade zum 3:1 und stellte damit den alten Abstand wieder her. Der Treffer von Demirovic brachte endgültig die Entscheidung.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa