Fußball

Wie reagiert der VfL Bochum? "Kompetenter" Trainer redet sich selbst trotz Horroraussichten stark

Peter Zeidler ist weiter voll bei der Sache.

Peter Zeidler ist weiter voll bei der Sache.

(Foto: dpa)

Der VfL Bochum ist das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga. Die Mannschaft von Peter Zeidler steht auch nach sieben Spieltagen noch ohne Sieg da. Und die Aussicht auf den ersten Dreier in den kommenden Wochen ist gering. Der Trainer ist angezählt, wirbt aber für sich.

Eines kann man Peter Zeidler nun wahrlich nicht vorwerfen: sein Engagement. Wohl kaum ein aktueller Trainer in der Fußball-Bundesliga coacht seine Mannschaft so aktiv wie der Trainer des VfL Bochum. Doch es gibt halt einen großen Haken: Das dauerhafte Eingreifen und Motivieren von der Seitenlinie bringt dem Klub keine Siege. Auch nach Spieltag sieben steht die Mannschaft "vonne Castroper" noch ohne Sieg da. Das hat sie nur mit Aufsteiger Holstein Kiel gemeinsam, der zuletzt aber Bayer 04 Leverkusen blamierte und dort einen Punkt raubte.

Optimisten, davon gibt es im Bochumer Umfeld allerdings seit jeher nur wenige Exemplare, könnten einwenden: Nach sieben Spieltagen ist noch niemand abgestiegen. Stimmt. Pessimisten, davon gibt es im Bochumer Umfeld mehr als Kanadagänse am nahen Kemnader Stausee, halten dagegen: Aber irgendwann musste halt auch mal gewinnen, sonst geht's eben runter. Stimmt auch. Extreme Pessimisten, auch sie sind weit verbreitet, blicken direkt mal auf den Spielplan und wenden sich schüttelnd ab: Der FC Bayern kommt, dann geht es zu Eintracht Frankfurt, ehe Bayer Leverkusen im Ruhrstadion vorstellig wird und dann geht's zum VfB Stuttgart. Man geht keine selbstzerstörerische Wette ein, wenn man den VfL auch nach Spieltag elf noch bei einem Punkt sieht.

Kläglicher Elfmeter

Ob Peter Zeidler die Topspiel-(oder Horror?)-Wochen noch erleben wird? Diese Frage wird nach diesem Samstag wieder diskutiert. Bei der längst noch nicht wieder stabilen TSG Hoffenheim gab es eine 1:3-Niederlage, ein 2:2 wäre möglich gewesen. Doch Lukas Daschner ließ kurz vor Ende die Riesenchance per Elfmeter liegen. Sein Schuss war so kläglich wie die ersten 45 Minuten seiner Mannschaft. Torwart Patrick Drewes verhinderte zur Pause eine durchaus mögliche Abreibung. Vor allem gegen Andrej Kramaric. Der erzielte erst die frühe Führung (11. Minute) und ließ dann zahlreiche Chancen aus. Und dann wurde er auch noch aus anderem Grund zum TSG-Matchwinner: Beim Bochumer Strafstoß gab er Oliver Baumann aber den entscheidenden Tipp. Der Kroate zeigte seinem Torwart an, in welche Ecke er springen sollte - und der folgte ihm.

Statt mit reichlich Glück einen Punkt im Kraichgau zu ergaunern, trotz durchaus erkennbarer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte, fahren die Bochumer mit dem nächsten Frusterlebnis nach Hause. Ob es auf der Heimreise ein Bier gab? Man weiß es nicht. Aber das Hopfengold war in den vergangenen Tagen zum Thema geworden. Der Coach erlaubte seinen Spielern, so hieß es in mehreren Medien, keinen Alkohol. Das sorgte für Verwunderung.

So weit ist es schon gekommen beim VfL! Als wären die Probleme nicht eh schon groß genug. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf Platz 15. Der bedeutet, das weiß man, den sicheren Verbleib in der Bundesliga. Und das ist das Ziel des Klubs. Schon jetzt ist klar: Es wird eine Mammutaufgabe. Und Zeidler sieht sich selbst als den Mann, der diese erfolgreich bewältigen kann. Nach der mindestens 45 Minuten lang erschütternden Leistung redete er sich und sein in diesem Sommer umgebautes Team stark: "Das ist eine Mannschaft, die lebt", sagte der 62-Jährige und warb für sich, als er auf seine Zukunft angesprochen wurde. "Dass ich mich voll identifiziere, dass ich fleißig und auch sehr kompetent bin, das weiß man. Sonst wäre ich vielleicht schon weg. Und weil dem so ist, bin ich Trainer beim VfL Bochum und hoffentlich noch sehr lange."

"Das ist so nicht zu akzeptieren"

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Bei vielen Fans ist diese Hoffnung allerdings nicht mehr sehr verbreitet. Im rasenden Tempo ist Zeidler vom Hoffnungsträger zu nicht mehr tragbaren Person geworden. Das gilt nur sportlich, menschlich ist der Trainer durchaus beliebt, weil er Nähe zulässt und viel kommuniziert. Zum Ende der Vorbereitung hatte Zeidler mit seinem mutigen Ansatz für großes Erstaunen gesorgt. Champions-League-Klub FC Bologna wurde besiegt und der französische Erstligist Le Havre gedemütigt (6:0). Zartes Gerede vom Europapokal im besten alle Fälle war plötzlich zu hören. Die Wahrheit ein paar Wochen könnte nicht brutaler sein: purer Überlebenskampf.

Dafür muss sich vieles ändern. Aber das ist so ein Satz, den man jede Woche über die Entwicklung des Teams schreiben kann. Immerhin mangelt es nicht an Selbstkritik aus den eigenen Reihen. "In der ersten Halbzeit hatten wir zu viele Totalausfälle, das war ein katastrophaler erster Durchgang. Das ist so nicht zu akzeptieren", sagte Stürmer Philipp Hofmann: "Wir müssen jetzt gewinnen, egal wer kommt." Auch weiterhin mit Zeidler an der Seitenlinie? "Das sollen andere entscheiden", meinte der VfL-Angreifer, "dazu will ich mich nicht äußern." Die "Bild"-Zeitung fragte bereits: Fliegt jetzt Peter Zeidler? Es ist die große Frage "anne Castroper". Die Antwort, ungewiss. Nach Informationen des stets gut informierten Portals "Tief im Westen – Das VfL-Magazin" gibt es bei den Verantwortlichen gegensätzliche Meinungen. Was im Falle einer Entscheidung gegen Zeidler die nächste Frage aufwerfen würde: Wer könnte denn übernehmen und tatsächlich das Ruder rumreißen?

Quelle: ntv.de

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