"Es fühlt sich scheiße an" Der Flutschfinger verhindert den "Match"-Wimmer
25.01.2025, 06:32 Uhr
Patrick Wimmer spielte wie aufgedreht.
(Foto: IMAGO/ZUMA Press Wire)
Der VfL Wolfsburg lässt im Kampf um die Europapokalplätze wichtige Zähler gegen Holstein Kiel liegen. Der Aufsteiger aus dem Norden scheint längst geschlagen, ehe er doch nochmal zuschlägt. Entsprechend schlecht ist hernach die Laune bei den "Wölfen".
Der Freitagabend in Wolfsburg war überraschend aufregend und turbulent. Die Ansetzung heimischer VfL gegen Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel hatte das nicht unbedingt erwarten lassen. Aber nach über 90 Minuten stand ein 2:2 (0:1), das unterhaltsam war und den Gastgebern so richtig die Laune verhagelte. Mit einem Sieg wäre der VfL vorübergehend ganz nah an die Champions-League-Ränge herangerutscht. Und der schien eigentlich längst unter Dach und Fach, ehe Steven Skrzybski in der 80. Minute zuschlug. Sein nicht besonders harten Schuss aus besonders günstiger Position rutschte Wolfsburgs Keeper Kamil Grabara zum 2:2 durch.
Die Kieler, so ehrlich muss man sein, waren zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich lebendig gewesen. Nach einer starken ersten Halbzeit, in der sie den VfL mit den Tugenden "laufen, kratzen und beißen", wie es Kapitän Timo Becker nannte, gut in Schach hielten, waren sie nach der Pause schwindelig gespielt worden. Allen voran von Patrick Wimmer. Den Österreicher hatte Trainer Ralph Hasenhüttl, ebenfalls Österreicher, ins Rennen geschickt. Es war an diesem Abend seine beste Idee. Wimmer spielte, als hätte er eine viel zu große Dosis eines bekanntes Wachmachergetränks aus der Alpenrepublik zu sich genommen.
Mit Wimmer kommt die große Power
In der 50. Minute lief er der Kieler Abwehr davon, nahm ein prima abgestimmten Pass von Jonas Wind an und legte den Ball elegant und mit etwas Glück, Timon Weiner war noch dran, zum 1:1 ins Tor. Drei Minuten später lief es umgekehrt. Wimmer schlug eine Ecke in den Kieler Strafraum, dort stieg Wind am höchsten und traf. Das wieder einmal nicht volle Stadion feierte, so fern die Fans den Grün-Weißen zuneigt waren. Und die dachten gar nicht daran, die Gäste aus dem rasant drehenden Karussell zu entlassen. Zwei Minuten nach der Führung haute Wimmer den Ball an die Latte, weitere acht Minuten später an den Pfosten. Wolfsburg brachte eine wahnsinnige Energie auf den Platz und Kiel wusste gar nicht mehr, wie ihnen geschah.
Wolfsburg vergab weitere Chancen, auch wenn diese nicht mehr die allerhöchste Qualität hatten und dann, aus dem absoluten Nichts, traf Kiel. Dem Spiel war nun der Stecker gezogen, die Energie der Gastgeber weg und die Gäste hatten auch nichts mehr zu bieten. Und so fühlte sich der resignierte VfL-Kapitän Maximilian Arnold "wie in einem schlechten Film. Wir haben zwei Punkte verloren, ganz klar", sagte er bei DAZN.
"Wir hätten mehr verdient"
Die in dieser Saison so effizienten und torhungrigen Wölfe hatten gegen die schwächste Defensive der Liga einen möglichen Sieg hergeschenkt. "Wir müssen mehr als zwei Tore schießen, die Chancen waren dafür da. Es tut sehr weh. Die zwei Punkte, die wir heute verloren haben, werden uns noch richtig wehtun", sagte Hasenhüttl. "Das war eigentlich fast keine Torchance, trotzdem war es ein Tor", ärgerte sich der Trainer massiv über den Ausgleich. Er störte sich auch an dem Auftritt im ersten Durchgang: "Das war eine Nicht-Leistung". In der zweiten Halbzeit sei die "Reaktion sehr gut" gewesen.
Und niemand in Wolfsburg sah das anders: "Es fühlt sich scheiße an, dass wir nur mit einem Punkt dastehen. Wir hätten mehr verdient und hatten genug Chancen", sagte der verhinderte "Match"-Wimmer, der sich Mitte der zweiten Halbzeit noch die fünfte gelbe Karte der Saison abholte und damit nächste Woche gesperrt ist.
Richtig in Rage war Sportdirektor Sebastian Schindzielorz: "Dann hast du es auch nicht verdient, wenn du die entscheidenden Situationen vor dem gegnerischen Tor und vor dem eigenen Tor nicht zu Ende bringst", klagte er. "Wir müssen den Rhythmus zu Hause selber diktieren. Das tust du nur, wenn du mit breiter Brust und einer Klarheit in deinem Spiel auftrittst." Kiels Trainer Marcel Rapp sprach von einem "glücklichen Punkt", sah sein Team, das mit zwölf Punkten auf einem direkten Abstiegsplatz liegt, aber auf Kurs: "Wenn ich die Tendenz der letzten Wochen sehe, sind wir absolut auf dem richtigen Weg." Zuletzt hatten die Kieler unter anderem den BVB geschlagen (4:2), aber auch das Kellerduell gegen Hoffenheim verloren (1:3).
Quelle: ntv.de, tno