Fußball

Real Madrid legt sich zu Füßen Zidane hat die schönste Aufgabe der Welt

Zinédine Zidane schwebt bei Real Madrid über allem.

Zinédine Zidane schwebt bei Real Madrid über allem.

(Foto: www.imago-images.de)

Zinédine Zidane ist zurück bei Real Madrid. Der Auftrag: Eine neue Ära im Weltfußball einleiten, auch wenn der Franzose mal Teil des Problems war. Jetzt bekommt er die Gelegenheit, seine Versäumnisse auszumerzen - was für eine großartige Chance.

"Der beste Trainer der Welt ist zurück in Madrid", sagte Real-Präsident Florentino Pérez auf der Pressekonferenz zum Amtsantritt von Zinédine Zidane. Und ja, Zinédine Zidane ist der beste Trainer der Welt – zumindest für das Real Madrid dieser Tage. Und die Wiederbelebung der gebeutelten "Königlichen" ist die schönste Aufgabe, die Zinédine Zidane in den Schoß fallen konnte. Denn Real liegt spätestens seit der 1:4-Heimklatsche gegen Ajax-Amsterdam und dem damit verbundenen Champions-League-Aus sportlich am Boden, der königliche Kader zeigt Auflösungserscheinungen bis hin zur offenen Rebellion. Der Franzose ist nun nach 284 Tagen Abwesenheit zu "seinem" Klub zurückgekehrt und wie zu lesen ist, wurde ihm dieser zu Füßen gelegt. Die spanische Presse meldet, dass sich der neue Trainer absolute Kontrolle über den sportlichen Bereich hat zusichern lassen, er alleine darf über Abgänge und Neuverpflichtungen entscheiden. Das ist ein einzigartiges Zugeständnis in einem Verein von der Historie Reals, mit einem Mann an der Spitze, der für sein Geld auch gerne und viel mitreden möchte.

Zidane aus seinem Sabbatical zurück geholt zu haben, war zweifellos ein kluger Schachzug von Präsident Florentino Pérez. Die Fans sind elektrisiert, der Ärger der vergangenen Tage und die Kritik an der Kaderzusammenstellung sind erstmal vergessen gemacht. Der Franzose ist nicht nur bei "Los Blancos" eine Lichtgestalt, er ist unangreifbar, unzufriedene Spieler werden es künftig schwerer haben, ihre Agenda bei Fans oder Presse zu platzieren. Ab sofort spielen die hochbezahlten Edelkicker für eine Zukunft bei Real vor. Zumindest für Gareth Bale dürfte die Zeit bei Madrid zu Ende gehen, den Waliser wollte Zidane schließlich schon zum Ende seines ersten Engagements loswerden, wie spanische Medien wissen. Die unzufriedenen Stars Marcelo und Isco absolvierten am eigentlich freien Dienstag bereits freiwillige Sonderschichten. Der Zidane-Effekt setzt also bereits ein.

Schwierige Aufgabe mit doppeltem Boden

"Ich sehe nicht klar, dass wir weiter Erfolg haben werden", hatte der Weltmeister von 1998 nach dem dritten Champions-League-Triumph in Serie bei seinem Abschied gesagt und sich damit von einem Team verabschiedet, das satt und in Teilen überaltert auf dem Zenit angekommen war. Einen Umbruch einzuleiten und durchzuziehen, daran hatte der Franzose im Mai 2018 offensichtlich kein Interesse mehr. Wohl auch, weil er damals müde und nicht mit der Macht ausgestattet wurde, die man ihm jetzt ultimativ angetragen hat. Die muss er nun nutzen, um einen nicht funktionierenden Kader umzubauen, in dem zu viele Leistungsträger über 30 sind und in dem zu viele junge Spiele (noch) nicht an der großen Geschichte des Vereins mitschreiben können. Der gefeierte Rückkehrer muss kurzfristig "nur" die neuerliche Champions-League-Qualifikation retten – und am besten noch die inoffizielle Stadtmeisterschaft einfahren, was angesichts von fünf Punkten Rückstand auf Atlético Madrid aber schwer werden dürfte.

In den kommenden Monaten kann der neue Trainer dann in relativer Ruhe eine neue große Mannschaft formen, die ganz nach seinem Geschmack ist, von drei Großtransfers war schon die Rede. Er muss beweisen, dass er noch mehr junge, hochbegabte Spieler wie Vinicius Junior weiter entwickeln und effektiv in ein Team einbauen kann, wie es ihm in seiner ersten Amtszeit mit Casemiro gelungen ist. Stars werden kommen, Stars werden gehen müssen, alleine Zidane entscheidet darüber. Keine Kompromisse. Es ist die ultimative Herausforderung mit den ultimativen Möglichkeiten an der Hand. Es geht um nichts weniger als um den Start einer neuen Ära im Weltfußball aus den Trümmern einer alten. Die Königlichen sind tot, lang leben die Königlichen!

Sollte er scheitern, wäre sein Denkmal in Madrid kaum beschädigt, zu bedeutend sind die Verdienste des Franzosen um den Klub. In den letzten knapp 300 Tagen hat sich bei Fans und Vereinsführung ganz offenbar der Eindruck verfestigt: Ohne Zidane geht es nicht, auch wenn der Trainer damals nach seinem überraschenden Abschied nach Saisonende ein Team übergeben hat, dessen Probleme immer wieder von der Effizienz eines Cristiano Ronaldo überdeckt wurden und die auch Zidane (noch) nicht zu lösen willens oder imstande war. Der Übergalaktische hatte acht Monate Zeit zur Analyse, er konnte die zum Ende der ersten Amtszeit leeren Batterien wieder aufladen - er ist perfekt vorbereitet, eine große Aufgabe zu bewältigen und als Trainer endgültig so groß zu werden, wie er es als Spieler war. Es ist die ultimative Chance. Es muss schön sein, genau jetzt Zinédine Zidane zu sein.

Quelle: ntv.de

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