
Was war hier denn los?, fragten sich viele Fußballfans.
(Foto: imago/HJS)
Es ist einer dieser TV-Momente, die man nicht vergisst. Als der Aufsichtsratsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern im August 2002 morgens im "Doppelpass" sitzt, reibt sich ein Millionenpublikum verwundert die Augen.
Beim 1. FC Kaiserslautern ging in dieser Saison 2002/03 so manches drunter und drüber - und von zwei Aktionen erzählt man sich noch heute. Unter dem Motto "Haste mal die Telefonnummer?" verbrannte der Klub auf einen Streich richtig viel Geld. Denn viel mehr als ein schneller Blick und ein Lächeln kostete Spielerberater Wolfgang Fahrian die Sache nicht - den 1. FC Kaiserslautern aber immerhin 75.000 Euro. So viel zahlte Atze Friedrich, der Präsident des 1. FCK, an Fahrian für die Nummer des Beraters Basilevic, der den Spieler Taribo West vertrat. Eine stolze Summe, die nicht nur zeigte, in welchen finanziellen Dimensionen in der Bundesliga mittlerweile gedacht werden musste, sondern auch, welch ein Irrsinn sich hinter den Kulissen abspielte. Taribo West kam übrigens tatsächlich zum 1. FC Kaiserslautern, lief aber nur ganze zehnmal für den Verein auf.
Und dann waren da noch die wohl seltsamsten "Doppelpass"-Minuten in der Geschichte der beliebten TV-Sendung am Vormittag. Irgendwann an diesem 18. August 2002 sagte der sichtlich irritierte Aufsichtsratsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern, Robert Wieschemann, "Ich bin ja einverstanden, wenn Sie Ihren Spaß haben" - und schaute in verdutzte Gesichter, die kaum glauben konnten, was sich da gerade vor ihren Augen abspielte.
"Wir haben ein Defizit an Durchblick - alle!"
Es war ein wahrhaft denkwürdiger Vormittag für ein Millionenpublikum daheim vor den TV-Geräten. Als der Moderator der Sendung, Rudi Brückner, verkündete, er wolle den Trainer der Pfälzer, Andi Brehme, gar nicht zitieren, es schließlich aber doch tat und berichtete, dass dieser über Wieschemann gesagt habe, der erzähle sowieso nur dummes Zeug und habe keine Ahnung, ging erstmals ein erstauntes Raunen durchs Publikum.
Wieschemann war sichtlich nervös, verwechselte Wörter und erfand einige komplett neu. Dabei wirkte er die ganze Zeit über seltsam fahrig. Er sagte Sätze wie diesen: "Man muss hier die notwendige Delikatess wahren. Und bitte, ich kann es nicht ändern. Wenn Sie wollen, dass ich den Namen preisgebe, so ist das Ihr gutes Recht, aber es ist nicht Ihre …" (Der Satz endet mitten im Nichts.) Legendär sind auch folgende Ausschnitte des Gesprächs: "Wir brauchen Klose überhaupt nicht zu vergeben. Also, der ist bei uns in sicheren Tüchern", und: "Die Sprachlosigkeit von Andi Brehme ist eine Gesundung, nee, Entschuldigung, ist eine Fehlerhaftigkeit im Sein." Als Wieschemann schließlich zugab: "Wir haben eine anormale Satzung", konterte Karl-Heinz Feldkamp: "Von dir ausgearbeitet", und Wieschemann bestätigte treuherzig: "Ja, von mir ausgearbeitet!"
Höhepunkt des Tages war allerdings folgender Gesprächspart. Wieschemann: "Wir haben zweifellos Schwierigkeiten mit der Umsetzung dessen, was geplant ist. Und wir haben eine … Wie soll ich sagen? Wir haben eine …" Brückner: "Frei raus!" Wieschemann: "Ja. Wir haben ein Defizit an …" Karl-Heinz Feldkamp: "Mitarbeit?" Thomas Herrmann: "Kommunikation?" Wieschemann: "Kommunikation. Ja! Wir haben … ich wiederhole jetzt meinen Satz von vorhin: Wir haben ein Defizit an Durchblick und … ja … an Durchblick!" Brückner: "Wer hat den? Sie als Aufsichtsrat?" Wieschemann: "Nein, wir haben ein Defizit an Durchblick - alle! Und wir sind total be …" Brückner: "… beschränkt in der Überlegung, was Fußball angeht. Oder was wollen Sie sagen?" Wieschemann: "Ja!"
Cacaus Tipp für warme Füße
Ein Kampf um den Titel fiel in dieser Saison 2002/03 aus. Bayern München dominierte die Liga und feierte bereits am 30. Spieltag die Meisterschaft. Es zahlte sich aus, dass die Bayern vor der Saison für insgesamt knapp 18 Millionen Euro Michael Ballack und Zé Roberto von Bayer Leverkusen erworben und so für den nach Wolfsburg wechselnden Stefan Effenberg mehr als nur Ersatz geschaffen hatten. Dass die gleichzeitige Schwächung der Bayer-Elf so stark ins Gewicht fiel, hatten allerdings auch die Experten in dieser Form nicht erwartet.
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Stefan Effenberg trat nach seinem Gastspiel in Wolfsburg am Ende der Spielzeit von der Bundesligabühne ab und sorgte zum Abschied mit seinem Buch "Ich hab's allen gezeigt" noch einmal für viel Aufregung. Der Medienrummel bei der Vorstellung seines Werks im Berliner "Kulturkaufhaus Dussmann" war riesig. An seiner Seite präsentierte der scheidende Wolfsburger als weibliches Fressen für den Boulevard seine Freundin Claudia Strunz (genau, die ehemalige Frau von Thomas). Eine der Journalistenfragen an diesem Tag war die nach einem Buch, das Effenberg selbst richtig gut finden würde. Der ehemalige Nationalspieler antwortete ernsthaft und überlegt: "Hitlers Tagebuch - das hat mich dann doch interessiert." Die Schlagzeilen für die Artikel des nächsten Tages standen so bereits frühzeitig fest.
Obwohl nicht als Generalabrechnung geplant, boten die zahlreichen Anekdoten im Buch genug Angriffsfläche für gekränkte Fußballerseelen. Auch Effenbergs ehemaliger Mitspieler Lothar Matthäus kam nicht gerade gut weg: "Ein paar andere Dinge am 'Menschen' Lothar Matthäus gingen mir aber schnell ganz gewaltig auf den Keks. Allein seine Auftritte im Kreis der Nationalmannschaft! Lothar war garantiert der Lauteste. Er war ein absoluter Experte darin, seine Klappe immer und überall aufzureißen. Wenn Fritz Westermann, der damalige Koch der Nationalmannschaft, sein wunderschönes Büfett aufgebaut hatte, war es für alle Spieler selbstverständlich, aufzustehen, sich einen Teller zu nehmen und sich zu bedienen. Auch Berti Vogts und die anderen Trainer luden sich selbst was auf den Teller. Nur für den guten Lothar war alles ein bisschen anders. Er schrie quer durch den Raum: 'Hör mal, Fritz, mach mal was fertig für mich!'" Selbstverständlich kamen die Worte beim Rekordnationalspieler nicht sonderlich gut an.
Und zum Abschluss noch ein Tipp für kalte Tage von Jeronimo Claudemir Barreto, besser bekannt unter seinem Namen Cacau. Der spätere deutsche Nationalspieler verriet damals ein Geheimnis, das er bisher lieber für sich behalten hatte, aus Angst, seine Nürnberger Mannschaftskameraden könnten ihn auslachen. Aus diesem Grund hatte er sein ganz spezielles Ritual zuvor alleine und versteckt auf der Toilette vollzogen. Vor jedem Spiel rieb Cacau frisch gemahlenen Pfeffer auf seine eingecremten Füße. Nürnbergs Brasilianer erzählte verlegen: "Ein Rezept meiner Mutter. So bleiben meine Füße warm, und ich behalte im kalten deutschen Winter mein Ballgefühl."
Quelle: ntv.de